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Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert

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Von Sternenflottenphilosophie zu Streamingdrama

Gestern, Heute, Morgen: Wann wurde "Star Trek" eigentlich anders?

Gestern, Heute, Morgen: Wann wurde "Star Trek" eigentlich anders?
1 Kommentar - Mo, 24.11.2025 von MJ-MrBond
Star Trek prägt seit 60 Jahren das Fernsehen – doch die Art, wie diese Geschichten erzählt werden, hat sich grundlegend verändert. Ein Blick darauf, warum klassische Serien wie The Next Generation und Deep Space Nine so anders wirken als ihre modernen Nachfolger.
Gestern, Heute, Morgen: Wann wurde "Star Trek" eigentlich anders?

Es gibt Serienuniversen, die größer sind als das Fernsehen selbst. Star Trek gehört dazu – seit fast sechzig Jahren begleitet es Generationen von Zuschauern durch die Galaxie. Doch wer einen Blick zurückwirft, merkt schnell: Die Art und Weise, wie Star Trek Geschichten erzählt, hat sich dramatisch verändert. Zwischen dem behutsamen Episodenethos der Neunziger und den energiegeladenen Streaming-Produktionen von heute liegen zwei Erzählphilosophien, die kaum unterschiedlicher sein könnten.

Anmerkung:

Dieser Artikel konzentriert sich ausschließlich auf den Vergleich zwischen den Star Trek Serien der 1990er Jahre und den heutigen Produktionen. Zwar gab es auch zwischen den frühen Serien der 1960er und den 90ern deutliche Entwicklungen – etwa der Übergang von den pulpigen Abenteuerepisoden der Original Serie zu komplexeren, charakterorientierten Erzählungen – doch diese evolutionären Schritte werden hier nicht im Detail behandelt.

Der gute alte Rhythmus: Episoden als kleine moralische Erkundungsflüge

Als Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert 1987 startete, war der Fernsehalltag ein anderer. Jede Woche bot eine neue Episode eine abgeschlossene Geschichte – oft eine Mischung aus moralischem Problem, wissenschaftlicher Neugier und leiser Charakterstudie. Man erinnere sich an "Wem gehört Data?" (engl.: "The Measure of a Man"), jene Folge, in der die Menschlichkeit des Androiden Data juristisch verhandelt wird. Die Story funktioniert völlig ohne Action - Drama entsteht durch Argumente, Empathie und philosophische Feinheiten.

Diese Struktur gab den Figuren Raum zu atmen. Sie mussten nicht in jeder Episode neu definiert werden. Das Publikum lernte sie über Routinen kennen: Picards Tee, Worfs Ehrenkodex, Datas beinahe kindliche Wissbegier, O’Briens technisches Improvisationstalent. "Bonding" (Aufbau emotionaler Nähe zwischen Zuschauern und Figuren) entstand durch Wiederholung – durch alltägliche Szenen, nicht durch permanente Eskalation.

Selbst in Star Trek - Deep Space Nine, das als erste Star-Trek-Serie stärker serialisiert erzählte, blieb dieser episodische Pulsschlag spürbar. Folgen wie "Der undurchschaubare Marritza" (engl.: „Duet“) oder "Im tiefen Schatten des Mondes" (engl.: „In the Pale Moonlight“) lebten davon, lange etablierte Figuren in neue moralische Lichtverhältnisse zu rücken, ohne ihnen die Basis wegzuziehen.

Backstory damals: Ein seltenes Gut – und deshalb umso wertvoller

Die klassischen Serien gingen mit Hintergrundgeschichten sparsam um. Worf brauchte Jahre, bis das Publikum seine klingonische Identität in all ihren Facetten kannte. Kira Nerys´ Vergangenheit im bajoranischen Widerstand wurde häppchenweise erzählt, mit der Vorsicht eines Teams, das wusste: Weniger ist manchmal mehr.

Diese Zurückhaltung verlieh jeder Enthüllung Gewicht. Wenn sich Garak in Deep Space Nine einmal zu einem Fragment seiner Vergangenheit äußerte, war das Ereignis – nicht Routine.

Moderne Serien gehen anders vor. Hier treibt Backstory die Handlung voran – oft in Form traumatischer Erlebnisse, brisanter Familiengeschichten oder Identitätskrisen, die die gesamte Staffel prägen. Das ist zeitgemäß und emotional, kann aber auch den Eindruck erwecken, dass Figuren weniger organisch wachsen und stärker konstruiert wirken.

