Bewertung: 4 / 5
Können Maschinen denken? Diese faszinierende Frage beschäftigt nicht nur Wissenschaftler und IT-ler, sondern auch unzählige Autoren und Filmemacher. Jeder von uns könnte sicherlich sofort mindestens drei Science-Fiction-Filme nennen, in denen Roboter einem Menschen gleichwertig, wenn nicht gar überlegen sind. Nun also Alex Garland mit seinem Regiedebüt Ex Machina, in dem eine elfengleiche Roboterfrau im Zentrum des Interesses steht und dem Zuschauer mehr als ein Rätsel aufgibt.
Der überaus begabte Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) wird von Nathan (Oscar Isaac), IT-Genie und Besitzer des Suchmaschinengiganten Blue Book, engagiert. Caleb soll als menschliche Komponente im sogenannten Turing-Test herausfinden, ob der von Nathan entwickelte Roboter Ava (Alicia Vikander) tatsächlich dem Menschen ebenbürtig ist und über ein gleichwertiges Denkvermögen verfügt. Caleb ist fasziniert von Ava und bald verschwimmen die Grenzen zwischen Mensch und Maschine...
Trailer zu Ex Machina
Mit Ex Machina ist Garland ein faszinierendes Schaustück über Künstliche Intelligenz gelungen, in dem wir alle vor die Frage gestellt werden, inwiefern ein programmiertes Etwas, ein Roboter, zum freien Denken und Handeln möglich ist. Uns, als ehemalige Informatikstudenten, hat sowohl erneut die Beantwortung des Turing-Tests als auch die reduzierte Inszenierung auf das Wesentliche mit gerade mal drei Kerndarstellern beeindruckt. So klar das Thema ist, so kühl inszeniert Garland diesen Film. Da gibt es keinen Schnickschnack, keine lange Einleitung, keine Nebendarsteller, die ablenken. Hinzu kommt die Einteilung in verschiedene Kapitel, die den Zuschauer konsequent, regelrecht sequentiell von A nach B führen. Strikter geht es nicht.
Im Gegensatz zu Nathans sterilem Prachtbau ohne Fenster im Untergeschoss und verglasten Fronten wohin das Auge reicht im Obergeschoss, wirkt die Umgebung regelrecht wild und aufbrausend, als ob sie ahnt, was kommt. Die unbändige, alles umgebende Natur und demgegenüber die stille, kalte Technikwelt des Einsiedlers Nathan bedeuten einen wunderbaren Kontrast - und nie scheint die Sonne vor Ende des Films. So echt Ava als Roboter ist, so roboterhaft wirkt ihr gegenüber Nathan auf seine ganz eigene Weise: Sport, Exzess, Askese. Alles schön geordnet. Und nicht zuletzt das fast stoische Wiederholen seiner Forschung, um am Ende die wahre Perfektion zu erreichen.
Dabei stellt Ex Machina wahrlich intelligente Fragen, die über bloße IT hinausgehen. Auf abstrakte und fantastische Weise wird uns deutlich gemacht, wohin gerade die Macht von Suchmaschinen führen kann, so denn die grundlegende Theorie des Films Realität wäre. Andererseits punktet er auch mit kleinen Details für Musikliebhaber und Filmfans, wobei die Macher an dieser Stelle gern noch etwas tiefer in die Hommagekiste hätten greifen können. Schnell wird dem Zuschauer aber klar, dass nicht alles so offensichtlich ist, wie es zu Beginn den Anschein hat, was die Spannung nach und nach erhöht. Das Ende ist auch nicht so offenkundig, wie trotz aller geballten männlichen Intelligenz erwartet, auch wenn wir uns noch etwas mehr Dramatik gewünscht hätten.
Beeindruckend ist dabei die Leistung von Alicia Vikander (Seventh Son), die es schafft, den Eindruck eines echten Roboters zu vermitteln. Ihre fließenden, leicht ruckartigen Roboterbewegungen, ihre puppenhafte Schönheit (die eine hohe Ähnlichkeit mit Emilia Clarke hat) und ihre Stimme erwecken das Bild der perfekten Roboterfrau zum Leben. Vergessen wir nicht, die Computertricks, die ihren technisch-menschlichen Body so realistisch wie möglich gestalten. Nicht unerwähnt darf auch Oscar Isaac (Inside Llewyn Davis) bleiben, der dieses Mal mit Bart beweist, wie wahrhaftig er einen Charakter spielen kann. Man nimmt ihm den IT-Crack ab, selbst wenn er in Wahrheit gerade mal ein Smartphone bedienen könnte.
Ex Machina ist sicherlich kein Film für die breite Masse (unsere Sitznachbarin hat sich äußerst gelangweilt), doch ein überaus intelligenter Film, der auf spannende Art und Weise den Weg andeutet, auf dem wir uns ohne Umkehr befinden. Ava, die erste Roboterfrau - Ähnlichkeiten mit angeblich lebenden Personen sind rein zufällig.