Viele Beobachter sahen es kritisch, dass Black Widow im Juli eine zweigleisige Auswertung per Premium-Zugang auf Disney+ und Kinovorstellungen erfuhr. Die Veröffentlichungsstrategie brachte dem Mauskonzern Disney einigen Ärger mit Hauptdarstellerin Scarlett Johansson ein. Zwar hat man diesen Konflikt erfolgreich zu den Akten legen können, doch mit einem anderen Problem sieht es schon etwas verzwickter aus: Schätzungsweise 40 % aller Aufrufe des Solo-Spektakels sind auf Piraterie zurückzuführen.
Diese Zahl wurde im Rahmen der aktuell stattfindenden CinemaCon präsentiert. Demgegenüber sind die Einnahmen von Black Widow mit 41% an den Kinokassen ein deutliches Warnzeichen daran, dass Piraterie auch in der heutigen Landschaft ein ernstzunehmender Faktor ist. Lediglich 19% haben sich den Film per Premium-Zugang auf Disney+ gegönnt.
Den Hochrechnungen zufolge beklagt man bei Disney, dass durch Raubkopien 600 Millionen US-Dollar von Black Widow an Mehreinnahmen flöten gegangen sind. Die zweigleisige Veröffentlichung hat dem Konzern damit womöglich mehr geschadet als genutzt, schließlich ist davon auszugehen, dass der Film über den Server-Upload auf dem Streaming-Portal leichter in passabler Qualität gerippt werden konnte.
Black Widow spielte 379 Mio. US-Dollar weltweit ein und war damit der MCU-Film mit den niedrigsten Einnahmen im Jahr 2021 hinter Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (432 Mio. US-Dollar), Eternals (402 Mio. US-Dollar). An die massiven Einnahmen von Spider-Man 3 - No Way Home (1,8 Mrd. US-Dollar) ragen nicht einmal alle drei der Marvel-Produktionen zusammengerechnet heran.
In Hinblick auf die alarmierenden Zahlen von Black Widow erscheint es wenig verwunderlich, dass der Konzern von der VIP-Strategie auf dem hauseigenen Kanal abgerückt ist und Filmen entweder einen exklusiven Kino-Vorsprung gewährt oder sie direkt ohne weitere Kosten per Stream auf Disney+ zur Verfügung stellt - beispielsweise zuletzt beim Pixar-Film Rot.