Bewertung: 1.5 / 5
2016 liegt hinter uns, 2017 startete für mich mit einem Film aus dem Dezember den ich noch nachholen musste, durfte, wollte? Assassins Creed (im Folgenden mit AC abgekürzt). Nachdem ich keine allzu guten Meinungen dazu gehört hatte waren meine Erwartungen gemäßigt bis nicht vorhanden, die Trailer waren okay, die Musik grausam und alles in allem dachte ich mir, dass der Film durchaus Potenzial hätte eine spaßige Videospielverfilmung zu liefern. Oh, ich armer Tor, wie falsch ich doch lag.
Trailer zu Assassins Creed
Inhalt:
Michael Fassbender ist ein kleiner Junge auf einem BMX-Rad in den 80ern bevor er 30 Sekunden bzw 30 Jahre später in Texas hingerichtet wird, weil er einen Zuhälter getötet hat. Danach wird er von Marion Cotillard und ihrem Papa Jeremy Irons in einer Einrichtung in eine Maschine namens Animus geschnallt und darf ein bisschen Assassins Creed spielen, damit er einen Metallapfel finden kann der einem die Weltherrschaft bringt.
Kritik:
Man möge mir die etwas unmotivierte Zusammenfassung der Handlung verzeihen, aber AC macht es dem Zuschauer unglaublich schwer sich für irgendetwas von dem zu interessieren was dort auf der Leinwand geschieht. Nicht, dass ein Michael Fassbender, eine Marion Cotillard, ein Jeremy Irons oder ein Brendan Gleeson - ja, der macht hier auch mit, auch wenn er wirkt als wäre er am liebsten ganz schnell ganz woanders - nicht imstande wären ohne große Mühe einen Film zu tragen, der an sich nur okay wäre. Hier gibt das Skript ihnen allen jedoch so extrem wenig zum arbeiten, dass sie selbst an dieser kleinen Hürde gnadenlos scheitern.
Während sich die meisten "Figuren" im Film - eine Bezeichnung die ich SEHR lose nutze, da keine "Figur" im Film irgendeine Entwicklung hat, alle starren sich nur bedeutungsschwanger an und schwurbeln philosophisches oder pseudowissenschaftliches Zeug vor sich hin - damit zufrieden geben vorhanden zu sein, versucht Fassbender zumindest ein wenig Einsatz zu zeigen und rettet ein wenig sein Gesicht gegenüber den scheintoten anderen Darstellern. Jeremy Irons wankt dermaßen blutleer durch den Film, dass es nicht überrascht, dass ein Schnitt den er davonträgt nichts vom roten Lebenssaft verspritzt. Cotillard trifft es noch schlimmer, ihre gesamte Figur schadet dem Film sogar noch, weil sie nicht nur keine Entwicklung durchmacht, sie teast sogar eine an, um letztlich wieder exakt bei 0 zu landen. Unspannender kann man einen "Charakter" nicht schreiben.
Die Handlung tut es ihr jedoch gleich und startet mit einer visuell ganz interessanten Rückblende ins Jahr 1492, wo wir Michael Fassbender - dieses Mal mit Tattoos im Gesicht, offensichlich ein Assassine - sehen, wie er sich den Ringfinger abschneiden lässt (tolle Idee seinen Meisterassassinen zu handycappen bevor er eine wichtige Mission antreten soll) und anschließend auf Spanisch das Kredo der Assassinen schwört. Ohoo, i see what you did there movie, think you´re clever don´t you? Nein, absolut nicht. Der Großteil des Films spielt sich nämlich leider in der - extrem langweiligen - Gegenwart ab, in der allerlei visuell ansprechendes Zeug passiert, das die Handlung (darf man das überhaupt so nennen? In Ermangelung eines besseren Begriffes bleib ich mal dabei) zwar kein Stück voranbringt, aber immerhin dem Film einen netten Look verschafft. Ist zumindest besser als was Hässlichem beim "Nichts-sein" zuzuschauen.
