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Kind 44

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Viel wollen, viel vergeben

Kind 44 Kritik

Kind 44 Kritik
8 Kommentare - 18.04.2015 von Moviejones
Wir haben uns "Kind 44" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Kind 44

Bewertung: 3 / 5

Der Roman "Kind 44" des britischen Schriftstellers Tom Rob Smith stammt aus dem Jahr 2008 und war mehrfach international für Auszeichnungen nominiert. Ein fiktiver Roman, der zur Stalinzeit in Russland spielt, gewürzt mit politischem und persönlichem Drama sowie einer spannenden Kriminalgeschichte - das riecht regelrecht nach Preisen und so gewann der Autor mehrfach. Mit Kind 44 übersetzte Regisseur Daniel Espinosa das erfolgreiche Buch fürs Kino und scharrte dafür eine illustre Riege an namhaften Darstellern um sich.

Leo Demidow (Tom Hardy), ein gefeierter Kriegsheld des Großen Vaterländischen Krieges, steht als Geheimdienstoffizier fest hinter den kommunistischen Idealen der Sowjetunion. Eines Tages wird entlang der Moskauer Bahngleise die Leiche des Sohnes eines ihm bekannten Geheimdienstoffiziers gefunden. Die Zeichen sprechen deutlich für ein Gewaltverbrechen, doch unter Stalins glorreicher Führung darf es offiziell nichts dergleichen geben und so wird der Mord vertuscht. Als Demidows Frau Raisa (Noomi Rapace) eines Tages des Verrats verdächtigt wird, steht Leo zu seiner Frau und begibt sich mit ihr ins Exil nach Wolsk. Dort findet man plötzlich eine weitere Kinderleiche ähnlich zugerichtet wie in Moskau, was Demidow antreibt, den misstrauischen General Mikhail Nesterow (Gary Oldman) zu überzeugen, ihn mit dem Fall zu betrauen. Doch nicht zuletzt sein Widersacher Wassili (Joel Kinnaman), der von Demidow einst brüskiert wurde und zudem die Frau seines Kontrahenten begehrt, ist besessen darauf, ihn zur Strecke zu bringen...

Trailer zu Kind 44

Kind 44 Kritik

Was sich in der Kurzzusammenfassung von Kind 44 recht kompakt anhört, ist es mitnichten. Denn was zum einen Buchautor Tom Rob Smith vorlegte und von Drehbuchautor Richard Price später aufbereitet wurde, bietet Stoff für mindestens drei Filme. Das kann positiv sein - ist in diesem Fall jedoch ein eklatanter Nachteil. Ein Vorwurf, den wir vor allem Price machen, der versuchte, vielerlei Erzählstränge, die literarisch funktionieren, auch auf die Leinwand zu übertragen und dabei grandios scheitert. Grandios, weil man bei dem historischen Stoff und der Darstellerriege eigentlich davon ausgeht, dass der Film nur halten kann, was er verspricht.

Was hier an geschichtlich hochinteressanten und realen Hintergründen, Storylines und Dramen auf mehreren Ebenen verwoben wird, ist einerseits faszinierend, hinterlässt aber spätestens gegen Ende des Films sogar das Gefühl der Wut auf den Autor, der partout alles aufgreift, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Endkampf 45 in Berlin nebst Flaggenhissung durch die Sowjets auf dem zerstörten Reichstag, der Holodomor in der Ukraine, Verfolgung unter Stalin, Landesverrat, Ehedrama, der Rachefeldzug zwischen Wassili und Leo, Verbannung, die Aussicht auf den Gulag, ein bisschen Waterboarding, Reue und Adoption und alles garniert mit der Klärung einer Mordserie - Chapeau! Schade nur, dass letztere, sozusagen die Cocktailkirsche auf diesem Potpourri, untergeht, denn viele Momente lenken zu sehr ab. Teilweise macht mancher Erzählstrang Sinn, um den Protagonisten Substanz mit auf den Weg zu geben, jedoch will Kind 44 einfach zu viel. Selbst die literarische Vorlage will schon auf jeder Party tanzen, doch machen vielerlei eingestreute Geschichten und Zufälle noch lange keine gute Handlung aus.

