"Secret of Mana" hat unsere Jugend geprägt und das Remake erinnert uns daran, wieso wir das Spiel einst so geliebt haben. Und weswegen wir es gleich wieder spielen sollten - das Original, versteht sich.
Das Remake von Square Enix ist ein perfekter Anlass, seinen Blick zurückzuwenden, in eine Zeit, in der Videospiele noch einen anderen Stellenwert hatten. Es zeigt, dass früher vielleicht nicht immer alles besser war, aber vieles schöner. Auch wenn jemand, der Secret of Mana noch nie spielte, die Faszination nicht verstehen kann, wird jeder, der es tat, die Nostalgie dieses Spiels kennen. Daher können wir nur dazu raten, spielt das Original und reist mit uns in eine Zeit, in der ein Meisterwerk geschaffen wurde!
"Secret of Mana" Trailer
Secret of Mana
Ein unachtsamer Schritt, ein Sturz den Wasserfall hinab und schon ist es passiert: Ungeplant wird man zum Helden der Geschichte, als man unbedacht das Mana-Schwert aus einem Stein zieht! Nebenwirkungen gibt es prompt, denn das Böse wird so wieder auf die Welt gelassen, die Siegel der Mana-Tempel sind gebrochen und es ist die Aufgabe des Trägers des Schwertes, die Kraft des Schwertes wiederherzustellen und die Tempel zu versiegeln. Denn sollte sich erneut das Böse erheben und die Mana-Festung wiederauferstehen, dann wird der Mana-Drache erneut die Welt in ein Flammenmeer verwandeln... Zeit, ein Held zu werden!
Es dürfte irgendwann 1995 gewesen sein, ein wenig nach dem ursprünglichen EU-Release ein Jahr zuvor, als wir das erste Mal mit Secret of Mana in Kontakt kamen und uns direkt verliebten. Es war ein ganz besonderes Spiel, aus heutiger Sicht nicht ganz ohne Makel, aber welches Spiel ist das schon? Ursprünglich bereits 1993 für die CD-Erweiterung Playstation für das Nintendo SNES entwickelt, wurde nach dem Bruch zwischen Sony/Nintendo daraus ein "normales" Modul. Doch was heißt schon normal, denn dieses Spiel hat Charme, Esprit und diese Musik erst! Im Original Seiken Densetsu 2 war es eigentlich der direkte Nachfolger des Game Boy-Titels Mystic Quest und eroberte die Herzen der Spieler im Sturm. Während wir uns hierzulande also an diesem Titel erfreuten, erlebten die Japaner sogar kurz darauf mit Seiken Densetsu 3 einen weiteren Teil, der leider offiziell nie im Westen veröffentlicht wurde, spielerisch, visuell und akustisch aber den Zenit der 16-Bit-Ära darstellte und noch heute fasziniert.
An diese ruhmreichen Tage ist die Mana-Reihe nie wieder herangekommen, auch wenn Squaresoft und Square Enix immer wieder neue Teile produzierten. Mit jedem Teil wurden die Spiele schlechter, was aber nichts daran änderte, dass Secret of Mana noch heute als Meilenstein und absoluter Klassiker gilt. Dies ist auch der Grund, warum wir uns in dieser Woche für einen etwas anderen Spieletipp entschieden haben. Wir staunten nämlich nicht schlecht, als 2017 ein Remake dieses Klassikers angekündigt wurde, denn da hatten sich die Jungs und Mädels etwas vorgenommen. Dass ein Remake eines Klassikers eine gute Idee sein kann, wurde neulich erst mit "Shadow of the Colossus" bewiesen, aber natürlich kann das Pendel auch in die andere Richtung schwingen und bei Secret of Mana holt es dafür richtig aus.
Was ist das?! Wo sind Pogopuschel, Gülleküken und Terrorenten hin?! Wenn aus solch liebreizenden Wesen Mümmler, Cockatrice und Soldatenenten werden, dann ist was faul im Manareich und das ist nur einer vielen Eimer Wasser, der nicht nur das Fass, sondern gleich die ganze Wohnung zum Überlaufen bringt. Mit einer neuen Übersetzung versucht man, sich dichter ans Original anzunähern - und macht bei diesem Remake alles kaputt. Dazu muss man wissen, die Übersetzung von Secret of Mana ins Deutsche ist eine Geschichte für sich. Denn sie ist anders, als alle anderen Versionen da draußen. Genaugenommen ist das Original mit Texten, Namen und Bezeichnungen ziemlich lahm. Die deutsche Nintendo-Geschäftsführung wollte es lustiger und Claude M. Moyse, damaliger Chefredakteur des Club-Nintendo-Magazins, wurde als leitender Übersetzer mit der Eindeutschung von Secret of Mana betraut. Dabei konnte Moyse aber nicht, wie seinerzeit üblich, auf die englische Übersetzung zurückgreifen, die zeitgleich entstand, sondern musste die deutsche Fassung auf einer halbgaren japanischen Übersetzung aufbauen. So wurden die Pogopuschel geboren, die "Lindenstraße" fand Einzug ins Mana-Land und trotz all der bunten Optik hielt eine deutlich stärkere Melancholie Einzug.
