Inzwischen habt ihr einen guten Überblick darüber bekommen, wie die Inflation zur Betrachtung des Erfolgs eines Films herangezogen werden kann. Auch wissen wir nun, wie die Situation weltweit unter diesem Gesichtspunkt aussehen würde. Werfen wir nun einen Blick allein auf die USA.
Die erfolgreichsten Filme in den USA (inflationsbereinigt)
Wirft man einen Blick nur auf die USA, ergibt sich eine etwas andere Anordnung. Viele Filme sind in etwas anderer Reihenfolge zu finden, wohingegen Avatar - Aufbruch nach Pandora und Star Wars - Das Erwachen der Macht nicht auftauchen, obwohl es in absoluten Zahlen die in den USA erfolgreichsten Filme aller Zeiten sind. (Stand März 2018)
- Vom Winde verweht (1939) ~ 1,85 Mrd. $
- Star Wars (1977) ~ $1,64 Mrd. $
- Meine Lieder, meine Träume (1965) ~ 1,31 Mrd. $
- E.T. - Der Außerirdische (1982) ~1,30 Mrd. $
- Titanic (1997) ~ 1,24 Mrd. $
- Die zehn Gebote (1956) ~ 1,20 Mrd. $
- Der Weiße Hai (1975) ~1,18 Mrd. $
- Doktor Schiwago (1965) ~ 1,14 Mrd. $
- Der Exorzist (1973) ~ 1,02 Mrd. $
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937) ~ 1,00 Mrd. $
Warum inflationsbereinigte Listen Unsinn sind
Die Welt verändert sich ständig, wir verändern uns ständig und dennoch unternehmen wir den verzweifelten Versuch, Dinge zu vergleichen, die nicht vergleichbar sind. In den letzten 100 Jahren haben sich der Medienkonsum und die Gewohnheiten der Menschen radikal verändert. In 30er, 40er und 50er-Jahren, vor den TV-Anfängen, war Kino die einzige Möglichkeit, Filme zu sehen, nicht ohne Grund entstand damals der Begriff Blockbuster. Filme waren ein Ereignis, Jahrzehnte später hätte man dies wohl Happening genannt. Es gab deutlich weniger Kinofilme, die dazu noch viel länger in den Kinos gezeigt wurden und auch Jahre später immer wieder eine Vorführung erfuhren.
Im Laufe der Jahre sanken die Besucherzahlen im Kino zunehmend. Fakt ist, mehr Menschen gingen Mitte des 20. Jahrhunderts ins Kino als es heute der Fall ist. Aber deswegen interessieren sich nicht weniger Menschen für das Medium Film, nur die Art des Konsum hat sich grundlegend verändert. Heute gibt es neben dem Kino unzählige Möglichkeiten, Filme zu sehen: DVD, Blu-ray, VoD, Pay- und Free-TV, YouTube und natürlich unzählige nicht legale Methoden.
Hinzu kommt, dass sich viele Kinomärkte vor allem in den asiatischen Ländern erst in den letzten 10-15 Jahren entwickelten. China spielte 2009 für Avatar - Aufbruch nach Pandora noch keine Rolle, während nur wenige Jahre später ein radikaler Wandel stattfand. Für Disney war China bei Star Wars - Das Erwachen der Macht ein zentrales Puzzleteil, ohne das die 2 Mrd. $ nie erreicht worden wären. Bereits hier zeigt sich, wie schwer es ist, Filme direkt miteinander zu vergleichen, da die Voraussetzungen so verschieden sind - und dies soll über mehrere Jahrzehnte hinweg mittels eines Inflationsquotienten einfacher sein?
Nein, denn für viele Länder liegen erst seit den späten 80er-Jahren fundamental verwertbare Daten vor, alles davor basiert bestenfalls auf Schätzungen. Je weiter wir zurückgehen, desto ungenauer wird die Berechnung. Der Zusammenbruch der Ostblockstaaten ist hier nur ein Beispiel der jüngeren Geschichte, der es erschwert, Daten aus jenen Ländern vor dieser Zeit zu erhalten. Daraus folgt, dass inflationsbereinigte Listen nur auf Länderebene Sinn ergeben und in diesem Fall können fast nur die USA herangezogen werden, da hier genügend Daten über Besucherzahlen und Durchschnittspreise bis in die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts vorliegen. Da die USA aber nicht als Maßstab für den Rest der Welt gelten können, bietet auch dies keinen echten Mehrwert.