Zu viele gute Storys werden zu einer mauen verwoben und hinterlassen den Zuschauer recht ratlos, auch ob der konstruierten Zufälle. Dass Leo prompt nach der Verbannung nach Wolsk, locker 20 Stunden von Moskau entfernt, einen ähnlichen Mord erlebt, mag ein Zufall sein, doch spätestens als sich die Klärung des Falls ergibt und wir dem Mörder lauschen, wird es unrealistisch. Kein Wunder, wenn Hinleitungen aus dem Buch nicht konsequent aufgegriffen werden. Sicherlich hält auch das normale Leben für jeden von uns parallel Erlebnisse bereit, die - ob gut oder schlecht - nur das Leben schreiben kann, komprimiert auf einen Film wünscht man sich dennoch ab einem gewissen Punkt einfach nur noch eine geradlinige Erzählweise ohne ständige Sprünge und Ablenkung. Denn so tritt Kind 44 sowohl die dramatische Historie in der einstigen Sowjetunion als auch die Mordserie - inspiriert vom Serienmörder Andrei Tschikatilo - mit Füßen, die als gute Vorlage in einem mittelmäßigen Film verbraten werden. Es kann nicht jedes Detail aufgegriffen werden, was in Büchern noch funktionieren mag, und so sind auch die Darsteller Perlen vor die Säue.

Tom Hardy (The Dark Knight Rises) spielt grandios und besticht im englischen Originalton mit seinem russischen Akzent und seiner Dominanz. Von Gary Oldman (ebenda, zudem Planet der Affen - Revolution, Robocop) sieht man leider nicht so viel und Joel Kinnaman (Robocop) darf mal richtig unsympathisch sein. An ihrer Seite Noomi Rapace (Prometheus), die erneut überzeugt, jedoch sind Vincent Cassel (Die Schöne und das Biest) und Jason Clarke (Planet der Affen - Revolution) verheizt und auch für Charles Dance (Game of Thrones) reicht es nur für eine Minirolle. Die schauspielerische Leistung ist in Kind 44 über jeden Zweifel erhaben und rettet den Film ein ums andere Mal. Viele Szenen wurden stimmig umgesetzt, doch hilft diese Tatsache nicht, wenn alles in allem so unrund wirkt. Das Ende setzt noch einen drauf, das antiklimatisch wirkt. Die Klärung des Mordfalls, der "Zwist unter Kollegen" und das Finale, es ist einfach zu viel, was noch mal in den letzten zehn Minuten auf einen zukommt und vom eigentlichen Plot ablenkt. Doch was ist denn eigentlich der Plot...?

Kind 44 hätte ein genialer Film sein können, ein fast epischer Film, der das Potential über weite Strecken erahnen lässt, aber sich derart übernimmt, dass man sich nach dem Kinobesuch wünscht, die Macher hätten auch nur einen Gang zurückgeschaltet. Nur aufgrund der großartigen Darstellerriege und -leistung - allen voran Tom Hardy - vergeben wir 3 von 5 Hüten. Und weil der Film auf erschreckende Art und Weise ins Bewusstsein rückt, was die Menschen unter Stalin einst erdulden mussten. Alles andere wäre unfair.

Kind 44 Bewertung
Bewertung des Films
610

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8 Kommentare
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WiNgZzz : : Moviejones-Fan
07.02.2017 00:10 Uhr
0
Dabei seit: 14.01.11 | Posts: 2.363 | Reviews: 0 | Hüte: 83

@shalva: Der Film ist übrigens (falls du es mittlerweile noch nicht selbst mitbekommen haben solltest, die Kommentare sind ja "schon was" her) ganz normal in deutsch synchronisiert, ohne jeglichen Akzent!

Hier gibt es nichts zu sehen!

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Shalva : : Moviejones-Fan
20.07.2015 21:29 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128
Mein Kung Fu Russe war in Moskau und hat mir den Streifen mitgebracht! Ich wollte es unbedingt auf Russisch gucken, weil alles andere mir einfach zu idiotisch ist! Es ist einfach bescheuert, wenn alle im Film auf Deutsch oder auf Englisch mit russischem Akzent reden! Und das auch noch während der Sowjetunion…

Und jetzt einige Worte zum Film. Es gibt wohl doch noch einen Film-Gott ! ! ! Nach den Enttäuschungen in letzter Zeit ist dieser Streifen wahrlich eine Wohltat für mich! Was für ein grandios gemachter Film! In jeder Hinsicht absolut hervorragend umgesetzt!! Die Schauspieler, die Dialoge, die Atmosphäre und die erzählte Geschichte(n) sind, wie ein Regen höchster Qualität nach all den “trockenen Gurken“, die immer so verdammt idiotensicher gemacht werden, mit idiotensicheren Dialogen, damit auch der letzte Depp kapiert was Sache ist! Dieser Film ist genau das Gegenteil von all den Mainstream-Mistfilmen, die versuchen den Zuschauer zu verblöden und nur lauwarme Kost bieten. Hier wird sehr schwer verdauliche Kost geboten, und der Film besitzt eine schwarze Seele, welches den Zuschauer packt und auch nach dem Ende des Films nicht mehr loslässt! Die Atmosphäre ist sehr bedrückt, ja fast hoffnungslos bedrohlich und ich konnte es regelrecht fühlen, weil ich selbst teilweise in der Sowjetunion aufgewachsen bin und auch meine Familie(Großeltern) teilweise sehr darunter gelitten haben! Aber nicht nur meine Familie, sondern auch sehr viele andere!
Wer Kommunismus selbst erlebt hat, der wird den Film schon etwas anders empfinden, als Leute, die dieses System nur theoretisch kennen! Dieser Film versetzt den Zuschauer zurück in diese Zeit und in jede Sekunde des Films ist dieses menschenverachtende System deutlich zu spüren! Der Film übertreibt überhaupt nichts, sondern zeigt vieles fast schon so realistisch, wie eine Dokumentation! Das ist natürlich auch den guten Schauspielern und den wohlüberlegten Dialogen “geschuldet“! Was Tom Hardy als Lev Demidov auf der Leinwand zaubert, ist ganz großes Kino! Auch andere Schauspieler sind absolut überzeugend und wirklich eine Wohltat für Leute, die einfach die Schnauze voll haben von 0815 Charakteren in den heutigen Filmen.

