Im ersten Teil zu unserem Index-Special habt ihr es schon bemerkt, die Indizierung oder auch Beschlagnahmung wird mit verschiedenen Listen bei der BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) durchgeführt. Hier nun etwas mehr dazu:
Index-Listen - Was bedeuten sie?
Neben der Liste A der indizierten Filme gibt es noch die Liste B, das sind Filme, wo die Entscheidung noch nicht gefallen ist, aber eine Beschlagnahmung wegen strafrechtlicher Bedenken im Raum steht. Also durchaus noch zu haben, praktisch aber für die Vertreiber erst einmal ein K.O., was so manch limitierte Auflage - wenn überhaupt - begründet. Denn dieser Schwebezustand kann sich über viele Jahre hinziehen, bis eine gerichtliche Entscheidung fällt. Dann wäre die noch interessante Liste E zu nennen, wo die indizierten Filme vor der 2003-Gesetzesänderung eingetragen sind. Seit 2003 schützt die FSK 18-Freigabe vor einer nachträglichen Indizierung. Liste C und D kann man nicht öffentlich einsehen, da hier die jugendgefährdenden Trägermedien/Telemedien gelistet sind sowie die mit einem absoluten Verbreitungsverbot. Wieso gibt es dennoch eine gewisse Verbreitung unter der Ladentheke?
Bootlegs - Verboten, aber geduldet?
Man könnte Bootlegs auch inoffiziell produzierte Leaks oder einfach Raubkopien nennen. Es handelt sich dabei um von einem offiziellen Studio und/oder Künstler nicht authorisierte Mitschnitte, die dann irgendeine Underground-Produktionsfirma auf DVD presst und so verbreitet. Die Qualität hängt dabei natürlich vom Mitschnitt selbst wie auch von der Firma ab, die ihn produziert. Von sehr gut bis miserabel ist alles dabei. Ebenso muss natürlich bei einer nachträglichen Beschlagnahmung bereits offiziell herausgebrachter Filme erst einmal jedes Exemplar aufgestöbert werden, so lange es noch irgendwo eins gibt, gibt es meistens auch noch jemanden, der es via Kopie weiter verbreitet, trotz des Wissens um strafrechtliche Konsequenzen. In einem gewissen Rahmen, besonders je nach Qualität, werden Leaks und Raubkopien geduldet, dennoch muss sich jeder klar sein, dass er etwas Verbotenes besitzt und/oder unrechtmäßig verbreitet.
Die Zeit ändert natürlich so manche Index-Entscheidung im Nachhinein, was mal furchtbar verboten war, kann heutzutage sogar als FSK 16-Uncut in jedem Laden stehen. Hier wieder ein paar Beispiele für euch, natürlich gibt es noch massig weitere.
Die Nacht der Lebenden Toten (1968) - Das Remake-Problem
Der Zombie-Klassiker Die Nacht der lebenden Toten von George A. Romero bekam im Original 1968 keine Altersfreigabe, inzwischen ist er ab 16 Jahren freigegeben. Dass acht Sekunden in der nachkolorierten Fassung fehlen, liegt wohl daran, dass sie einfach vergessen wurden. In Deutschland kam der Kultfilm 1971 nur geschnitten mit 93 Minuten Länge ins Kino. Die FSK 18-Jubiläumsedition von 2003 erlebte einen Austausch: 15 Minuten raus, aufgefüllt mit anderen Szenen für rund 15 Minuten, das ergab dann 92 Minuten. Diese Version landete auf dem Index, auf Liste B. Eigentlich wegen einer Remake-Verwechslung, 2010 sollte der Film daher vom Index rutschen. Da aber eine inhaltsgleiche US-Fassung von 2000 beschlagnahmt wurde, befindet sich der Film immer noch auf dem Index - auch wenn diese Fassung wohl auch das erwähnte Remake Night of the Living Dead - Die Rückkehr der Untoten von Tom Savini von 1990 ist, das erstmals 1996 beschlagnahmt wurde.
Robocop (1987) - Unrated Directors Cut
Paul Verhoevens SciFi-Actionklassiker Robocop mit Peter Weller in der Titelrolle landete ebenfalls auf dem Index. Zudem wurde Verhoevens Original zensiert und kam erst gar nicht Unrated ins Kino, auch wenn der Regisseur meinte, dass gerade die Schnitte die beabsichtigt groteske Überzeichnung wegnehmen und damit das Ganze nur noch brutaler wirken lassen. Zudem sei die brutale Ermordungsszene nötig gewesen, um eine rasche emotionale Bindung der Zuschauer an den Titelhelden herzustellen. Für die Jugendfreigabe waren 11 Schnitte nötig, in vor allem zwei Szenen weicht die Fassung mit Jugendfreigabe stark vom Original ab. Diese bekam man dann erstmals mit der LaserDisc als Unrated Directors Cut zu sehen. Im deutschen TV lief Robocop immer nur stark geschnitten. Die Indizierung ist 2013 frühzeitig aufgehoben worden und man bekommt den FSK 18-Uncut auf DVD und Blu-ray. Remake 2014 sei dank. ;-)
Starship Troopers 1 & 2 - Zensierte Synchro, SPIO/JK-Siegel
Auch Verhoevens SciFi-Militaryfilm und Romanadaption Starship Troopers von 1997 wurde auf den Index verbannt. Der Auftakt wie auch die Direct-to-DVD-Fortsetzung Starship Troopers 2 - Held der Föderation von 2004 bekamen nur das SPIO/JK-Siegel "strafrechtlich unbedenklich", der Grund scheint klar: Brutale dreckige Unterhaltung ohne Moral und überzeichnete Glorifizierung des Militarismus, so kann man es wohl zusammenfassen. Das eigentliche Problem im ersten Teil ist aber die deutsche glattgebügelte Synchronisation, die es bis heute immer noch nicht als FSK 16-Version gibt, die für FSK 16 zudem gekürzte Schnittfassung wurde abgelehnt. In der FSK 18-Fassung gibt es dann immerhin im OV die sprachlich unzensierte Version, zudem sind bei der Special Edition auch die deutschen Untertitel unzensiert. Der Satire-Charakter und Buchbezug geht gerade durch die Zensur verloren, da hilft auch kein textlicher Hinweis auf den Roman. Der Uncut umfasst 124:18 Minuten, daran lässt sich leicht erkennen, wie viel bei geschnittenen Fassungen weggefallen ist. Im deutschen TV hat Syfy bei der FSK 18-Version sogar noch mehr weggeschnitten als ProSieben.
