Anzeige
Anzeige
Anzeige

Up in the Air

Kritik Details Trailer News
Up in the Air Kritik

Up in the Air Kritik

Up in the Air Kritik
5 Kommentare - 06.05.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Up in the Air" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der Vielflieger Ryan Bingham (George Clooney) reist durch die Staaten, um Menschen zu feuern. Das ist sein Job und er ist gut darin, weil er seinen Klienten auf eine sehr gelungene Weise das Ende ihrer Stelle beibringt. Eines Tages begegnet er Alex (Vera Farminga), die aus ähnlichem Holz gebaut scheint, wie er und glaubt in ihr die Frau seines Lebens gefunden zu haben.

In welchen Sphären die Wahrheit stattfindet, weiß man so einfach nicht zu beantworten am Ende des Tages. Wo sie allerdings ganz sicher nicht stattfindet, daß ist im Konservatismus. Was alt ist, kann keinen Fortschritt bringen. Und was keinen Fortschritt bringt, daß führt die Menschheit nicht weiter, sondern trägt maximal zu ihrem Erhalt bei. Hoch über den Wolken findet da sicherlich auch keine Wahrheit statt. Und Up in the Air ist eigentlich ein Paradebeispiel für den paradoxen Konflikt, den eben jene Menschen ausleben. Es gibt da ein System, dessen Funktionäre entmenschlicht erscheinen. Die Hauptfigur des Ryan Bingham hat einen Job, der relativ unüblich ist. Er reist nämlich um den gesamten Globus, um Menschen zu feuern. Geschönt und mit den richtigen Worten erzählt er davon, daß die Arbeitskraft nun keinen Platz mehr an der Stelle hat. Und da kommen sie auf, die schweren Schicksale, die ein kaputtes Sozialsystem in den Staaten auch nicht auffangen kann. Immer wieder hört und sieht man ja, daß gerade Menschen, die nach deutschem Maßstab das Rentenalter erreicht haben, nun doch noch mehrere Jobs annehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Die Sorgen des kleinen Mannes sind hier aber gar nicht mal vergleichbar, mit dem Luxus, den man sich hier in Deutschland etwa gönnt. Darüber hinaus steckt da eine erschreckend moderne Wahrheit drin, die leider durch ein ganz anders gelagertes Problem nicht so ganz zu identifizieren ist.

Trailer zu Up in the Air

So ist es eben jener paradoxer Begriff, der dafür sorgt, daß daß man dieses Werk verstehen, aber nicht nachvollziehen kann. Denn das gesellschaftliche Problem, daß hier von Jason Reitman so bitter und vor allem Böse aufgezeigt wird, scheint mit dem einzigen bekämpft werden zu können, welches dem pervertiertem Kapitalismus noch Einhalt gebieten kann. Und so macht es Hollywood seit Jahren, der intellektuellen Krisen, die mehr und mehr Menschen durchleiden, ohne dabei überhaupt verstehen zu können, daß die Lösung teil des Problems ist. Um das aufzudröseln, muss man zum Anfang. Und so zeigt der Film, daß dieser Ryan Bingham eben gar nicht in der Lage ist, ob seines eigenen Charakters, oder auch diesem Job, der ihn rund um den Globus führt, eine Beziehung einzugehen. Die Liebe also, die es dem konservativen Wertebild ermöglicht, kleine Versionen ihres Selbst in die Welt zu setzen, und damit den Erhalt und den Fortbestand zu sichern. Der Punkt ist schlicht und ergreifend, daß sich das beißt. Man kann nicht ständig arbeiten und eine Familie gründen. Und der Film will letztlich auch darauf hinaus, daß es doch der eigene Charakter, das Ergreifen von Chancen, in Form von Polygamie dafür sorgt, daß die Figur nicht zur Ruhe kommt. Insofern sind natürlich der Handlungsort und das Fliegen als Symbol durchaus greifbar.