Das führt uns direkt zum nächsten Thema:

Save-the-Cat: Sympathieaufbau damals und heute

Ein Save-the-Cat-Moment beschreibt eine Szene, in der eine Figur etwas tut, das den Zuschauer sofort für sie einnimmt – sei es eine kleine Handlung der Hilfsbereitschaft, ein moralischer Entschluss oder eine besonders menschliche Reaktion. Damit er wirkt, sollte dieser Moment idealerweise früh in der Geschichte auftreten, sodass das Publikum sofort erkennt, wer die Figur ist, und eine emotionale Bindung aufbauen kann.

In den klassischen Serien entstanden solche Momente oft organisch und wiederkehrend, eingebettet in den Alltag der Crew. Die Sympathie baute sich über Zeit und Kontinuität auf.

In modernen Serien treten Save-the-Cat-Momente häufiger und gezielter auf, oft als dramaturgische Höhepunkte einzelner Episoden oder Staffeln. Figuren wie Michael Burnham (Star Trek - Discovery) oder Jean-Luc Picard (Star Trek - Picard) erhalten gezielt Szenen, in denen sie heroisch handeln, moralische Entscheidungen treffen oder emotional überhöht dargestellt werden, um sofort die Bindung des Zuschauers zu sichern. Es gibt also nicht unbedingt mehr Save-the-Cat-Momente, aber sie sind stärker fokussiert, oft spektakulärer inszeniert und dienen direkt dem Plot.

Der Effekt: Moderne Figuren wirken intensiver in einzelnen Szenen, während klassische Figuren über viele Episoden hinweg allmählich Vertrauen und Sympathie aufbauten. So hat sich der Ansatz zum Sympathieaufbau gewandelt – von subtilen Alltagshandlungen hin zu gezielten, emotional aufgeladenen Momenten.

Von subtiler Ironie zu Klamauk? Humor im Wandel des Franchise

Humor war im klassischen Star Trek oft eine Frage der Zwischentöne.
Data, der versucht, einen Witz zu verstehen; Quark, der mit ironischer Selbstüberschätzung in moralische Fettnäpfchen tritt; Bashir und O´Brien, die sich wie zwei überintellektuelle Schuljungen zanken – das alles wirkte wie ein Nebenprodukt der Figuren – nicht wie ein gezielt gesetzter Punchline-Moment.

In moderneren Serien setzt man dagegen häufiger auf schnellere, breitere Gags. Manchmal erinnert der Humor eher an Marvel-artigen Slapstick oder an unpassende Sprüche mitten im dramatischen Konflikt. Das ist nicht per se schlechter – viele Zuschauer finden es zeitgemäß -, aber es erzeugt einen anderen Ton. Wo früher die Komik leise und charakterbezogen war, erscheint sie heute gelegentlich lauter, hektischer, manchmal fast selbstkommentierend.

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1 Kommentar
MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
24.11.2025 08:24 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 8.652 | Reviews: 145 | Hüte: 734

Netter Artikel. Ich für meinen Teil mag beide Arten der Inszenierung, muss aber auch dazu sagen, dass ich eine Sache heute besser finde: die Serien heute sind meistens kürzer und stringenter in ihrer Erzählung,während sie früher immer 22 bis 24 Folgen pro Staffel hatten, von denen auch nicht wenige zäh und langweilig waren und eher Fillerfolgen waren. Am besten fand ich immer die Doppelfolgen, dessen Handlungen deutlich komplexer, spannender und emotionaler waren. Gerade diese ähnelten oft eher Spielfilmen und den heutigen Serien, die, wie erwähnt,auch sehr gerne schaue.

Aktuell schaue ich Discovery und bin gerade bei Staffel 3. im Grunde mag ich die Serie gerne, aber was mich besonders stört, sind die vielen Logikprobleme sowie Bdie arrogante, besserwisserische und zu Aufmüpfigkeit neigende und Befehle in Fragen stellende Bernham. Das schlimmste ist, dass die Ergebnisse ihr dann immer Recht geben, woraus sich der Schluss ziehen lässt, dass sie damit alles richtig macht, was aber einfach falsch ist. Es passt aber perfekt zur heutigen Gesellschaft und Jugend, welche auch ständig rebellisch und aufmüpfig ist.

Stark wiederum finde ich die audiovisuelle Darstellung. Auch das gehört bei Star Trek heute für mich dazu. Früher stand das nur deshalb weniger im Fokus, weil es technisch auch einfach zu teuer und aufwändig gewesen wäre.

Star Trek: Picard wiederum ist für mich sogar die beste Star Trek-Serie überhaupt, ich mag alles daran sehr.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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