Die drei größeren Rückblenden in die Vergangenheit sind optisch ebenfalls nett in Szene gesetzt, jeder Schritt zurück in die Gegenwart macht jedoch nur umso stärker spürbar, wieviel mehr von der Handlung in der Vergangenheit hätte spielen sollen, um den Film interessant zu halten. Dabei wäre es garnicht so schwer gewesen - man hätte die Figuren ein wenig Konfliktpotenzial geben können. Beispielsweise hätte es Fassbenders Vater gewesen sein können, der Cotillards Mutter getötet hat. Fassbender hätte als Junge etwas über das Kredo lernen können, nur um dann später aus Gründen, die er nicht begreift, seiner Mutter beraubt zu werden - überhaupt, was hat der Film gegen Frauen? Überall sterben Mütter und Geliebte - sodass man mit seiner Figur irgendwie mitfühlt oder eine Verbindung dazu hat. Stattdessen ergeht sich der Film jedoch gefühlt 80% seiner Laufzeit darin praktisch nichts zu erzählen und immer wieder zu erwähnen, dass die Templer den Adamsapfel (ich weiß er heißt anders, es ist mir aber egal) brauchen, um die Welt zu beherrschen, weil sie seit Jahrhunderten gegen die Assassinen kämpfen. Warum die bösen Templer und die, eigentlich auch irgendwie bösen, Assassinen so einen Groll gegeneinander haben wird zwar erwähnt, aber wirklich sehen tut man den Konflikt viel zu selten.
Generell sieht man in den Konflikten selten überhaupt irgendwas. Die Action-Regie ist scheußlich, der Schnitt nimmt oftmals jeden Ansatz von Übersicht und alles was nur entfernt nach Gewalt aussieht wird vorsorglich verschwommen, als Schattenriss oder vorzugsweise garnicht gezeigt. Blut fließt auch keins, sind ja nur Leute mit Schwertern und Messern die sich gegenseitig die Lichter ausknipsen. Diese Blutleere wirkt wie eine traurige Metapher für den Film an sich und ist nur ein weitere Nagel im Sarg dieser vom Potenzial her eigentlich interessanten Videospielverfilmung.
Gibt es noch Positives zu vermelden? Der Score ist nicht so mies wie die Trailer vermuten ließen. Moderner Action-Blockbuster-Score trifft es wohl am ehesten. Er ist da, hat keine Highlights, aber auch keine extremen Ausreißer nach unten. Der Score ist neben Fassbender wohl das einzige am Film was seinen Job macht.
Fazit:
Diese humorlose, emotionslose, todernste, handlungsfreie und sterbenslangweilige Grütze ist also die Verfilmung der Assassins Creed Videospielreihe. Ich würde mir wünschen die zwei Stunden Lebenszeit wiederbekommen zu können, um sie für etwas Anderes zu nutzen. Da das nun aber nicht geht, dachte ich mir mit dieser Review wenigstens den einen oder anderen vor meinem Fehler bewahren zu können. Fassbender gibt sich sichtlich Mühe, scheitert aber wie alle anderen Darsteller am grausigen Skript. Die Action ist okay, wenn man grade was erkennen kann, der Score ist funktional, alles andere ist auf katastrophalem Niveau. Das Schlimmste an AC ist jedoch die Tatsache, dass man aus einer eigentlich spannenden Idee einen Film bar jedweder Handlung kredenzt hat, der nur als weiterer Beweis dient, dass Videospielverfilmungen scheinbar zu 90% zum Scheitern verurteilt sind.
3/10 Punkte bzw 1,5/5 Hüte für dieses Machwerk,
mit der dringenden Empfehlung vom Kinobesuch abzusehen und sich lieber der witzigen Angry Birds oder den ziemlich gelungenen Warcraft-Film anzusehen. AC ist sein Geld jedenfalls zu keinem Zeitpunkt wert.