Davon ist im Remake nun nichts mehr zu spüren, alles wirkt bieder und zahm, zahnlos wäre ein passender Ausdruck. Immerhin ein wenig wurde aber verbessert; so kann man nun der Story ein wenig besser folgen, es ist hier und da ersichtlicher, wo man als nächstes hin muss und dank Shortcuts kommt man auch schneller an Zaubersprüche und Items heran. Das war es dann aber auch schon mit den Verbesserungen und dann sticht sofort wieder die Grafik ins Auge. Diese ist immerhin funktional, aber über die Grafik eines Handyspiels kommt sie nicht hinaus und hier dürfte auch klar sein, was die führende Plattform für dieses Remake war. Man muss sich das mal vorstellen, da wird ein Spiel, das beim Release in Japan visuell führend war, mit einer Grafik neu aufgelegt, die selbst aussieht wie vor 20 Jahren! Um als Nicht-Gamer zu begreifen, was Square Enix mit dem Remake von Secret of Mana für eine Qualität abgeliefert hat, muss ein Vergleich herhalten: Stellt euch vor, jemand würde Terminator 2 - Tag der Abrechnung neu verfilmen, dabei aber nur Effekte eines typischen The Asylum-Films verwenden.
Doch bei der Grafik allein bleibt es nicht und genaugenommen wissen wir gar nicht, wo wir anfangen sollen. Wie wäre es beim Sound? Die Musik des Originals mag mit seinen Midi-Klängen heute nicht mehr zeitgemäß sein, aber die Kompositionen sind zeitlos. Fröhliche und melancholische Titel wechseln sich ab, bilden zusammen mit der ursprünglichen Grafik eine Symbiose. Davon ist im Remake nichts mehr zu spüren. Die Titel wirken billig produziert, ohne jeglichen Charme, da rettet nur der Wechsel zum OST, der glücklicherweise implementiert wurde. Zum Glück haben sie das Kampfsystem so gelassen wie es war, obwohl, nicht ganz, verschlimmbessert trifft es eher. Auch im Original war Secret of Mana nie ein schweres Spiel, wenn man wusste, was man tat. Natürlich hat es einen als kleiner Stippi gefordert, aber dem Remake fehlt nun jeglicher Biss oder zeigt einem die Zähne. So kann das Spiel zu Beginn zwischen haarsträubend und kinderleicht schwanken. Gegner, die in Dauerschleife Zaubersprüche sprechen oder im Gegenzug nicht treffbar sind und Endbosse, die gefühlt dafür mit zwei Schwerthieben sterben. Ist man hingegen zwei oder drei Stunden im Spiel unterwegs, entsteht der Eindruck, man könne gar keinen Schaden mehr nehmen.
Kombiniert wird dieses Erlebnis mit einer der grausigsten KIs, die wir seit langem erlebt haben. Natürlich waren die Begleiterinnen auch im Original nicht immer die hellsten Kerzen auf der Torte, aber wir sprechen hier auch von einem Spiel von 1993. Wenn aber die KI im Remake durchgehend einen Hirnschaden hat, dann stimmt doch was nicht. Und so stellten wir beim Testen von Secret of Mana immer wieder fest, dieses Spiel ist sein Geld nicht wert und verdient es nicht, den Titel im Namen zu tragen. Von einem würdigen Remake kann schon gar nicht gesprochen werden.
Aber warum nennen wir es denn hier als Spieletipp? Weil uns das Remake an das Original erinnert, welches wir deswegen flugs wieder angeworfen haben. Denn dieser Spieltipp richtet sich an das SNES-Original. Wer das Remake spielt, wird nie verstehen, warum das Original so eine hohe Reputation besitzt, darum legen wir dieses allen interessierten Spielern ans Herz. Und wer das Original bereits kennt, sollte es zur Feier des Tages ruhig mal wieder rauskramen. Heutzutage gibt es zum Glück viele Möglichkeiten es zu spielen, auch ohne SNES. Das Remake kann hingegen derzeit für PS4 und PC gekauft werden.