
Bewertung: 1.5 / 5
Fans verstehen es nicht immer, wenn Film- oder Serienprojekte, obwohl sie bereits vollständig fertiggestellt sind, von den jeweiligen Studios nicht veröffentlicht werden. Die Gründe dafür sind verschieden, oft hat es aber mit der Qualität des fertigen Produkts zu tun. Niemand möchte einen schlechten Film oder eine schlechte Serie produzieren, doch manchmal kommt man zu dem Schluss, dass genau dies passiert ist. Die Frage ist, hätte auch Ironheart vielleicht besser in Marvels Giftschrank bleiben sollen?
Ironheart Review
„Ironheart“ spielt nach den Ereignissen von „Black Panther: Wakanda Forever“ und im Spannungsfeld zwischen Technologie und Magie. Entschlossen, sich einen Namen in der Welt zu machen, kehrt Riri Williams (Dominique Thorne) in ihre Heimatstadt Chicago zurück. Ihr einzigartiges Konzept für die Anfertigung von Kampfanzügen ist brillant, doch bei der Verfolgung ihrer Ziele gerät sie an den mysteriösen und zugleich charmanten Parker Robbins alias „The Hood“ (Anthony Ramos).
Trailer zu Ironheart
Die Produktion der Serie begann bereits 2022, vor drei Jahren also. Der damals im selben Jahr veröffentlichte Black Panther - Wakanda Forever diente als Einführung der Hauptfigur Riri Willims, die auch hier bereits von Dominique Thorne verkörpert wurde. Ganze drei Jahre hat es also gebraucht, bis die Serie endlich auf Disney+ veröffentlicht wird. Zeit genug eigentlich, um qualitativ etwas richtig Beeindruckendes auf die Beine zu stellen, oder?
Bedenkt man, dass Serien wie Andor - A Star Wars Story oder The Last of Us weniger Zeit benötigen, um eine Staffel zu produzieren und die dann auch noch in allen Aspekten wesentlich hochwertiger sind bei zudem höherer Episodenanzahl, dann muss man leider im Fall von Ironheart von einer sehr großen Enttäuschung sprechen, denn die Serie ist kompletter Murks. Warum man für diese sechs Episoden drei Jahre benötigt hat, nur um dann so etwas zu veröffentlichen, sollte zu denken geben. Hier wurde buchstäblich Geld zum Fenster hinausgeworfen.
Um fair zu sein, sei erwähnt, dass der Autorenstreik in Hollywood dazwischen kam, der sicher ebenfalls für die lange Produktionszeit mitverantwortlich war. Doch dieser kann nicht als Ausrede für das hergehalten werden, was hier abgeliefert wurde.
Ironheart ist sicher keine Vollkatastrophe. Es gibt vermutlich aktuelle Serien da draußen, die noch schlechter sind. Und Ironheart wird sicherlich auch seine Fans finden. Doch wir gehören eindeutig nicht zu ihnen. Wir können euch ehrlich gesagt nicht einen Grund nennen, warum ihr Ironheart schauen solltet. Diese Serie ist komplett überflüssig. Sie macht keinen Spaß und trägt auch nichts zum MCU bei. Obwohl es nur sechs Episoden sind, fühlen sich schon die zu viel an. Die dünne Story wirkt gestreckt und man fragt sich die ganze Zeit, warum den Autoren denn so gar nichts Interessantes eingefallen ist. Dadurch ziehen sich auch die einzelnen Folgen etwas hin. Und dabei gibt es einige spannende Ansätze und interessante Figuren, doch gemacht wird daraus nichts.
