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Zwei Herren im Anzug

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Prädikat: besonders wertvoll

Zwei Herren im Anzug Kritik

Zwei Herren im Anzug Kritik
0 Kommentare - 12.03.2018 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Die Kamera fährt über den großen bayerischen See auf einen Bootssteg zu, an dessen Ende das schmucke Gasthaus der Familie des Seewirts steht. An einem Spätsommertag im Jahr 1984 wurde die alte Seewirtin beerdigt, die Trauergäste sind gegangen und in der Gaststube sitzen nur noch der alte Seewirt Pankraz und sein Sohn Semi. Pankraz erinnert sich an den Sommer 1914, daran, wie er als kleiner Junge von seinem großen Bruder Toni aus dem See gezogen wird, an die euphorische Stimmung unter den Leuten bei der Mobilmachung. Toni kehrt als psychisches Wrack aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Der Vater wird später bestimmen, dass Pankraz, der eine Karriere als Sänger hätte machen können, die Gastwirtschaft und den Bauernhof übernehmen muss.

In großartigen Kinobildern, die bis ins kleinste Detail präzise ausgestattet sind, erzählt Regisseur Josef Bierbichler in 138 Minuten eine Saga aus dem 20. Jahrhundert. Nach Motiven seines Romans "Mittelreich", angelehnt an die Geschichte seiner Familie, hat er das Drehbuch geschrieben und die Rolle des Pankraz übernommen.

Trailer zu Zwei Herren im Anzug

Für Pankraz’ Kindheit und Jugend, die Jahre zwischen den Kriegen und seine Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg sind die Bilder schwarz-weiß, ab Anfang der 50er Jahre, wenn Semis Erinnerungen einsetzen, werden die Bilder farbig. In der ersten Hälfte des Films, in der viele Laiendarsteller auftreten, ist die Bodenständigkeit der Dörfler spürbar. Mit den Flüchtlingen aus dem Osten, dem Wirtschaftswunder und dem Fernsehen beginnt sich die Bäuerlichkeit langsam aufzulösen ("alle haben den Krieg überlebt, aber keiner war mehr dahoam"). Die fulminante Sequenz eines Faschingsballs ist ein Höhepunkt des Films. Während das Fest völlig aus dem Ruder läuft, tobt draußen ein gigantischer Sturm, ein riesiger Baum droht auf das Gasthaus zu stürzen. Pankraz läuft davon, hinaus auf den halb zugefrorenen See. Am nächsten Morgen sieht der kleine Semi, wie der lebensmüde Vater auf einer Eisscholle treibt und um Hilfe schreit.

Bierbichler ist mit Zwei Herren im Anzug ein großes bayerisches Epos gelungen, das an die Tradition des Kinos von Fassbinder und Achternbusch anknüpft. Die Seewirtsfamilie ist wunderbar besetzt: Josef Bierbichler als Pankraz, Martina Gedeck als seine Frau Theres, Simon Donatz als Sohn Semi sowie Irm Hermann und Sarah Camp als seine Schwestern Philomena und Hertha. Alle Gewerke sind auf hohem Niveau.

Als roter Faden erscheinen die "zwei Herren im Anzug" immer wieder im Film, bis sie am Ende Pankraz zu seiner grauenvollsten Erinnerung führen, die er komplett verdrängt hatte.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Zwei Herren im Anzug Bewertung
Bewertung des Films
810

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