Bewertung: 3.5 / 5
Thor: Tag der Entscheidung ist ein US amerikanischer Spielfilm vom Regisseur Taika Waititi aus dem Jahr 2017 und der siebenzehnte Teil des Marvel Cinematic Universe. Die Kritik ist spoilerfrei.
Trailer zu Thor 3 - Tag der Entscheidung
Kritik
Thor ist seit dem zweiten Avengers Teil, bis auf einen Kurzauftritt bei Doctor Strange nicht mehr aufgetaucht. In Thor – The Dark Kingdom hat sich sein Bruder Loki auf Odins Thron geschmuggelt und der Film setzt mehr oder weniger genau dort an, ohne jedoch zu sehr auf Teil 2 Bezug zu nehmen. Insgesamt präsentiert sich Thor: Tag der Entscheidung ziemlich eigenständig, findet aber trotzdem gute Wege, die Handlung sowohl von der Thor-Trilogie wie auch von der Marvel Cinematic Universe Reihe voran zu treiben.
Nachdem alle Filme nach den Guardians of the Galaxy Vol. 2 gefühlt entweder einen Stock im Arsch hatten oder sich mit inzwischen ermüdenden Origins-Geschichten aufhielten kehrt der dritte Teil von Thor wieder ein wenig zu den Wurzeln zurück. Spaß und Action stehen im Vordergrund, man besinnt sich auf seine etablierten Figuren und nutzt ihre Stärken aus. Diese Leichtigkeit tut dem Film sowie der ganzen Filmreihe sehr gut.
Die erzwungene Ernsthaftigkeit in Avengers 2, Captain America - Civil War aber auch Guardians of the Galaxy Vol. 2 wirkte selten überzeugend. Im Gegenteil,dDiese Thematiken ließen die Filme oft falsch wirken. Man schien meilenweit entfernt von den einstigen Messlatten wie Iron Man oder Marvel’s The Avengers zu sein. Neulinge wie Ant-Man, Doctor Strange oder auch Spider-Man: Homecoming schwächelten an ihrer scheinbaren Belanglosigkeit. ob es für diese Figuren wirklich Solofilme gebraucht hätte? Das darf bezweifelt werden.
Zurück zu Thor 3, dieser präsentiert sich wie gesagt sehr frisch, der Witz und die Action stehen im Vordergrund. Man kann vermuten, dass dies auf Taika Waititi zurückzuführen ist, welcher durchaus schon einige filmische Erfolge feiern konnte - wie beispielsweise die Horrorkomödie 5 Zimmer Küche Sarg.
Mit Cate Blanchett tritt diesmal eine Bösewichtin in den Fokus. Nach den Schwierigkeiten der vergangenen Filme scheint man bei Marvel jedoch offenbar ein bisschen etwas gelernt zu haben. Zwar weiß Blanchetts Hela auch nicht vollumfänglich zu überzeugen, aber der Film versucht auch zu keinem Zeitpunkt ihr dieses Gefühl zu vermitteln. So böse und furchtbar Hela sein soll, letztendlich ist sie für die Handlung nur ein Mittel zum Zweck, der Film macht das sehr deutlich. Das kann man positiv wie negativ aufnehmen.
Als eine Art weiteren Schurken tritt Jeff Goldblum als Grandmaster auf. Er ist nicht wirklich ein Widersacher, aber Goldblum kann seine Figur wunderbar in der Marvelwelt etablieren. Das ist vor alllem auf Goldblums unverkennbare Art zurückzuführen. Die Fliege, Independence Day, Jurassic Park oder zig andere Filme. Der Mann wirkt einfach vor der Kamera.
Jeff Goldblums Spiel wird durch ein zweckmäßig gutes Drehbuch bestärkt, was dem Zuschauer nicht immer wieder erklären will, wie wichtig und mächtig Figuren doch sind – so wie es früher oft der Fall war. Für das Drehbuch waren eher weniger bekannte Autoren aus dem Marvel-Haus zuständig: Eric Pearson, Craig Kyle und Christopher Yost arbeiteten bislang an diversen kleineren Marvelproduktionen.
Für diesen Film und für den Anspruch des Films absolut passend.
Thor selbst hat sich schon lange etabliert und Chris Hemsworth ist mit dieser Figur verschmolzen. Vor allem das Agieren mit seinem Bruder Loki wurde intensiviert und machen es ein wenig facettenreicher.
Die Trailer haben es leider schon deutlich gezeigt, auch der Hulk kehrt zurück und sorgt für jede Menge Unterhaltung. Dabei trifft es sich gut, dass mit dem Hulk und Thor die stärksten Avengers aufeinander treffen und somit fast auf Augenhöhe agieren können. Trotzdem ist die Entwicklung des Hulk ein bisschen schade. Wenn man denkt wie bedrohlich der Kerl noch in seinem Solofilm oder auch in den Avengers-Teilen war, so hat er deutlich an Bedrohlichkeit verloren. Für die Filmreihe und die Figur mag das ärgerlich sein, rein für den Film Thor: Tag der Entscheidung passt das aber wunderbar.
Getragen wird der Film von einem wunderbaren Soundtrack wo man sich oft an einen Tron erinnert fühlen durfte. Zeitgleich wird ein Klassiker von Led Zeppelin ausgegraben, der wunderbar in diesen Film passt.
Zudem gibt der Film ein paar wirklich tolle Cameos. Manche tragen die Handlung voran, andere machen einfach nur Spaß. Schön das die Trailer in dieser Hinsicht noch nicht alles (aber leider schon sehr viel) verraten haben. Hätte man beispielsweise im Vorfeld den Hulk nicht erwähnt, so hätte das eine tolle Überraschung werden können. Aus Marketingsicht jedoch nachvollziehbar, dass man den großen Grünen so offensichtlich gezeigt hat.
Fazit
Thor: Tag der Entscheidung konnte sich etwas von der Marvel-Zwangsjacke und den letzten sechs, teilweise sehr langweiligen Teilen der Reihe lösen und kommt erfrischt locker und unterhaltsam daher. Hier und da gibt es diverse Schwächen, aber diese stören nicht groß, weil der Film nicht krampfthaft anstrebt ein episch perfekter Streifen zu sein.
Als dritter Teil stellt er ein recht stimmiges Ende der Thor-Trilogie da, auch steuert Thor 3 in seinen letzten Szenen wunderbar auf Avengers Infinity War hin.
Man hat das Rad nicht neu erfunden, aber konnte sich zumindest auf seine Stärken besinnen und hat daher einen sehr stimmigen und unterhaltsamen Marvelfilm auf die Leinwand gebracht.
Ganz zum Schluss ein kurzes Wort zur deutschen Titelübersetzung. Schade dass man sich nicht an Ragnarok halten wollte. Aber wieso daraus ein Tag der Entscheidung werden musste? Wieso nicht Thor - Götterdämmerung oder der gleichen - wenn es ein deutscher Titel sein muss.