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What’s Love Got to Do with It?

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Dann doch lieber wieder Türkisch für Anfänger

What’s Love Got to Do with It? Kritik

What’s Love Got to Do with It? Kritik
1 Kommentar - 23.06.2023 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "What’s Love Got to Do with It?" ist.
What’s Love Got to Do with It?

Bewertung: 1.5 / 5

Irgendwann im Film wird der Protagonistin die Produktion ihres Dokumtarfilmes entzogen, weil die ach so hippen und woken Produzenten der Meinung sind, dass sie ihrem Film offensichtlich als weisse Regisseurin eine westliche Sichtweise aufstöpseln würde. Und obwohl der vorliegende Film nun von einem Inder gedreht wurde, kann er sich ironischerweise genau diesem eigentlich spielerischen Vorwurf nicht entziehen. Und das ist nur eines von vielen Problemen, die diese "Liebeskomödie" wie eine schwere Bürde so vor sich hin her trägt.

Bevor wir den Film also mal zerpflücken erstmal das Gute vorweg: Lily James dreht zu absoluter Hochform auf und zeigt erneut nach zuletzt einigen denkwürdigen Performances, dass sie definitiv zur Speerspitze der derzeitigen weiblichen Darstellergeneration gehört. Was sie aus dieser extrem undankbaren Rolle macht ist aller Ehren wert und trägt den Film fast im Alleingang ins Ziel, und ihr Spiel ist so famos, dass man fast geblendet davon auch dem Film Qualitäten zusprechen möchte, die er eben nicht wirklich hat. Außerdem ist die Inszenierung auch so stark, dass alleine durch Blicke und Gesten gewisse Entwicklungen ins Rollen gebracht werden, die einen guten Film zu einem sehr guten Film machen könnten.

Trailer zu What’s Love Got to Do with It?

Und damit sind wir beim Grundproblem des Films: Obwohl er als eine Art Culture Clash Liebeskomödie beworben wird, will er doch um einiges mehr sein: Er will belehren, er will uns näher bringen, wie Leute mit Migrationshintergrund tatsächlich anders wahrgenommen werden, wie sie sich anders wahrnehmen, er will einem zeigen, dass diejenigen die "hier" leben tatsächlich sogar rückwärtsgerichteter sein können als diejenigen die "dort" leben, dies möchte er auch erstmal eher nicht kommentieren, tut es dann aber doch, dann geht es um Lebensträume einer "Weißen", ihre Ängste, will sich als ernstzunehmenderen Film ansehen, doch dabei verhaspelt und verhebt er sich, ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Er ist weder besonders erhellend, noch lustig und dramatisch wird er eigentlich auch sehr selten. Zudem hat er mit Emma Thompson eigentlich eine Darstellerin, die ich sehr gerne sehe, die hier aber komplett verschenkt zu einer Mischung aus Stichwortgeber und nervendem Sidekick degradiert wird.

Aber das größte Problem des Films ist seine einfach zu konstruierte Story, die weder vorne noch hinten Sinn ergibt, und in der der Protagonist zudem auch eine wenig glaubhafte (weil es einfach die Regeln der RomCom so verlangen) Charakteränderung in den letzten 10 Minuten durchläuft, damit es zu einem Happy End kommt. Bevpor ich dazu komme nur kurz zur Story: Die Hauptdarstellerin ist Dokumentarfilmerin und will die Brautwahl und Hochzeit ihres Freundes mit Hintergrund aus Pakistan filmen, dabei entdeckt sie, dass sie (nach wie vor) Gefühle für ihn hat.

Und ab hier jetzt Spoiler-Terrain: Der Freund ist in England geboren und aufgewachsen, hat den englischen Pass, ist Arzt, und lebt aber in seiner eigenen Enklave nach den Sitten und Bräuchen der Heimat seiner Eltern, ist praktiziernder Moslem und hat keinerlei Ambitionen sich noch weiter als nötig mit der westlichen Welt, in der er lebt zu integrieren. Er möchte jemanden aus Pakistan heiraten, den ihm seine Familie aussucht und hat damit seinen Frieden gefunden. Seine Schwester hat einen Christen geheiratet und wurde von der Familie verstossen, auch von ihm. Auch hier gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass er damit nicht im reinen wäre. Hinzu kommt, als man nach Pakistan reist, dass sich heraus stellt, dass seine Braut in Spe durchaus modern daher kommt und er schnurstracks in eine religiöse Suffi-Höhle rennt, um der Partysituation zu entkommen und er der Tradition fröhnen kann. Wenn man es also auf eine deutsche Sichtweise umstöpseln wollen würde, ist der Kerl im Grunde so etwas wie ein Deutscher türkischer Herkunft, der hier alle Annehmlichkeiten des Westens in vollen Zügen geniesst und dann aber in die Türkei Erdogan wählen geht.

