Die Star Wars-Saga hat einen der größten Schurken der Filmgeschichte zu bieten, entsprechend schwer sei es gewesen, für Star Wars - Das Erwachen der Macht einen neuen Bösewicht zu kreieren, der nicht dahinter zurücksteht, den man ebenso fürchten und hassen kann, erklärte Abrams. Das biete die Idee, ihn eine der geliebtesten Figuren der Saga töten zu lassen, die auch noch der eigene Vater des Schurken ist. Eine furchtbare Tat, bei der man sich fragen kann, wie Kylo Ren davon jemals wieder erlöst werden kann. Eine notwendige Tat, um mindestens sich selbst zu beweisen, dass es nichts Gutes mehr in ihm gibt, was die Dunkle Macht schwächen könnte. Und eine Tat, bei der sich auch die Autoren fragten, ob sie das wirklich tun sollten. Doch man wollte mutig sein und nicht nur einen Nostalgietrip liefern, der Han Solo keine Entwicklung zugesteht, ihn nur noch einmal den Fans vorführt. Auch wenn ihnen bewusst war, dass es eine gefährliche Entscheidung ist, die nicht jedem schmecken wird.
Schon lange bevor der Titel von Star Wars - Episode VII klar war hatte man die Idee, nicht nur die Entwicklungsgeschichte eines Helden, sondern auch die eines Schurken zu liefern. Man wollte den Zuschauern nicht schon wieder einen fertigen Bösewicht vorsetzen. Man habe sich dabei auch von der realen Welt inspirieren lassen, welche Eltern würden nicht die Angst kennen, dass sich das eigene Kind in eine schlechte Richtung entwickeln könnte, die letztlich in einer Abwärtsspirale der Selbstzerstörung endet? Abrams als selbst Vater und Freund von anderen mit Kindern kenne den schmerzvollen Kampf nur zu gut, und so habe jeder der Autoren eigene Erfahrungen mit in die Story hineingebracht.
Zudem habe die Schurkenstory von Epsode VII den Weg geboten, wie man nach der Originaltrilogie eine Brücke von "Alle für immer happy zusammen" zu etwas schlagen kann, dass die Helden wieder voneinander trennt. Die Grundidee, dass sich ein Schüler von Luke gegen ihn wendet und alle anderen Schüler tötet, sei der Beginn dieser Storyidee gewesen, die auch das Familienglück explodieren lassen sollte. Danach tauchte die Frage auf, was für eine Rolle Han Solo darin spielen könnte, was man ihm im Film zu tun geben könnte, das von Bedeutung ist und ihn nicht nur als Fanvehikel ohne persönliche Story dastehen lässt. Eine Story, die nicht schon wieder erzählt, okay, Schlimmes ist passiert, aber wir sind alle immer noch happy zusammen.
Abrams selbst hat sich vor dieser harten Entscheidung etwas gefürchtet, doch Co-Autor Lawrence Kasdans Begeisterung für die Idee habe ihn schließlich angesteckt und überzeugt. Zudem sei Harrison Ford schon Jahrzehnte vorher bereit für die Idee gewesen, dass Han Solo sich in irgendeiner Form opfert. Dieser Moment, Leias Wunsch erfüllen zu wollen, seinem verlorenen Sohn noch einmal so nah zu sein, sein Gesicht zu berühren, und kurz darauf von ihm getötet zu werden sei das Grausamste, was die Star Wars-Saga bis dato zu bieten habe. Es ist nicht der Tod Han Solos allein, der für Tränen sorgt, sondern die Art und Weise dieses Moments.
Nun darf man gespannt sein, wie sich Kylo Ren noch entwickelt und ob und wie die neue Trilogie für ihn eine Form der Erlösung von dieser Tat bieten kann und wird. Rian Johnson hat nun den Job, diese Geschichte weiterzuerzählen, auf deren neue Episode wir mit Star Wars - Episode VIII noch bis zum 25. Mai 2017 warten müssen.