Die Fliege 2 (1989) - FSK 16-Uncut
Die Chris Walas-Fortsetzung Die Fliege 2 vom SciFi-Klassiker-Remake Die Fliege von David Cronenberg flog in der FSK 18-Version auf den Index weiter. Die FSK 16-Version von Die Fliege 2 wurde um rund 2 Minute gekürzt und lief auch im Free-TV. Der Film rutschte am 31. Mai 2003 vom Index und erhielt nach Neuprüfung die ungeschnittene FSK 16-Freigabe. Die Fortsetzung kann jedoch insgesamt nicht mit dem Remake-Auftakt mithalten.
The Punisher (1989) - Vom indizierten Rächer zu FSK-16
Während die meisten entweder die Thomas Jane-Version von 2004 oder die neueste Version Punisher - War Zone von 2008 kennen, gab es bereits 1989 die Marvel-Comicverfilmung The Punisher mit Dolph Lundgren in der Titelrolle. Und die landete auch gleich auf dem Index. Kein Totenkopf auf der Brust, gerade Mal einer auf dem Messer deutete auf den Marvel-Rächer hin. Ob nun langweilig blutrünstig oder legendärer Trash, das Ganze kam nur geschnitten ins Kino, auch die geschnittene FSK 18-Version wurde indiziert. Erst 2015 rutschte The Punisher nach einer Neuprüfung vom Index und ist heute als FSK 16-Uncut zu haben.
Scream (1996) - FSK 16-Uncut & Directors Cut
Während heutzutage beim Jugendsender MTV eine durchaus blutige Scream-Serie läuft (hierzulande bei Netflix), wurde das Scream-Original von 1996 nur ab FSK 18 freigegeben und landete prompt auf dem Index. Auch der Parodie-Faktor hat den Auftakt nicht davor bewahrt, 210 Liter Filmblut sind schon nicht ohne. Entsprechend gab es die verschiedensten gekürzten Fassungen, die auch im Free-TV liefen. Nach einer Neuprüfung sah man das 15 Jahre später, nämlich 2011 jedoch anders, und so rutschte auch dieser Film nun als FSK 16-Uncut vom Index. Der Directors Cut ist wiederum nicht nur 6 Sekunden länger, fürs US-Kino wurde auch einiges umgeschnitten, um das NC-17-Rating zu vermeiden.
"Scream" Season 2 Trailer 1
Halloween-Horrorreihe - Wie viel Index-Saures steckt drin?
Während John Carpenters FSK 18-Auftakt Halloween - Die Nacht des Grauens von 1978 bereits seit 1998 auch als FSK 16-Uncut zu haben ist, dauerte es bei Teil 3 - 6 sowie Rob Zombies Remake Halloween von 2007 länger oder sie fristen immer noch ein Index-Dasein: Der Gewaltgrad und Blutpegel stieg an, wie so oft bei Horror-Filmreihen. Halloween 3 wurde 2012 vom Index gestrichen, 2014 folgte der FSK 16-Uncut. 2013 rutschten Teil 4 & 5 mit ebenfalls FSK 16-Uncut-Freigabe vom Index und liefen zu Halloween 2013 erstmals Uncut im deutschen Pay-TV.
Die FSK 18-Version von Teil 6 Halloween - Der Fluch des Michael Myers ist immer noch indiziert. Das Zombie-Halloween-Remake kam zwar ungeschnitten ohne FSK-Jugendfreigabe immerhin ins Kino, doch der Directors Cut landete auf dem Index. Dennoch ist das Remake bis dato der erfolgreichste Film der Reihe. Die Fortsetzung des Remakes Halloween 2 von 2009 wurde dann jedoch gleich auf DVD rausgebracht. Bekanntlich erwartet die Fans der Reihe mit Halloween Returns bald ein weiterer Film, schließlich ist jedes Jahr Halloween...
Euch fallen sicher wie auch uns noch massig weitere Beispiele ein, vielleicht gibt es ja auch später noch eine weitere Fortsetzung von uns.
