Bewertung: 2.5 / 5
Rumänien im 15. Jahrhundert. Herrscher Vlad Tepes (Luke Evans) hat sich in vielen Schlachten in der Vergangenheit einen Namen gemacht, als Vlad der Pfähler ist er bekannt und gefürchtet. Sein Volk liebt ihn und seit seiner Machtübernahme prosperiert es. Doch diese Zeiten scheinen sich dem Ende zu nähern, die Türken stehen vor den Toren Europas und drohen, das Land mit Krieg zu überziehen. Um sich und seine Familie zu schützen, geht Vlad einen teuflischen Pakt ein: Er opfert seine Menschlichkeit, um als Untoter, mit neuen Kräften ausgestattet, das türkische Heer in die Flucht schlagen zu können. Aber für den Pakt muss Vlad alles opfern, was ihm wichtig ist - vor allem seine Menschlichkeit...
VIDEOKRITIK
Trailer zu Dracula Untold
Mit seinem Regiedebüt Dracula Untold versucht Gary Shore, die Vorgeschichte von Dracula zu erzählen, jenes legendären Vampirs, den wir kennen und fürchten gelernt haben. Dabei setzt er auf sowohl wahre als auch fiktive Begebenheiten jener Zeit. Vieles an Dracula Untold ist dabei wunderbar gelungen. Mit Luke Evans hat sich Shore einen Darsteller geangelt, dem man sowohl die Herrscherattitüde abnimmt als auch einen glaubwürdigen Dracula. Evans tut vieles dafür, der Rolle gerecht zu werden und ist einer der Höhepunkte im Film. Ebenfalls zu den Lichtblicken gehört der visuelle Stil und die Ausstattung mit Kostümen. Shore versucht sich an einer möglichst realistischen Herangehensweise und untermalt diese mit einem passenden und eindringlichen Soundtrack. Überall versprüht der Film einen ganz besonderen Charme, in dem viel Potential steckt - Potential, welches nur aufgegriffen und ausgeschöpft werden muss. Wo sonst hat man solch menschliches Drama und eine Hauptfigur, die solch eine Berühmtheit erlangt hat?
All jenes, was richtig gemacht wurde, schreit geradezu, wie toll der Film ist. Doch es gibt eine Kehrseite der Medaille, eben jenes Potential, welches so jämmerlich mit Füßen getreten wird. So viel auch richtig gemacht wurde, die Probleme von Dracula Untold sind vielschichtig. Die FSK12-Freigabe ist dabei noch das kleinste Übel, ist der Film erschreckend grausam in der Darstellung und unserer Meinung nach auch an vielen Stellen ungeeignet für Kinder in diesem Alter. Ein größeres Problem stellt aber die Laufzeit von etwas mehr als 90 Minuten dar. Zeit für Drama bleibt da nicht, die angedeutete Epik geht unter in schnell aneinander gereihten Szenen, eine Reduzierung der Figurenriege auf ein Minimum. Es fühlt sich an, als hätte man Der Herr der Ringe all seiner Nebenhandlungen beraubt und auf einen Protagonisten reduziert. Viel Leinwandzeit wird für Vlad aufgeopfert, verständlich, der Rest zu eindimensionalen Statisten degradiert. Hinzu kommt, dass viele Szenen unschlüssig in der Abfolge sind, für Logiklöcher und Anschlussfehler sorgen, bei denen man sich mehr als einmal als Zuschauer am Kopf kratzt.
Ein Film wie Dracula Untold braucht Zeit, Zeit zum Atmen, sich zu entfalten. Er muss den Werdegang vom Mann zum Monster zeigen. Stattdessen erleben wir eine Wandlung Vlads von einem Gutmenschen zu einem Gutvampir. Wer im Film die blutrünstige Bestie erwartet, den Blutsauger und Nosferatu, wird bitterlich enttäuscht. Selbst am Ende, der finalen Wandlung, wirkt dieser Dracula noch immer menschlicher als der menschlichste Mensch. Das Monster wird zum Helden stilisiert, zum Retter Europas. Dies nimmt dem Film dann auch jegliches dramatisches Element. Aber anscheinend dürfen in der Gegenwart Vampire nur noch schön und nett sein, alles andere würde dem Bild widersprechen, welches in den letzten Jahren gezeichnet wurde.
Es gibt Filme, die schlecht sind und deswegen abgestraft werden. Dies ist halt so. Es gibt aber auch Filme, die Potential haben, mehr zu sein, den Zuschauer auch zu fordern und zu überraschen. Filme, die die Möglichkeit haben zu packen. Wenn diese Möglichkeiten nicht genutzt werden, ist es wohl der größte Frevel, der begangen werden kann. Dracula Untold ist leider so ein Fall. Im Kern ein Film, welcher viele gute Momente hat und dies auch ausstrahlt, am Ende aber durch falsche Regieentscheidungen klein gehalten wird und nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner alles unterbringt.