MJ hat in der Kritik erwähnt, dass der Film sich übernimmt und auch der Plot sei nicht klar zu erkennen. Nun, vielleicht ist das für viele nachvollziehbar, jedoch mich erinnert diese Kritik an meine Schulzeit, wo mir die Lehrer auf den Sack gegangen sind, weil ich angeblich am Thema vorbeigeredet habe oder es komplett verfällt habe… ;)
Vielleicht ist Child 44 nach den ganzen mittelmäßigen Filmen, wo man kaum die Hirnzellen einzuschalten braucht, etwas zu umfangreich und ansträngend für einige Zuschauer! Ja ja, früher haben wir bei Filmen immer mitgedacht und nach den Filmen sogar inhaltlich darüber diskutiert und oft hat es uns auch ne Zeitlang beschäftigt!
Es ist eigentlich lächerlich, dass die Story von Terminator: Genisys als “kompliziert“ bezeichnet wird und bei Child 44 werden Sachen kritisiert, die man eigentlich schätzen sollte. So ist das Leben… es hat keinen Plot und verläuft auch nicht nur an einem Strang! Das in einem Film so grandios umzusetzen ist für mich schon sehr viel wert und komischerweise wird es von so vielen Kritikern als eine Schwäche des Films interpretiert! Meiner Ansicht nach verleiht genau diese Umsetzung dem Film das gewisse Etwas und macht es zu etwas Besonderem!!

Für Child 44 gibt’s von mir 10/10!
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Shalva : : Moviejones-Fan
19.04.2015 15:04 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128
Ja, auf meine folgende Meinung bin ich auch ganz besonders gespannt… laughing laughing
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Moviejones : : Das Original
19.04.2015 14:47 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.212 | Hüte: 181
Das ist es sicherlich. Hat uns nur nicht gefallen.

Vielleicht siehst du es ganz anders, wir sind gespannt auf deine folgende Meinung.
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Shalva : : Moviejones-Fan
19.04.2015 14:15 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128
@MJ

Vielleicht war das auch so beabsichtigt… ;) laughing

Wie gesagt, werde ich den Film auf Russisch gucken. Wird aber noch bissl dauern…
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Moviejones : : Das Original
18.04.2015 22:03 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.212 | Hüte: 181
@Shalva:

Das Problem ist, dass der Film zu viel will und sich leider verrennt. Es gibt keinen Strang, an dem er sich entlangzieht, was auf die Dauer gesehen einfach nur noch verwirrt. Das ging übrigens nicht nur uns im Kino so. Es gab Leute, die sich total überfahren fühlten, weil irgendwann nicht mehr klar war, was eigentlich die Haupthandlung ist.

Wohlgemerkt, toll geschauspielert. Aber einfach kein runder Film.
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Shalva : : Moviejones-Fan
18.04.2015 21:46 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128
Irgendwie verstehe ich eure Kritik nicht wirklich! Nach eurer Beschreibung scheint es ein sehr spannender Film zu sein! Auch schauspielerisch gut umgesetzt! War der Film vielleicht einfach zu schnell für euch? Oder hat euch der dämliche Akzent verwirrt?

Warum können sie nicht einfach ohne den idiotischen Akzent reden? Entweder Russisch von echten Russen gesprochen und auf Deutsch oder Englisch untertitelt, oder einfach ganz normal Englisch oder ganz normal auf Deutsch synchronisiert ohne diesen Akzent! Es ist einfach bescheuert, wenn alle im Film auf Deutsch oder auf Englisch mit russischem Akzent reden! Und das auch noch während der Sowjetunion…

Ich werde den Film auf Russisch gucken! Alles andere ist mir einfach zu idiotisch!
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Ewan : : Dämonenfeind
18.04.2015 20:34 Uhr
0
Dabei seit: 28.12.09 | Posts: 873 | Reviews: 0 | Hüte: 8
Och mist... Das Buch war nicht mehr oder weniger wie der Hammer.
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