Wie schon gesagt, Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen überrascht im Verlauf der Handlung ein ums andere Mal. Den wahrscheinlich größten - und sicherlich kontroversesten - Twist haben sich J.K. Rowling und Regisseur David Yates für den Schluss aufgespart: Da erzählt Gellert Grindelwald (Johnny Depp) seinem neuen Schützling Credence Barebone (Ezra Miller), dass der weder Credence noch Corvus Lestrange ist, sondern... Aurelius Dumbledore!
Ein echter Schocker, ja, das Problem an der Sache ist nur folgendes: Dem Harry Potter-Kanon zufolge hat Albus Dumbledore (jetzt Jude Law) zwei Geschwister, eine verstorbene Schwester namens Ariana und einen Bruder namens Aberforth. Ein Aurelius wurden nie erwähnt, woher kommt er also plötzlich? Und was ist mit dem Altersunterschied zwischen ihm und Albus? Könnte es eine List Grindelwalds sein, eine dreiste Lüge, oder führt man uns Zuschauer einfach in die Irre? Nichts dergleichen, wenn wir Miller glauben können. Es scheint die Wahrheit zu sein.
Er sei schockiert, fassungslos, verwirrt und "Petrificus Totalus" vor Staunen und Faszination gewesen, als er davon erfahren habe, sagt Miller. Und er habe immer noch viele Fragen, deren Antworten er nicht kenne. In die wahre Identität seines Charakters soll Rowling ihn eingeweiht haben, als 2016 Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind promotet wurde. Mit dem Wissen, einen Dumblebore zu spielen, ging Miller in den zweiten Film hinein und passte seine Performance auch auf einer sehr, sehr subtilen Ebene daran an, wie er zugibt. Dieser Charakter durchlaufe ja physische Veränderungen in Bezug auf das Obscurial, zu dem er bekanntlich eine ungewöhnliche Beziehung habe.
Offen lässt Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen, ob Albus weiß, dass Credence sein Bruder ist. Miller weiß nicht, ob er es weiß, aber er weiß, dass Law es weiß. Der werde es jedoch nicht verraten. Was die Empörung vieler Harry Potter-Fans angesichts dieser aus dem Nichts kommenden Enthüllung betrifft, so ist Miller überzeugt davon, dass Rowling sich schon ihre Gedanken gemacht und eine Erklärung zurechtgelegt haben wird. Darin sei sie richtig gut. Sie kenne die Mythologie so gut und stehe darauf, die Fans einen Moment lang zu verwirren, um ihnen dann zu zeigen, wie das, von dem sie dachten, dass es keinen Sinn ergeben könne, sehr wohl Sinn ergibt. Ihr gefalle es, wenn die Leute nicht sofort auf etwas kommen. Das habe sie ja schon etliche Mal mit uns gemacht.
Mit einem Blick in die Zukunft seines Charakters hält Miller sich noch zurück, er sei ja kein Trelawney. Aber wenn der erste Phantastische Tierwesen-Film nach dem Was gefragt hat und der zweite nach dem Wer fragt, dann, so seine Vorhersage, wird Credence/Aurelius im nächsten Film nach dem Warum fragen - warum er von seiner Familie verstoßen und versteckt wurde. Seine gewaltigen magischen Kräfte hat er in Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen schon wesentlich besser im Griff als in Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, wo - als der Obscurus aus ihm herausbricht - auch einige seiner Pflegegeschwister und vermutlich noch viele andere New Yorker getötet wurden. Miller weist darauf hin, dass es im Sequel einen Moment gibt, in dem sie angegriffen werden und Nagini (Claudia Kim) bei diesem Zusammenstoß in Sicherheit ist.
Dass er nun mit Queenie Goldstein (Alison Sudol) zum Team Grindelwald gehört, begeistert ihn, denn der Bösewicht habe in gewisser Hinsicht immer recht. Der Protagonist müsse den Status quo aufrechterhalten. Deshalb, meint Miller, lieben wir die Schurken - weil sie ankommen und alles aufzumischen versuchen. Und wie vertreiben die beiden sich die Zeit auf Schloss Nurmengard? Indem sie andauernd abhängen, vermutet Miller. Hoffentlich habe Antonio, der Chupacabra, mit dem ihr furchtloser Herr und Meister so gemein umgegangen sei, irgendwo noch ein paar Geschwister. Außerdem hätten sie einen Phönix, den Obscurus-Saft und mit Grindelwald einen der eindrucksvollsten Zauberer aller Zeiten. Und sie bekämen bessere Kostüme, da sie ja jetzt auf der Seite des Schurken stünden.
