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When We Were Kings - Einst waren wir Könige

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Muhammad Ali: "Me - We!"

When We Were Kings - Einst waren wir Könige Kritik

When We Were Kings - Einst waren wir Könige Kritik
1 Kommentar - 21.02.2023 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "When We Were Kings - Einst waren wir Könige" ist.

Bewertung: 5 / 5

Leon Gast hat Jahrzehnte gebraucht, seinen Dokumentarfilm über den vielleicht wichtigsten Boxkampf der Geschichte des Boxsportes zu vollenden. Er hatte Tonnen an Material und hat so im Endeffekt ein Panoptikum kreiert, das in seinem Informationsgehalt und in seiner erzählerischen Wucht seinesgleichen sucht. Der Film ist mittlerweile fast so legendär wie dieser ominöse und legendäre Kampf, der vieles in die Wege leitete, was später noch passieren sollte und den normalen Gang der Boxgeschichte auch für immer verändern sollte.

Als Muhammad Ali sich weigerte in den Vietnam Krieg zu ziehen, zettelte er eine Revolte an ("Warum sollte ich da runter gehen und die töten kein Vietnamese hat mir je etwas getan!"), die ihn sehr viel kosten sollte, unter anderem den Titel als Weltmeister im Schwergewicht. Aber auch Jahre seines Lebens, da er zudem auch noch gesperrt wurde - auf dem Höhepunkt seines Schaffens und Könnens.

Ales er Jahre später wieder boxen durfte, musste er sich erstmal wieder in der Rangliste in zermürbenden Schlachten nach oben kämpfen um überhaupt wieder titelkampfberechtigt zu werden. Anstatt die Boxszene also auf Jahre zu dominieren war er zum Zuschauen verdammt gewesen und verlor seine Fitness. In dieser Zeit konnte sich ein gewisser Joe Frazier an die Spitze boxen, der zu Mohammed Alis persönlicher Nemesis werden sollte, dreimal boxten sie gegeneinander jedes Mal unbarmherziger und tödlicher als die Male zuvor, und ihr letzter Kampf in der Gluthitze von Manila ging ebenfalls in die Geschichte ein als einer der härtesten Boxkämpfe aller Zeiten.

Aber der einzige Grund warum überhaupt Ali vs Frazier zu so einem kulturellen Phänomen werden konnte, warum die beiden Boxer mittlerweile zu den größten Boxern aller Zeiten angesehen werden, ohne Einschränkung, hat eigentlich viel weniger damit zu tun, dass die beiden überhaupt gegeneinander so oft und großartig boxten, sondern damit, was mit Geore Foreman passierte.

George Foreman war nicht weniger als der beste Boxer aller Zeiten, nicht umsonst ist er bei den ganz großen Boxern der Neuzeit immer der meistgenannte Boxer, wenn es darum geht, wer ihr größtes Idol ist, wer für sie der beste war usw. George Foreman war ein Gigant von einem Boxer, der sein Gegenüber beherrschte und demontierte, und zwar nach Belieben. Wie er beispielsweise Joe Frazier durch den Ring prügelte, den Mann, den man Eisenkopf nannte, weil er so viel einstecken konnte, ist legendär und furchteinflößend zugleich. Er hatte Technik, Kraft und Wucht. Er zerstörte regelmäßig Boxsäcke wie andere Leute Mandarinen schälten.

Und als es darum ging, dass er gegen Ali boxen sollte, weil Ali sich endlich in der Ranglsite so hoch gearbeitet hatte, ging es darum, das Honorar auszuhandeln und zu zahlen. Beide Boxer sollten 5 Mio Dollar bekommen, damals eine Rekordsumme. Und nur ein gewisser bis dahin recht unbekannter Promoter namens Don King versprach allen, dass es möglich wäre. Er bekam das in den USA nicht hin, aber ein gewisser Diktator namens Mobutu erklärte sich bereit dafür, wenn der Kampf in Zaire stattfinden würde. Und so nahm alles seinen Lauf.

