Zu düster, brutal, verstörend und erwachsen für die breite Masse? Von wegen. Den nordamerikanischen Oktober-Startrekord von Venom (80,2 Mio. $) hat Joker mit rund 96 Mio. $ locker gesprengt, weltweit steht der Film schon bei 248,4 Mio. $. Bei solchen Zahlen könnte man auf die Idee kommen, eine Fortsetzung in Erwägung zu ziehen, und müsste Joaquin Phoenix wohl nicht mal mühsam dazu überreden.
Bevor er an diesem Film gearbeitet habe, sei so etwas nichts gewesen, das er wirklich habe machen wollen, gibt er gegenüber Rolling Stone zu. Jetzt sieht die Sache grundlegend anders aus: Wenn sie könnten, würden er und Regisseur Todd Phillips immer noch drehen, da die Möglichkeiten, was man mit dem Charakter anstellen könnte, endlos scheinen, meint Phoenix. Er hätte sich dies nicht als seine Traumrolle vorgestellt, aber nun könne er ehrlich nicht mehr aufhören, darüber nachzudenken. Mit Phillips habe er viel darüber geredet, was sie noch machen könnten - ganz allgemein, um weiter zusammenzuarbeiten, aber auch spezifisch darauf bezogen, ob es beim Joker noch etwas Interessantes für sie zu tun gäbe.
Man merkt schon, hier haben sich zwei gesucht und gefunden. So ein Dreh, wie sie ihn hinter sich haben, schweißt offenbar zusammen. Im "ReelBlend"-Podcast verriet Phoenix die ungewöhnliche Vorgehensweise: Die Freiheit, die Warner Bros. ihnen gelassen habe, um Joker zu drehen und zu entdecken, sei entscheidend gewesen. Mehr noch, als man vermuten würde, da nach mehreren Drehwochen noch einige sehr radikale Änderungen an dem Charakter vorgenommen worden seien. In der sechsten Woche habe er zum ersten Mal den Joker (nicht nur Arthur Fleck) gespielt, worüber er stinksauer gewesen sei, weil er gedacht habe, dass das bis zum Ende warten sollte. Er habe es nicht mittendrin drehen wollen, aber aus mehreren Gründen sei es notwendig gewesen. Dadurch sei ihm plötzlich klar geworden, dass sich etwas falsch anfühlt, sowohl den Look als auch das Verhalten des Charakters betreffend. Also habe er gemeinsam mit Phillips den Charakter angepasst und die Fehler ausgebügelt.
Es sei eine verrückte Zeit und ein wilder Prozess gewesen, so Phoenix, aber er sei dankbar dafür, dass man die Joker-Szenen zu diesem Zeitpunkt gedreht habe. Diese Seite des Charakters zu erforschen, habe ihm geholfen, sie überhaupt erst richtig zu verstehen. Manche Dinge könne man einfach nicht voraussehen, gerade bei diesem Charakter, der auf eine Art und Weise lebendig sei, wie es andere Charaktere nicht seien, ohne dass man es genau erklären könne. Noch nie zuvor habe er etwas Derartiges erlebt.