Bewertung: 2 / 5
Endlich haben auch wir es ins Kino zu Halloween Ends geschafft, nachdem es mit einer vorherigen Pressevorführung zeitlich nicht geklappt hat. Was sollen wir sagen - leider müssen auch wir uns den schlechten Kritiken anschließen. Ohne diese gelesen zu haben, um den Film unbeeinflusst davon zu sehen, können wir uns nun die Punkte aber schon denken - hier unsere Kritik. Spoilerfrei macht sie wenig Sinn, aber wir versuchen, Spoiler so gering wie möglich zu halten.
Vier Jahre sind seit den Ereignissen von Halloween und Halloween Kills vergangen, Laurie (Jamie Lee Curtis) kümmert sich um Enkelin Allyson (Andi Matichak) und schreibt ihre Memoiren, Haddonfield lebt angstfrei - denn Michael Myers (James Jude Courtney) ließ sich seit 2018 nicht mehr blicken. Ist es also wirklich zu Ende? Nicht ganz: Ein Todesfall rührt den schlafenden Zorn in Haddonfield wieder auf, der sich diesmal gegen den angeblichen Mörder, den jungen Corey (Rohan Campbell), richtet. Laurie wird darauf aufmerksam und schreitet ein - mit bösen Folgen, auch für ihre Enkelin...
Trailer zu Halloween Ends
Halloween Ends Kritik
Da ist er also, der heiß erwartete Abschluss der aktuellen Halloween-Trilogie, die 2018 mit Halloween gestartet wurde. Während die ersten beiden Filme in derselben Halloween-Nacht spielten - Halloween Kills schloss direkt an die Nacht von Halloween an - erhalten wir durch Lauries Memoiren den "Was seit dem geschah"-Part. Immerhin gab es drei Halloween-Nächte ohne Michael Myers, oder? Sie scheint ihr Trauma samt Verlust ihrer Tochter bewältigt zu haben und sich nur noch mit den Launen ihrer Enkelin Allyson herumzuschlagen, mit der sie derweil zusammenlebt. Auch einen gewissen Polizisten sieht man wieder, der ihr schöne Augen macht.
Nun, wir wissen alle dank des Schlusses von Halloween Kills, dass Michael Myers nicht durch Gewalt umzubringen ist und den letzten Film mit eben jenem Mord an Lauries Tochter beendete. Und was ein Zufall, im Jahr 2019, also nur ein Jahr nach dem letzten Michael-Auftritt, könnte er in anderer Gestalt längst zurück gewesen sein, denn nicht alle Haddonfielder glauben an einen Unfall, als ein kleiner Junge in jener Halloween-Nacht starb. Ist das der Schlüssel für das Monster-Comeback?
Es ist auf jeden Fall der Schlüssel, warum Michael Myers, der - wie wir in Halloween Kills lernten - ein bisschen Es-like vom Angst und Zorn Haddonfields lebt, eine Art übernatürliches Böses als Essenz daraus darstellt, was auch seine übernatürlich wirkende Kraft erklärt, sehr lange in Halloween Ends gar nicht bis wenig erscheint! Und dadurch insgesamt zur Nebenfigur verkommt, mal abgesehen vom Vorspiel gegen Ende und schließlich letzten Showdown im letzten Viertel des Films.
Die ansonsten durchaus gute Inszenierung hätte ihre Berechtigung mit einer Umgewichtung der Charaktere in der Screentime, wenn man das Motiv dafür dann auch konsequent durchgezogen hätte. Es wird lange etwas aufgebaut, was dann nicht wirklich eingelöst wurde, und das macht alles Vorherige zu viel heißer Luft, die ins Leere führt und einen unbefriedigt zurück lässt.
Wer dazu Genaueres wissen möchte, hier etwas mehr ausgeführt, ansonsten nun zum letzten Absatz runter scrollen für das Fazit.
Die Anfangsidee kann man nach einem übrigens tollen Intro noch mitlaufen, Myers wurde zumindest geschwächt über die Jahre, das Böse gerät in Vergessenheit oder wird nur noch verlacht, vertraut ist aus der Filmreihe auch der Rückzug unter Obdachlose. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf eine andere Gestalt - Halloween 3 lässt grüßen. Droht nun also statt einem Halloween Ends zwar kein Halloween 3, aber ein Halloween Legacy? In Halloween 3 kam Michael überhaupt nicht vor, das traute man sich aber als Anlehnung daran dann doch nicht, stieß dies doch damals schon auf Kritik. Es hätte zudem auch so gar nicht zum Schluss des Vorgängers gepasst.