Foremans Absturz, Kings Aufstieg, Alis Werdegang zur Legende, inmitten alldem ein gewises erstarktes schwarzes Selbstverständnis, Vermischung von Politik und gleichzeitig sich Einspannen lassen für irgendwelche Machenschaften. All das legt Gast mit seinem beispeillosen Film offen. Der Film ist Zeitzeugnis und gleichzeitig eine Ehrerbietung, sowohl vor Foreman als auch erst recht vor Ali, dem das vermeintlich unmögliche gelang und er Foreman so derart zerstörte, dass Foreman auf Jahrzehnte mit dem Boxen aufhörte. - Alleine dass dieser Koloss dann mit Mitte 40 nochmal Weltmeister werden konnte, zeugt davon was für ein Riese er als Boxer eigentlich war. Aber das ist eben nicht alles.

Ali konnte in Kishasa die Massen mobilisieren, und obwohl er der hellhäutigere der beiden war, wurde Foreman vom Publikum gehasst, auch weil Foreman gewisse Alluren an den Tag legte, die ihn erst recht unsympathisch erscheinen liessen. Doch das alleine reichte nicht: Während sie also Woche um Woche auf den Termin hinarbeiteten und Ali mit seiner psychologischen Kriegsführung das Nervenkostüm Foremans bearbeitete, verletzte sich Foreman kurz vor dem angesetzten termin und der Kampf musste ein paar Wochen verschoben werden. Und in dieser Zeit durchbohrte Ali seinen Gegner psychologisch.

Aber selbst das war nicht genug um Foreman zu schlagen, und das ist dann der Moment, ab dem Foreman vielleicht der Beste aller Zeiten war, aber auch gleichzeitig warum Ali der Größte war: Im Ring gelang es ihm, Foreman zu vernichten, mit einer Taktik, die er niemandem im Vorfeld erzählt hatte, und von dem sein Team Anfangs davon ausging, dass Foreman Ali im Ring töten würde.

So zu vernichten, dass Foreman sich davon Jahrzehnte nicht erholte, eine 180° Wende in seinem Leben einleitete und von dem arroganten Scheusal, der er wohl zu dem Zeitpunkt war zum vielleicht sanftmütigsten und frommsten Weltklasse-Boxer wurde. Gleichzeitig mit dem Titelgewinn aber katapultierte sich Ali selbst in einen Teufelskreis von Abhängigkeiten und Machtspielen mit Don King, der King zu einem Puppenspieler größter Ordnung machte und Ali zu einer lächerlichen Marionette degradierte, der später leider viel zu spät mit dem Boxen aufhörte.

Jahrzehnte später von Krankheit gezeichnet entwickelte auch Ali eine Persönlichkeit, die sehr weit von dem selbstgerechten Egomanen entfernt war, der im Vorfeld seine Gegner reihenweise zermürbte und auch mit Sprüchen unter die Gürtellinie zutiefst verletzt hatte. Er entschuldigte sich öffentlich für seine Kommentare (beispielsweise bei Frazier) bei Leuten, die ihm nie etwas getan hatten und wurde ein großer und im hohen Alter sehr wichtiger Mann für das schwarze Amerika. Nicht umsonst gilt er als der Jahrhundertsportler des 20. jahrhunderts, kein anderer Sportler hat so viel für seine Community geleistet. Auch wenn es nur retrospektiv betrachtet ist und er zu seinem Höhepunkt der vielleicht am meisten gehassteste Sportler seines Landes war und nicht immer die richtigen Entscheidungen oder Töne getroffen hat.

Gasts Film fängt das alles ein und noch viel mehr, zudem gibt es unerhört gute Musik und man wird mit dem Gefühl entlassen, Zeuge dabei gewesen zu sein, auch wenn das mittlerweile fast 50 jahre her ist. Ganz großes Kino und Denkmal zugleich

When We Were Kings - Einst waren wir Könige Bewertung
Bewertung des Films
1010

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1 Kommentar
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MobyDick : : Moviejones-Fan
21.02.2023 15:10 Uhr
1
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

nach Sammo Hung der nächste Spitzensportler, der mit einer Kritik gewürdigt wird :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
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