George Clooney verkörpert diese Figur auch ziemlich treffend, weil er eine klare Fassade aufrechterhalten kann. Er ist eben dieser harte Hund, der mit Blicken töten kann. Nichts scheint ihn so richtig aus der Bahn zu werfen und wenn er jemandem schonend beibringt, daß er seinen Job verliert, übernimmt er nur die Rolle eines Mittelsmannes. Insofern muss er sich von allem abschotten, was ihn Gefühle empfinden lässt. Der Charakter spiegelt insofern ein modernes Problem wider, indem er eben die Entmenschlichung durch den Kapitalismus repräsentiert. Auf der anderen Seite steht da der Kontrast in Form on Anna Kendricks Figur. Sie ist neu in dem Gewerbe und man merkt sofort, daß ihr das Ende von Existenzen durchaus nahe geht. Es gibt da einen Zusammenbruch und hier zeigt der Film durchaus seine menschliche Seite. Wenngleich das auch eben so plakativ daherkommt, ist eben genau das, was der Mensch im Gegenüber sucht. Spannend dabei ist ja, daß dieses System Menschen gegeneinander ausspielt. Wenngleich es nicht offenkundig ist, so zeigt Up in the Air die Hilflosig- und Verständnislosigkeit des Individuums im direkten Wettbewerb, indem eben alle Menschen gegeneinander ausgespielt werden. Da kann die neoliberale Allzweckantwort des sich selbst regelnden Marktes auch nicht mehr helfen und wird offenkundig auch widerlegt. Dabei möchte Up in the Air gerne sehr zynisch und abgeklärt daherkommen. Und sicherlich ist das Werk es auch in einigen Belangen, doch gerade, wenn es um den Kern, die Analyse und die Lösungsfindung geht, ist der Film dabei einfach zu banal. Sicher mag das auch ein zu großer Stoff sein, wenn es um einen Film geht. Doch die Wahrheit ist, man setzt alles, oder eben nichts.

Im Anblick der Weltfinanzkrise, die 2007 über den Planeten hineinbrach, scheint das Werk mit etlichen, ungerechtfertigten Entlassungen durchaus am Puls seiner Zeit gewesen zu sein. Doch das Spannende am Werk ist auch, daß Up in the Air trotz seiner sehr speziellen, will meinen originellen Prämisse, wie auch seiner Geschichte irgendwie zeitlos ist. Sowas kommt ja selten vor, weil die Welt stetig im Wandel ist und sich eben die Geschichte bewegt. Allerdings scheint es in Zeiten der Postmoderne so ein wenig zu einem Stillstand gekommen zu sein. Wenngleich man natürlich darüber streiten darf, ob es überhaupt jene Zeit gibt. Und so zeigt der Film insbesondere auch auf, wie schnell die Welt Menschen ausspuckt. Die Existenz ist nicht zu retten, wenn es eben keine Existenz mehr gibt.

Über den Wolken, ist die Freiheit sicherlich grenzenlos, doch wenn Up in the Air startet, geht es eher um irdische Belange. Dabei ist dieser Film sehr pointiert und tatsächlich unglaublich clever geschrieben. Vielleicht etwas zu nahe am Kitsch, der ja die Lösung aller Probleme zu sein scheint, doch Originalität, findet sich da ebenso. Und das kann man tatsächlich nur noch selten von Filmen behaupten.

Up in the Air Bewertung
Bewertung des Films
710

Weitere spannende Kritiken

Kung Fu Panda 4 Kritik

Kung Fu Panda 4 Kritik

Poster Bild
Kritik vom 17.03.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Po (Jack Black) soll auf Anweisung seines Meisters Shifu (Dustin Hoffman) einen neuen Drachenkrieger als Nachfolger auswählen. Er selbst soll nämlich die Rolle des spirituellen Führers einnehmen. Doch Po ist noch nicht bereit die Rolle des Drachenkriegers aufzugeben, in der er sich so...
Kritik lesen »

Wolverine - Weg des Kriegers Kritik

Userkritik von Raven13

Poster Bild
Kritik vom 16.03.2024 von Raven13 - 2 Kommentare
Diese Kritik ist spoilerfrei! "Wolverine: Weg des Kriegers" ist in meinen Augen der verkannteste Film der X-Men-Reihe. Den niedrigen IMBD-Wertungsspiegel des Films kann ich absolut nicht nachvollziehen. Für mich einer der besten Filme der gesamten X-Men-Filmreihe. Die Handlung spielt nach &bd...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Horizont erweitern

Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!
5 Kommentare
Avatar
ProfessorX : : Moviejones-Fan
04.06.2023 09:51 Uhr | Editiert am 04.06.2023 - 09:52 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.016 | Hüte: 42

@luhp92

Ich mag Clooney tatsächlich auch sehr gerne, wenn er so charmante Arschlöcher, besser gesagt nur Arschlöcher gibt. Insofern, wirklich toll.

