Das ist es also, das vorläufige Finale von The Last of Us. Viel wurde über die Videospieladaption geschrieben und so sorgte die HBO-Serie nicht nur im Vorfeld für mächtig Wirbel, sondern auch im Nachgang jeder ausgestrahlten Folge. Das Ende von Staffel 1 unterstreicht eine spannende wie dramatische Geschichte, die nicht nur Fans der von Naughty Dog und Sony produzierten Vorlage lachend und weinend zugleich zurücklassen dürfte.
Es ist bemerkenswert, wie sehr man sich in Hinblick auf die Spieldauer von "Look for the Light" begrenzt hat. Wirklich jeder Moment in dieser Episode beherbergt für The Last of Us als Gesamtkonstrukt einen tieferen Sinn. Allen voran wäre hier natürlich erneut die überaus geglückte Dynamik zwischen Bella Ramsey als verspielte Ellie und Pedro Pascal als rüstiger Joel zu nennen. Ihr Zusammenspiel funktioniert wunderbar und es ist eine tiefe Zerrissenheit und Melancholie in den Blicken und Worten zu erkennen, die sie einander schenken. Nicht nur adeln sie damit den Videospielmeilenstein The Last of Us Part I, sondern sie sorgen damit auch für beste Unterhaltung, die wortwörtlich unter die Haut geht.
Man täte der Adaption allerdings Unrecht, wenn man sie lediglich auf diese besondere Beziehung reduzieren würde, denn wenngleich diese überaus funktional erscheint, ist sie im Film- und Serienmetier längst ein bekanntes Erzählmuster. Man muss demnach auch auf die übrigen Figuren zu sprechen kommen, um sie angemessen einordnen zu können. Wir hatten bereits eine Menge starker Darsteller:innen gesehen - etwa Murray Bartlett und Nick Offerman als ungleiches Pärchen, doch erneut ist es Merle Dandridge in der Rolle der Marlene, die der Serie einen moralischen Kompass aufzwingt. Und natürlich wollen wir auch Ashley Johnson als liebende Mutter nicht vergessen.
Johnson war es, die Ellie einst mittels modernster Technik für Millionen von The Last of Us Part I-Spieler:innen so unheimlich nahbar und plastisch erscheinen ließ. Die Rolle, die sie nun zu Beginn der vorläufig letzten Episode zum Besten gibt, kann in metaphorischer Hinsicht durchaus als Fingerzeig in Richtung einer neuen Generation verstanden werden, die diese Geschichte zum ersten Mal aufsaugt.
Wieder einmal gelingt es im Prolog, die Fallhöhe von The Last of Us zu verdeutlichen und geliebte Menschen vor schwierige Entscheidungen zu stellen. Insofern ist das auch als Foreshadowing für die weiteren Ereignisse der Folge zu verstehen. Obendrein verleiht man dem Plot einen realistischen Touch und klärt darüber auf, weshalb Ellie anscheinend immun gegen Bisse und Kratzer der infizierten Widersacher ist. Übrigens halten sich die von Pilzen überwucherten Monster erneut weitestgehend im Hintergrund, was eine Angelegenheit ist, die wir noch in der anstehenden Nachbetrachtung von Staffel 1 adressieren werden.
Apropos wilde Kreaturen: Bevor es ans Eingemachte geht, darf ein gewisser "Magic Moment" aus The Last of Us Part I nicht fehlen. Es ist eine wahre Wonne, mit anzusehen, wie eine eigentlich mürrische Ellie plötzlich wie vom Blitz getroffen einen maroden Baukomplex erklimmt, um gemeinsam mit Joel einen majestätischen Anblick zu genießen.
Die Auflösung im Staffelfinale von The Last of Us dürfte vielen Menschen auch ohne Runner, Clicker und Co. schwer im Magen liegen. Die schonungslose Inszenierung trägt den letzten 20 Minuten besondere Rechnung und beweist, dass man es hier mit einer würdigen Adaption des Spiels zu tun hat. Bemerkenswert ist hierbei, dass das Schicksal von Joel im Rückblick der Serie einen noch größeren Fußabdruck hinterlässt, wollte er doch die Verantwortung für Ellie wegen seiner Altersmilde auf seinen jüngeren Bruder Tommy (Gabriel Luna) abwälzen.
In der Summe seiner Teile ist Staffel 1 von The Last of Us die konsequenteste und hochwertig produzierteste Videospieladaption, die die Welt bis dato gesehen hat. Man kann nur hoffen, dass dieses Prinzip in Hollywood und anderswo Schule macht. Auch darf die HBO-Serie gern als Mahnmal dafür verstanden werden, dass Spiele weitaus mehr als nur mechanisches Knöpfchendrücken bereithalten können.
In jedem Fall ist The Last of Us aber auch unabhängig seines Videospiel-Ursprungs uneingeschränkt zu empfehlen, denn das präsentierte Endzeitszenario hält eine unglaubliche Bandbreite an Themen bereit, über die sich nachzudenken lohnt. Es geht vorliegend um weitaus mehr, als die x-te Rettung einer im Verfall befindlichen Welt. Alles in allem bleiben wir deshalb bei unserer Wertung von 4,5 Hüten, die wir bei Ausstrahlung der ersten Episode vergaben.