Die als antiquiert ausgegebene brachiale Gewalt in Form von Arnold Schwarzenegger trifft in Terminator 2 - Tag der Abrechnung auf eine noch viel furchteinflößendere, hochfunktionale Tötungsmaschine, die sich bar ihrer kognitiven Fähigkeiten und ihrer Agilität einen Weg zu ihrem anvisierten Opfer bahnt.
Damit wird nicht nur der Underdog-Status von John Connor (Edward Furlong), Sarah Connor (Linda Hamilton) und Arnies T-800 zementiert, es wird auch etwas über die Unfähigkeit von Menschen ausgedrückt, sich um den eigenen Nachwuchs angemessen zu kümmern, was wiederum als Allegorie für den drohenden Untergang der Menschheit verstanden werden kann.
Demgegenüber erhält die Funktionalität der Patchwork-Familie Aufwind, da sie anpassungsfähiger auf mögliche Bedrohungslagen scheint. Wem diese Lesart von Terminator 2 zu abgehoben scheint, kann man entgegenhalten, dass Sarah Connor die Angelegenheit mitten im Nirgendwo in einem Off-Monolog selbst adressiert, wenn sie davon spricht, dass diese Maschine, dieses Ding, der womöglich beste Vaterersatz für ihren Jungen sei, den sie sich nur wünschen könne.
Eine weitere wichtige Facette ist das Erscheinungsbild des T-1000, denn der Tag des Jüngsten Gerichts wird von einer Instanz verteidigt, die in Gestalt größtmöglicher Autorität aufwartet und die qua ihres Erscheinungsbildes eigentlich daran interessiert sein sollte, ein derartiges Szenario zum Wohle aller zu verhindern: ein Polizist mittleren Alters.
Durch den erzählerischen Kniff in Form des Charakterdesigns werden falsche Brücken geschlagen, da wir anhand des Terminator-Vorgängerfilms annehmen müssen, dass Robert Patrick auf der Seite der Guten steht. Robert Patricks Auftritte zeugen von einer Unnahbarkeit, die buchstäblich nicht von dieser Welt ist und die geradezu unmenschlich in ihrer menschlich aussehenden Hülle zur Tat schreitet.
Arnies T-800 zieht in Gestalt eines gesetzlosen Bikers gegen eine rechtlich verbriefte Instanz zu Felde und das ist aus inszenatorischer Sicht keinesfalls als Gimmick zu werten, denn John Connor versucht bereits unabhängig dieser Ereignisse den verlängerten Arm des Gesetzes bestmöglich zu meiden, wie sich etwa anhand seiner instinktiven Flucht in einer Arcade-Spielhalle ableiten lässt. Diebstahl und Schulschwänzen prägen den Alltag des traumatisierten Jungen und wahrscheinlich nicht zuletzt wegen seiner inhaftierten Mutter hegt er ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Durchsetzung von Recht und Ordnung.
Das ist auch deshalb besonders, da hiermit etwas über die mimetischen Gehalte technischer Gerätschaften und Schnittstellen ausgedrückt wird, die uns tagtäglich umgeben und die unsere Verhaltensweisen mehr und mehr zu adaptieren scheinen. Der als Prototyp beschriebene T-1000 wirkt im direkten Vergleich mit dem Auslaufmodell des T-800 deutlich weniger plump und dennoch fällt die vollständige Abwesenheit von Empathie bei ihm trotz seines aufgesetzten Social-Engineering-Lächelns ungleich stärker ins Gewicht. Terminator 2 - Tag der Abrechnung ist demnach immens anschlussfähig an unsere heutige Lebenswelt, was die behandelten Themen anbelangt.
Obendrein dekonstruiert Robert Patrick über seine Performance als Terminator die Idee vom vermeintlichen Durchschnittsmenschen. Gleichzeitig kehrt er eine soziopathische Seite hervor, die mit zugedachter Machtpositionen einhergehen kann, indem er sich direkt zu Beginn ein prestigeträchtiges Antlitz verleiht und die Schwächen seiner Widersacher über psychologische Mechanismen gnadenlos offenlegt.
Anhand der Art und Weise, wie sein Terminator über technisch ausgefeilte Möglichkeiten vermittelt wird, lässt er sich mit Leichtigkeit als wandelnder Repräsentant des Uncanny-Valley-Effekts verstehen. Wo bei Arnold Schwarzeneggers imposanter Statur wenig Fantasie benötigt wird, um ihn als etwas zu identifizieren, das nicht menschlich ist, fällt das bei Robert Patrick ungleich schwerer. Und trotzdem vermag er das nicht nur dadurch zu vermitteln, weil wir seine Figur oftmals nur als wabernde Flüssigmetallsubstanz vor uns haben, sondern auch durch seine einnehmende Präsenz, die dadurch zur Geltung kommt, dass er weder blinzelt noch bei seinen aberwitzig schnellen Sprints nicht einmal zu atmen scheint.
Diese kleinen Lücken erwecken gemeinsam mit der Konstruktion der Geschichte den Anschein, dass er nicht menschlich sein kann. Dass ausgerechnet diese Idee nicht mehr mit den größtenteils praktischen Effekten des 1984 erschienenen Terminator zum Ausdruck gelangt, sondern durch die Symbiose von Robert Patricks ausgefeilt reduziertem Minenspiel und den Möglichkeiten damals modernster technischer Errungenschaften bei der Eingabe, Verarbeitung und Ausgabe von Datenströmen, muss unter philosophischen Gesichtspunkten in Bezug auf die intendierte Wirkung der Geschichte als Novum gewichtet werden.
Es ließen sich noch einige weitere interessante Parallelen von Terminator 2 zu unserer heutigen Lebenswelt ziehen. Gleichwohl könnte man durch die Brille dieses phänomenalen Action-Films sagen, woran es heutigen Vertretern des Genres mangelt (Spoiler: Es sind nicht die Effekte!). Doch um ehrlich zu sein, möchte ich es bei diesen Worten belassen und stattdessen eure Gedanken zu diesem wichtigen Film meiner Kindheit, Jugend und meines Erwachsenendaseins lesen. Wenngleich ich durch meinen persönlichen Einblick vielleicht etwas zu viel Lobpreisung betrieben habe, kann ich genau wie Arnies T-800 nicht aus meiner Haut.
Vielleicht eine Sache noch, die ich mir nicht verkneifen möchte: Es war eine wahnsinnig schlechte Idee, die beiden von James Cameron inszenierten Filme mit derart uninspirierten Fortsetzungen zu beehren. Auch wenn mir der vage Ausgang der ursprünglichen Fassung eine Spur besser gefällt, hätte man das Ende der Special Edition bzw. des Ultimate Cuts einfach für sich stehen lassen sollen. Was ist eure liebste Version von Terminator 2 - Tag der Abrechnung? Wie steht ihr zur eher durchwachsenen Aufbereitung in Form der aktuellen Releases des Action-Films?