Soll ja vorkommen und soweit bisher alles recht realistisch - auch wenn keinerlei RomCom-Atmosphäre entsteht. Wer das Gegenteil behauptet, für den ist "Nicht ohne meine Tochter" auch nur das iranische Äquivalent für die Flotten Vier auf Achse.

Nur - der Film will ja eine Liebesgeschichte sein und es ist einfach nicht plausibel, warum Lily James Charakter ausgerechnet auf diesen Heuchler steht, der ja noch nicht mal die Eier hat zu seiner Schwester zu stehen und der mit Mitte 30 vor seinen Eltern versteckt raucht. Wie gesagt, auch ist realistisch, dass es solche Gemengelagen in der Realität gibt, nur der Film bleibt uns für diese vorliegenden Charaktere eben ihre Motivationen schuldig.

Und nicht nur das, man könnte dem Film ja unterstellen, dass er nur eine Situation beschreibt, aber dann hätte er erstens das vollkommen falsche Marketing betrieben und zweitens würde es dann nicht DIESES Ende geben. Und hier noch einmal eine SPOILERWARNUNG:

Ganz zum Schluss wandelt der Mann sich von Saulus zu Paulus, steht seinen Mann, macht den familienfreiden perfekt und holt seine Schwester wieder in die Familie zurück. UND er kommt mit der weißen Frau zusammen.

Kann man alles machen, aber es muss inhaltlich Sinn ergeben, es nur zu machen, damit der Film sein Happy end bekommt und die ganzen Entscheidungen der letzten 10 Minuten komplett gegen die Charakterisierung den ganzen Film hindurch zu bürsten macht da gar keinen Sinn.

Und hier muss sich der Film eben jenen Vorwurf gefallen lassen, den ihm im Film seine (bewusst unsympathisch dargestellten) Produzenten machen, nämlich dass dann plötzlich doch die westliche Lesart bedient wird, dass der Migrant sich doch bitte integrieren solle. das ist umso ärgerlicher, da der Film eben genau um die jeweiligen Situationen weiss, sie auch alle umschreibt und trotzdem eben ein "Happy End" haben möchte. das wäre aber gar nicht nötig gewesen in genau diesem Film, wenn er sich konsequent an seine eigene Story gehalten hätte.

Nicht falsch verstehen, man kann eine Komödie über dieses Thema durchaus machen, dann aber tatsächlich in Lustig, man kann einen Liebesfilm zu diesem Thema machen, dann aber tatsächlich auch mit einem Spannungsbogen, den jeweiligen Reibungspunkten und einer Katharsis, die auch so etwas ist, und auch irgendwie erarbeitet werden muss. Man kann sogar eine wirklich spannende Geschichte daraus machen, wie eine junge orientierungslose Engländerin auf der Suche nach sich selbst und etwas Halt sich in ihren fundamentalistischen Freund verliebt, alles möglich. Aber wir haben hier gefühlt den Notting Hill unter den CultureClash Filmen, nur halt ohne einen Hugh Grant, der für Julia Roberts kämpft, sondern mit Atilla Hildman, der von seiner Frau für einen anderen Mann verlassen wird, und der deswegen mit Eva Hermann zusammen kommt. Brauche ich so nicht wirklich.

Also, nicht Fisch nicht Fleisch. Keine Kohärenz. Nervige Figuren (Einzig der Tierarzt hat so etwas wie Inetgrität). Zu realistisches Setting für irgendein manipuliertes Kitsch-Ende.

Nope, das war nichts

3 Punkte

What’s Love Got to Do with It? Bewertung
Bewertung des Films
310

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MobyDick : : Moviejones-Fan
23.06.2023 10:19 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Als Film definitiv keine Empfehlung, für Lily James Fans trotzdem eine schauspielerische Offenbarung, was es sogar noch trauriger macht

Dünyayi Kurtaran Adam
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