Keine Frage, das Machtgerangel am Set liegt auch etwas in der Natur der Sache. Da ist der Regisseur mit seinen Vorstellungen, der Drehbuchautor mit seinem Skript, aber auch Produzenten und letztlich das Studio, das schließlich auch die Gage zahlt und das Endprodukt möglichst im eigenen Sinne seinen Weg gehen sehen will.
Doch da ist auch der Schauspieler, der die Rolle glaubhaft verkörpern will mit wieder eigenen Vorstellungen. Bestenfalls funktioniert die Kommunikation zwischen allen gut und man hat ein kreatives Gesamtergebnis, auf das alle einen gewissen Einfluß hatten und sich grob einig in dem sind, wie jeder seinen Part darin erfüllt. Richtig schief gegangen ist all das ganz offensichtlich bei Justice League mit einem Rattenschwanz, der so langsam seinesgleichen sucht.
In einem gefühlt endlosen Artikel hat nun The Hollywood Reporter das gesamte Debakel noch einmal ausgerollt mit reichlich Details, nicht nur zu Ray Fisher, der wenig Lust hatte, als Cyborg als eine Art sympathischer Quasimodo rüberkommen zu sollen statt als der traumatisierte Sohn voller Wut, wie ihn uns Zack Snyder nun zeigte, und dessen Heldenreise in der Langfassung tatsächlich das Herz der Geschichte repräsentiert, mit dem finsteren grimmigen Touch, den dieser Part auch braucht für ein empathisches Mitfühlen. Ja, er ist eher ein moderner Frankenstein, etwas, das in Joss Whedons Version so keinen Platz finden durfte, weil wohl Produzent Jon Berg keinen wütenden schwarzen Mann als Herz eines DC-Films wollte - aber vielen Fans nun an Zack Snyder’s Justice League gefällt.
Und nein, wir hätten auch kein Teen Titans Go!-like "Booyah" von Cyborg hören wollen, worauf auch hier wieder Berg bestanden haben soll, weil doch der Sohn oder die Tochter von einem CEO von AT&T das vielleicht gern hören wolle - Live-Action ist durchaus anders als animierte Superhelden oder ihre Comicvorlagen, und das ist manchmal auch gut so.
Wir waren am Justice League-Set nicht dabei, wir können nicht wissen, wie solche Charakter-Uneinigkeiten tatsächlich ausgetragen wurden. Halten aber fest, dass Fishers Vorstellung so ziemlich dem entspricht, wie er nun in der Langfassung rüberkommen durfte und damit auch der richtige Fan-Riecher bewiesen wurde. Fisher führt letztlich viele solcher Entscheidungen darauf zurück, dass Executives Angst um ihren Job gehabt haben sollen. Angesichts des teuersten DC-Films bis dato und der insgesamt Lage des DCEU zu der Zeit mit Misserfolgen.
Wir wiederholen nun auch nicht noch einmal, was Fisher alles bezüglich Whedons Verhalten gegenüber solchen Kritikpunkten schildert und schon geschildert hat, was Geoff Johns, das Studio dazu noch gesagt haben, in aller Länge und Breite findet ihr dies in der verlinkten Quelle unten.
Beispielhaft greifen wir aber noch eine Aussage eines nicht weiter benannten Zeugen der Produktion von Justice League bezüglich Gal Gadot heraus: Wie Fisher zu Cyborg hatte wohl auch Gadot einige kritische Punkte zu ihrer Wonder Woman anzumerken, die ihr viel zu aggressiv rübergekommen sein soll, wenig dem Charakter entspreche, der dann in Wonder Woman vorgestellt wurde. Als sie eine bestimmte Zeile nicht aufnehmen wollte, soll Whedon gedroht haben, ihre Karriere zu zerstören. Dass er sie ziemlich blöd im Film aussehen lassen könne, er sei der Schreiber und sie solle die Klappe halten. Update dazu: Gadot hat dies derweil grob bestätigt, sie habe ihre Probleme mit Whedon gehabt und WB habe darauf rechtzeitig reagiert.
Wie gesagt, wir waren nicht dabei und die Ermittlungen laufen noch, was nun wirklich wie gesagt wurde, können wir nicht wissen, doch es klingt alles nicht gerade nach einer guten Arbeitsatmosphäre, wenn man sich den Artikel mal in voller Länge zu Gemüte führt.
Der Artikel geht auch auf eine Krypton-Diskussion bezüglich des Castings des führenden Hauptdarstellers und Adam Strange ein - sie wollten wohl beide nicht traditionell besetzen, für Supermans Großvater hatte man wohl Bridgerton-Star Regé-Jean Page im Auge und Strange sollte homo- oder bisexuell werden, beides lehnte Johns ab. Bezüglich des Haupthelden könne dieser Fans nur als Weißer gefallen.
Nun, Fans haben so ihre Vorstellungen, kreative Freiheit kann sich davon leiten lassen oder aber auch nicht, die Frage ist hier wohl eher, wessen Vorstellungen bei solchen Entscheidungen durchgesetzt werden und warum. Gab es eine argumentative Diskussion oder setzt nur jemand den längeren Machthebel ein? Das lässt sich anhand solch zum Teil anonymer Aussagen schwer beurteilen.