Bewertung: 3.5 / 5
Dreimal war Jason Bourne bereits auf der Flucht, bevor er 2007 mit Das Bourne Ultimatum in den verdienten Ruhestand geschickt wurde. Jeremy Renner sollte als Alex Cross fortan das Franchise ab Das Bourne Vermächtnis übernehmen. Der Erfolg war jedoch bei weitem nicht so groß, wie man sich diesen in der Chefetage von Universal Pictures gewünscht hatte und so wurde Das Bourne Vermächtnis 2 vorerst auf Eis gelegt und man reaktivierte lieber den Mann, der Bourne war und immer ist: Matt Damon. Kann jener nun der Reihe zu alter Größe verhelfen?
Nach dem öffentlichen Bekanntwerden von Treadstone und Black Briar ist Jason Bourne (Matt Damon) abgetaucht. Doch die Vergangenheit lässt ihn nicht los und die Schuld sich einzugestehen, freiwillig Teil des Programms geworden zu sein, plagt ihn bis heute. Als Nicky (Julia Stiles) Dokumente über die geheimen Machenschaften der CIA in ihren Besitz bekommt, scheint sie ein weiteres wichtiges Puzzle über Jason Bourne herausgefunden zu haben und es wird Zeit, dass er erneut auf der Bildfläche erscheint. Doch die CIA von einst hat sich längst gewandelt, verfolgt neue Ziele und neue Programme und ein Mann wie Jason Bourne ist dem Geheimdienst weiter ein Dorn im Auge. Vor allem CIA-Director Robert Dewey (Tommy Lee Jones) und sein Protegé Heather Lee (Alicia Vikander) würden Bourne am liebsten tot sehen - oder für ihre eigenen Zwecke missbrauchen...
Trailer zu Jason Bourne
Jason Bourne Filmkritik
Jason, schön, dass du wieder da bist, wir haben dich vermisst! Es gibt Darsteller die sind einfach mit ihrer Rolle verwachsen oder haben, anders ausgedrückt, eine Rolle so perfekt verkörpert, dass es immer ein Wiedersehen mit alten Freunden ist, wenn diese Figuren wieder auftauchen. Jason Bourne ist so eine Figur und Matt Damon ist Bourne. Neun Jahre mussten wir auf die Fortsetzung warten und an vielen Stellen bekommt man genau das, was man an der Reihe liebengelernt hat - Geheimdienste, Intrigen, knallharte Action und rasante Verfolgungsjagden. All das bietet der neue Teil, bunt zusammengewürfelt in einer aktualisierten Story, die sich einmal mehr mit der Vergangenheit Bournes auseinandersetzt, andererseits aber moderne Themen wie Sicherheit in einer global vernetzten Welt aufgreift.
Getragen wird das Katz- und Mausspiel wie bei den Vorgängern schon durch eine erstklassige Besetzung. Matt Damon und Julia Stiles sind wir bereits aus der Originaltrilogie gewöhnt, neu hinzu kommen Alicia Vikander und Tommy Lee Jones als Gegenpol bei der CIA sowie Vincent Cassel als tödlicher Agent. Im Hintergrund läuft das übliche vertraute Intrigenspiel, in dem jeder seine eigene Strippen zieht, geheime Programme am Laufen hat und niemand möchte, dass auch nur ein kleines Detail an die Öffentlichkeit dringt. Nur in manchen Belangen schießt Regisseur Paul Greengrass bei der Konzeption des Konflikts über das Ziel hinaus.
Die Bourne Identität bis hin zu Das Bourne Ultimatum funktionierten vor allem deswegen so gut, weil es kompromisslose Actionthriller waren, die im Kern aber eine persönliche Geschichte erzählten. So viel im Rahmen der CIA auch passierte, es war eine überschaubare Geschichte über einen Agenten, der im Rahmen eines Regierungsprogramms konditioniert wurde. In Jason Bourne wird dies nun etwas zu weit auf die Spitze getrieben, wo auf einmal wieder andere Leute die wahren Hintermänner von Black Briar und Treadstone waren und es scheinbar längst Folgeprojekte gibt und jeder hochrangige Mitarbeiter bei der CIA sein eigenes kleines Geheimprogramm am Köcheln hat. Gerade die Glaubwürdigkeit war die große Stärke der Bourne-Reihe, doch genau die bekommt Risse, wenn der neuen - durchaus spannenden - Geschichte die Erdung fehlt.
Das zeigt sich dann auch in den spektakulären Actionsequenzen. Diese stehen den Vorgängern in den Schauwerten in nichts nach, sind noch fulminanter und genau hier ist das Problem. Bei Verfolgungsjagden müssen es nun Sport- und gepanzerte Wagen sein. Ganze Straßenzüge müssen mit Autowracks gepflastert werden und das Ganze muss dann natürlich noch in der teilweisen Demolierung von Las Vegas münden. Zwar bleibt vieles noch im Rahmen, aber diese Unterschiede zu den Vorgängern fallen im direkten Vergleich auf und es zeigt sich, dass man sich mit Jason Bourne den aktuellen Gepflogenheiten im Kino angepasst hat. Es reicht nicht, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, auch hier muss beim Größer, Höher, Weiter mitgemacht werden.
Ebenfalls ist es schade, dass der Film zwar als Fortsetzung von Das Bourne Ultimatum betrachtet werden kann, durch den großen Zeitsprung aber Das Bourne Vermächtnis komplett ignoriert. Vor allem im Hinblick auf das offene Ende von Das Bourne Vermächtnis ist dies mehr als bedauerlich und es bleibt ein fader Beigeschmack nicht zu wissen, was mit den damaligen Hintermännern und Pamela Landy geschehen ist. Dies macht Jason Bourne leider zum schwächsten Teil der Bourne-Filme mit Matt Damon, aber noch immer zu einem überdurchschnittlichen Actionthriller.
Jason Bourne Bewertung
Mehr von dem, was wir kennen, unter diesem Motto wurde Jason Bourne gedreht und Matt Damon und Paul Greengrass liefern Fans genau das, jedoch auch nicht mehr. Die Zeit ist an dieser Reihe ebenfalls nicht vorbeigegangen und um das Publikum zu binden, wird die Action exzessiver und dramatischer als in den Vorgängern dargestellt. Das fühlt sich am Ende noch immer sehr nach Bourne an, das, was die Reihe aber einst zu etwas Besonderem machte, geht zum Teil bei dieser Transformation verloren. Auch wenn viele offene Fragen bleiben (die hoffentlich in Zukunft beantwortet werden), bleibt am Ende doch die Gewissheit, dass man sich daheim fühlt, sobald der Abspann läuft und "Extreme Ways" erklingt.