Das Böse ist wie ein Virus, bekommt man in Halloween Ends zu hören, eine Szene scheint den Gedanken auch zu belegen, und die neue Gestalt - ihr ahnt es - Corey zeigt auch trotz seiner deutlichen Opferrolle bereits bedenkliches Verhalten. Das wiederum niemand Geringeres nährt als Laurie selbst! Sie ist es, die ihn nach einem Angriff auf ihn auf den Pfad der Rache und zugleich in die Arme ihrer Enkelin führt, und die trotz trautem Heim innerhalb kurzer Zeit weg vom Pfad des sich Lösens von der bösen Vergangenheit hin zu einer neuen gruseligen Halloween-Nacht führt.
Corey, zu Beginn eine verlachte Zielscheibe des Spottes, zugleich auch im eigenen Zuhause kleingehalten, entwickelt im Verlauf mehr und mehr Rachegelüste und Selbstvertrauen darin, genährt und gepusht auch von Allysons Interesse an ihm. Zugleich rebelliert Allyson mehr und mehr gegen Lauries Mahnungen zur Vorsicht und etwas überraschend flott wandelt sie sich von jemandem, der Corey gegen seine evil Widersacher unterstützen will, zu jemandem, der einfach alles brennen sehen will - ähm, ernsthaft? Diese Idee eines sich rasch ausbreitenden Virus des Bösen schluckt man jedoch erst einmal als etwas bittere Pille und wartet, worauf das hinauslaufen soll, hoffend, dass das noch zu etwas Coolem führen könnte.
Doch die Story von Halloween Ends springt wie ein Virus dann auch so wild hin und her zwischen Nostalgie-Elementen und den neuen Figuren, die einem abgesehen von Corey aber alle egal bleiben, so dass auch ihr Schicksal egal bleibt, und so dass man schnell aufgibt, hinter all dem einen sinnvollen Plan zu sehen. Der anfangs als Opfer noch halbwegs sympathische Corey entwickelt sich schließlich nicht mehr "nur" zum Bösewicht, sondern zu noch mehr, schließlich muss irgendwann dann doch auch Michael mal etwas mehr aus dem Schatten treten.
Was dann kommt, führt nicht nur die Filmreihe, sondern auch die aktuellen zwei Vorfilme und die Story von Halloween Ends selbst ad absurdum! Ja, natürlich will man Michael-Gesplatter und einen blutigen Showdown sehen, aber entweder entscheidet man sich, von Michael wegzuführen hin zu einer Legacy, oder man macht sinnvoll deutlich, dass alles vor dem Showdown der Weg zu einem wie auch immer anderen Ziel war.
Denn selbst wenn man den wirren Plot bis dahin noch hinnimmt, löst der eigentliche Showdown dann so gar nicht ein, was der lange Weg dahin versprach: Am Ende ist es weder ein Legacy-Film noch ein würdiges Showdown-Ende für Laurie oder Michael - und schon gar nicht für die Laurie-Idee, dass Gewalt Michael nicht töten kann, da sie dann doch genau das aber versucht und ihn damit letztlich doch wieder vermenschlicht - warum?
Ob man nun wirklich Michael in seiner Gestalt ein Ende beschert hat, verraten wir natürlich nicht, aber zufrieden sind wir mit dem bereiteten recht würdelosen Ende in Halloween Ends keineswegs. Angesichts früherer Showdowns ging der aktuelle auch viel zu flott! Wollte hier David Gordon Green mit Halloween Ends wirklich ein Gefühl wie nach Halloween 3 erzeugen, dass der Film unwürdig ist und man dank Enttäuschung Bedarf nach einem weiteren Film der Filmreihe oder auch gleich wieder Trilogie weckt?^^
Viel Potenzial steckt in einzelnen Elementen von Halloween Ends, ungewöhnlich auch, dass eine brutale Szene zum Lacher mutiert, auch wenn es für sich genommen eine cool absurde Szene war (die Zunge!). Doch man merkt der Story an, dass hier wohl vier Autoren dran herumgeschrieben haben, viele Ideen drinstecken, von denen letztlich aber keine konsequent durchgezogen wurde - viele Autoren verdarben hier vielleicht die Halloween-Nacht zu verdorbenem Kürbisbrei.^^ Von einem würdigen Abschluss ist das Werk weit entfernt. Vielleicht erhellt uns später eine Zweitsichtung noch etwas mehr bezüglich der Sinnfragen. Wir sind gespannt auf eure Kommentare, einige von euch dürften den Film derweil ja auch gesehen haben.
Wiederschauwert: 40%