Bewertung: 4 / 5
Darstellerisch gibt es also gemessen am filmisch Erforderlichen nichts zu bemängeln. Die Figuren haben Reihentypisch nur die für die Story nötige Tiefe und der Film weiß glücklicherweise damit umzugehen. Das Ruder haben dieses mal die beiden Regisseure Marlind und Stein übernommen, die vor allem auf eines setzen: Action. Und das nicht zu knapp. Bereits der Einstieg zeigt sich sehr rasant und absolut gelungen. Im Laufe des Films bedienen sie sich einer Mischung aus typischen Underworld-Elementen und einigen neuen Zutaten, die der Story um Vampire und Lykaner neue Würze verleihen. Dabei geht es durchaus ordentlich zur Sache und für Zartbesaitete ist der Film sicherlich nichts. Die Kampfszenen geizen nicht mit Splatter und das bringt das Tempo des Films noch eine Ebene nach vorne. Allerdings stört es nicht oder wirkt übertrieben, sondern zeigt lediglich die Härte mit der die Gegner zu Werke gehen.
Schließlich gibt es in diesem Teil der Reihe den erzählerischen Kniff zu vermerken, dass Vampire und Lykaner jetzt die gefährdeten Spezies sind und von den Menschen mittels gezielter Säuberungsaktionen gejagt werden. Im Zuge dessen seien insbesondere die ziemlich genial im Stil einer Nachrichtensendung inszenierten Opening-Credits zu nennen, die der Story ein Grundgerüst liefern. Leider ist zu sagen, dass diese Bedrohung durch die Menschen für den weiteren Verlauf der Geschichte eher im Hintergrund steht und der Rote Faden hier zunächst klar auf der Suche nach Antworten und Michael durch Selene liegt. Die Hoffnung bleibt, dass dieses gut etablierte Grundgerüst mit den Vampiren als Spezies im Untergrund in einem potenziellen fünften Teil stärker in den Fokus rückt. Dieser Ansatz wäre für die Filme nämlich sicherlich nicht der schlechteste und würde der Fehde zwischen Vampiren und Lykanern eine neue Facette hinzufügen, die eventuell auch Allianzen nötig machen würde, von denen bisher nicht zu reden war.
Effekttechnisch macht der Film nicht viel falsch. Die Splattereffekte sitzen, die glücklicherweise eher sparsam eingesetzten Zeitlupen-Szenen passen auch ins Bild und die Action ist sehr handfest. Dabei spürt man natürlich weiterhin den übernatürlichen Ursprung der meisten Akteure und dementsprechend gibt es gerne auch hier und da mal besonders weite Sprünge oder Kontrahenten werden meterweit durch die Luft geschleudert. Trotzdem weiß das alles sehr zu gefallen und passt super zusammen. Störend auszumachen ist lediglich das ärgerliche, weil kaum vorhandene, 3D. Die Tiefenwirkung während des Films ist lächerlich und lediglich in den Kampfszenen sieht man etwas mehr von dem Effekt. Dieses 3D, das insbesondere Auswirkungen auf die Kartenpreise hat, hätte man sich definitiv sparen können. Es ist nicht notwendig und hätte zugunsten eines etwas helleren, bzw. kontrastreicheren Bildes gerne weggelassen werden können. Aber sei´s drum, das ist eher Meckern auf hohem Niveau im Bereich der Effekte.
Was die Laufzeit von gerade mal 88 Minuten inklusive Abspann angeht durfte man zuvor auch eher skeptisch sein. Allerdings war auch bereits Rise of the Lycans mit nur 92 Minuten ebenfalls nur wenig länger und konnte trotzdem überzeugen. Störend wirkt die kurze Dauer in keinem Fall. Natürlich hätte man sich mehr Tiefe für die Entwicklung der Geschichte und die Charakterzeichnung gewünscht, aber mit seiner sehr knackigen Laufzeit funktioniert der Fluss im Film hervorragend. Ohne jegliche Längen kommt der Film mit ordentlichem Tempo stets gut voran und das weiß zu gefallen. Und auf eine etwaige längere Fassung darf man ja dank der Medien BluRay und DVD trotzdem als Fan hoffen. So wie er ist, wirkt der Film allerdings sehr gut und die Länge ist hier auf keinen Fall als negativ anzukreiden.
Fazit:
Underworld Awakening hat mich voll und ganz überzeugt. Klar hat der Film durchaus seine Schwächen. Insbesondere das 3D konnte nicht überzeugen und störte eher durch die Abdunklung des Bildes. Auch die etwas stiefmütterlich behandelte Story stößt etwas sauer auf, aber das vermag den positiven Gesamteindruck kaum zu schmälern. Kate Beckinsale rockt in diesem Film ordentlich und durch die knackige Laufzeit kommt es auch nicht zu unnötigen Längen. Die Effekte passen, die Geschichte von Underworld wird gelungen fortgeführt und die Tür zu einer Fortsetzung, in der dann sicherlich der Konflikt mit den Menschen in den Fokus rückt, steht sperrangelweit offen. Damit haben Fans der Reihe auf jeden Fall alles was sie sich gewünscht haben. Wer zuvor mit Underworld nichts anfangen konnte, wird auch durch diesen Film sicherlich nicht bekehrt werden.
Für mich jedoch bekommt der Film
8/10 Punkten bzw. 4/5 Hüten,
weil er mich als gelungene Fortführung der Underworld-Reihe sehr gut unterhalten hat und definitiv ein würdiger Nachfolger ist. Awakening stellt meines Erachtens den besten Underworld seit dem ziemlich genialen ersten Film dar und die Fortsetzung darf gerne kommen, wenn die Qualität so hoch bleibt.
Definitive Anschau-Empfehlung für alle Underworld-Fans und alle, die mal wieder ECHTE Vampire und Werwölfe sehen wollen und von den Twilight-Turtelvampirchen mit ihren Schoßhündchen genug haben. Für Actionfans ist der Film sicherlich auch einen Blick wert, ansonsten sollte man zumindest die anderen Filme der Reihe gesehen haben, damit man die vielen Anspielungen versteht.