Durch James Camerons und William Wishers gewitztes Drehbuch fügt sich jedes Aufeinandertreffen von Terminator 2 - Tag der Abrechnung organisch ins Gesamtgeschehen ein und dadurch verkommt die Action nie zum bloßen Selbstzweck, wie man etwa bei modernen Vertretern wie The Raid oder John Wick - Kapitel 4 rügen kann. Das wird besonders dadurch deutlich, dass wir es mit repressiven Orten institutioneller Macht zu tun haben, die zu diktieren gedenken, was gut und richtig für die Menschheit ist.
Terminator 2 hält dabei mehrere Handlungsstränge bereit, die allesamt die nötige Screen-Time erhalten, um im Verlauf miteinander verflochten zu werden und wirken zu können. Der behutsame Aufbau in Form verschiedener Perspektiven dient dem Nachvollzug der Motivationen und sorgt dafür, dass sich die Action im Nachgang jedes vorhergehenden Erzählstrangs umso explosiver anfühlt.
Hierbei wäre besonders die Nervenheilanstalt anzuführen, in der die vermeintlich geistesschwache Mutter Sarah Connor ein Dasein fristet, das ihrer Wahrnehmung vollkommen trotzt und sie mit unmenschlichen Methoden konfrontiert. Der Ausbruch aus diesem Ort des Grauens ist deshalb gelungen, da sich die Reaktion des Personals nachvollziehen lässt und das Geschehen nicht mit überzogenen Actioneinlagen vermittelt wird - bis zum Auftauchen der ungleich größeren Bedrohung in Form des T-1000 versteht sich. Selbiges gilt für die Szene, in der auch die „echte“ Polizei groß auffährt, um den Sabotageakt unserer Helden auf Cyberdyne Systems zu vereiteln.
Regisseur James Cameron baut in seinem Terminator-Sequel also Schicht um Schicht behutsam auf, teast Szene für Szene das Geschehen an und schnürt die Schlinge dadurch immer enger, bis es für die Figuren keinen Ausweg mehr gibt und die Konfrontation unweigerlich bevorsteht. Dadurch fühlt sich jeder Moment unheimlich wertvoll an und es liegt stets die Gefahr in der Luft, dass eine der Figuren das Zeitliche segnet und die Menschen der Zukunft am Ende sogar ohne Leitfigur dastehen.
Erst durch diese durchdachte Herangehensweise kann sich ein Netz aus Aktionen und Reaktionen entspinnen, das die Action wuchtig hervortreten lässt. Zu jedem Zeitpunkt weiß man, was gerade auf dem Spiel steht und welche Motivationen gegeneinander aufgewogen werden.
Der von industriellen Geräuschen motivierte Soundtrack muss hier als weiteres Glanzstück angeführt werden, denn der Score treibt durch die scheppernden Töne nicht nur den Puls über die gesamte Laufzeit in die Höhe, er scheint sich punktuell sogar mit heulenden Alarmsirenen zu vermengen, sodass eine einwandfreie Unterscheidung zwischen intradiegetischen und extradiegetischen Klangteppichen erschwert wird.
Darüber hinaus weiß Terminator 2-Komponist Brad Fiedel bestens, wann er seine Musik zurückfahren muss bzw. wann die musikalische Untermalung stumm gestellt gehört. Auf diese Weise gönnt man uns in ruhigen Momenten nicht nur die nötige Verschnaufpause, man gewährt dem Cast damit auch die Möglichkeit, mit ihren Darbietungen in ungefilterter Weise zu glänzen. Das ist etwas, das heutzutage durchaus Seltenheitswert besitzt, denn bei den allermeisten Blockbustern soll uns die Musik in emotionaler Hinsicht geradezu einhüllen (um nicht zu sagen erdrücken).
Stille muss man als Künstler sinnvoll füllen können und das Publikum muss derlei Szenen aushalten und eigene Gedanken machen. Genau deshalb ist sie oftmals nicht gewünscht, da im Umkehrschluss die Bilder bzw. mögliche Dialoge und dadurch zum Ausdruck gelangte Gefühlsregungen für sich Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Erfahrt auf Seite 3, welche weiteren Stärke unter der gestählten Action-Oberfläche von Terminator 2 - Tag der Abrechnung schlummern.