Bei Kendrick ist halt das Problem, daß ich The Accountant noch nicht gesehen habe. Kommt man nicht so einfach dran, ist aber auch nicht so meine Priorität, weil ich denke, ich möchte mehr in der Vergangenheit stöbern, als ständig in den 2010ern. Bei mir liegen zur Zeit eben solche Sachen wie "Pakt der Wölfe", "Papillon", "Frühstück bei Tifannay", die Musketiere-Trilogie von Richard Lester, "Cleopatra", "Ekel" oder auch "Das Phantom der Oper" auf meinem Stapel, insofern genug zu tun ^^

@Tiin

Wie gesagt, gehe ich vollkommen mit. Man kann hier defintiv mehr geben. Ich weiß aber, daß eben viele Filme beim zwoten Mal dann in meinem Ansehen sinken. Insofern gebe ich meistens lieber die geringere Punktzahl.

Consider that a divorce!

Avatar
TiiN : : Goldkerlchen 2019
04.06.2023 09:39 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.975 | Reviews: 173 | Hüte: 604

Mir gefällt Up in the Air ebenfalls recht gut. Ich persönlich gab dem Film 8 von 10. Das ernste Thema wird unaufgeregt und irgendwie herzlich erzählt. Zudem wie luhp92 schon ansprach stimmt die Chemie zwischen Clooney und Farmiga einfach. Neben The Departed ist das meiner Meinung nach zudem die beste Rolle von Vera Farmiga.

In Summe vielleicht etwas zu seicht bzw. zu unaufgeregt für einen richtig großen bzw. starken Film, aber definitiv gut. Steht seit Jahren in meinem Bluray Regal.

Freut mich, dass du dir die Zeit für Up in the Air genommen hsat.


MJ-Pat
Avatar
luhp92 : : BOTman Begins
04.06.2023 03:00 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@ProfessorX

Ich habe Clooneys Part hier als komplettes Schauspiel empfunden, er hat die Rolle komplettiert und ist in ihr aufgegangen.

Ich habe Clooney in meinem Oscar-Ranking der Besten Hauptdarsteller 2010 jetzt sogar über Morgan Freeman in "Invictus" (einer meiner absoluten Lieblingsfilme) gestellt, sowas war für mich bisher ein Ding der Unmöglichkeit^^

Von Anna Kendrick kenne ich abseits von "Up in the Air" ohnehin nur eine Handvoll Filme. Twilight 1-3, Scott Pilgrim und The Accountant. Oft spielt sie in (romantischen) Komödien mit, die mich nicht interessieren. Ich würde mal behaupten, die meisten ihrer Filme fordern sie auch nicht so sehr, wie es "Up in the Air" tut.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

Avatar
ProfessorX : : Moviejones-Fan
03.06.2023 18:33 Uhr
1
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.016 | Hüte: 42

@luh92

Ist auf jeden Fall einer dieser Fälle, wo man überlegt, ob man nicht noch mehr geben soll. Ich persönlich empfand Clooney aber auch nicht so herausragend. Weit weg von schlecht, aber eben auch nicht länger in meinem Gedächtnis haften geblieben. Insofern vielleicht Geschmacksfrage.

Kendrick fand ich erstaunlich gut, in späteren Filmen sah es da bei ihr durchaus anders aus.

Consider that a divorce!

MJ-Pat
Avatar
luhp92 : : BOTman Begins
30.05.2023 00:29 Uhr | Editiert am 30.05.2023 - 09:57 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

Das kann ich in allen Punkten unterschreiben, ich würde die Stärken nur noch etwas stärker gewichten und dem Film daher noch einen Punkt mehr geben. Ich fand die Idee recht treffend, dass hier selbst der Massenentlasser wegen noch entmenschlichenderen und rationaleren Mechanismen seinen Job verliert.

Ich möchte noch die Schauspieler ansprechen, George Clooney und Vera Farmiga haben eine unglaubliche Chemie miteinander, Clooney wahrscheinlich mit der besten Leistung seiner Karriere und zudem die damals noch junge Anna Kendrick zu Beginn ihrer Karriere mit einer großartigen Performance.

Und nicht zu vergessen die schönen Einführungseinstellungen mit den Luftaufnahmen der jeweiligen Städte.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

Forum Neues Thema
AnzeigeY