Und dann ist da die Hauptfigur, unsere neue Superheldin, Riri Williams. Die wohl größte Schwäche der Serie. Schon nach der ersten Episode zählte sie für uns zu den mit Abstand unsympathischsten Figuren im gesamten MCU. Und uns ist schon bewusst, dass so mancher Held als arroganter Unsympath anfing, zum Beispiel Thor oder der in der Serie mehrmals erwähnte Tony Stark. Doch der Unterschied ist: Zum einen hatten sie Charme, Charisma und waren interessant, zum anderen haben sie sich im Laufe der Story gewandelt. Riri tut dies nicht. Sie ist einfach komplett unsympathisch, arrogant, hochnäsig und egoistisch. Und das bleibt sie auch, die ganze Zeit, bis zum Ende. Die Tatsache, dass diese Figur Menschen in ihrem Umfeld hat, die sie mögen, die ständig versuchen, für sie da zu sein und ihr zu helfen, zeigt, dass Ironheart pure Fantasy ist.
Selten haben wir in einer Serie (oder einem Film) so wenig bis gar nicht mit der Hauptfigur mitgefiebert. Selbst wenn die Hauptfiguren böse sind, fiebert man ja irgendwie mit ihnen mit, siehe Breaking Bad, Die Sopranos oder etwas aktueller The Penguin. Doch hier waren wir so sehr von Riri genervt, dass sie uns völlig egal war. Es gab Momente, wo wir enttäuscht waren, dass es den Gegnern nicht gelungen ist, sie zu töten. Und das hat nicht nur mit der Darstellung von Hauptdarstellerin Dominique Thorne zu tun, sondern auch mit dem Drehbuch, das Riri ständig Dinge tun und sagen lässt, bei denen man als Zuschauer irgendwann nur noch mit dem Kopf schütteln kann.
Doch auch abseits der Hauptfigur weist die Serie viele Schwächen auf. Die Dialoge und die Inszenierung sollen so richtig cool sein, doch es wirkt so aufgesetzt, dass es teils ins Lächerliche abdriftet. Die Effekte und die Sets sind soweit ok, aber auch nichts, was in irgendeiner Form in Erinnerung bleibt.
Auch wirkten die Macher teils inhaltlich etwas überfordert. Es gibt wie bereits erwähnt durchaus interessante thematische Ansätze, doch entweder wussten sie nichts daraus zu machen oder haben sie viel zu plump umgesetzt. So wird es sicher nicht viele erfreuen, dass die Serie Tony Stark als reichen weißen Mann hinstellt, der nur Iron Man war, weil er eben weiß und reich war. Und Riri ist arm und schwarz und bekommt daher nichts geschenkt, so wie der weiße reiche Mann. Anders als Tony muss sich Riri alles selbst ganz hart erarbeiten, wodurch sie auch viele fragwürdige Entscheidungen rechtfertigt und die Serie scheint ihr auch noch bei allem recht geben zu wollen.
Mit dieser thematischen Grundlage hätte man sicher eine interessante und vielschichtige Story erzählen können, doch es bleibt so oberflächlich und plump wie hier beschrieben. Und als Kenner des MCU denkt man sich dann auch: Hat Tony Stark nicht seine erste Rüstung verletzt in einer Höhle inmitten der Wüste mit nichts außer Schrott hergestellt? Und gab es nicht Iron Man 3, um deutlich zu machen, dass eben der Mensch Tony Stark der Held ist und nicht die Rüstung? Und lasst uns gar nicht erst über seine gesamte Reise durchs MCU bis hin zu seinem Opfer in Avengers - Endgame reden.... Aber nein, vergesst das alles, er war schlicht weiß und reich, das ist der einzige Grund, nur das hat ihn zu Iron Man gemacht, danke Ironheart für diese Klarstellung.
Doch nicht nur das hat uns öfters den Kopf kratzen lassen. Riri fliegt ständig mit ihrem Anzug durch die Gegend, stellt ihn öffentlich auf dem Balkon ab, lässt ihn per Stand-by über der Straße schweben. Doch irgendwie interessiert sich nie jemand dafür. Keiner. Nicht einmal die Polizei, obwohl sie bei einem Einbruch mit ihrem Anzug von ebendieser gesehen wurde. Es wäre leicht, diesen Anzug aufzuspüren. Und wieso interessiert sich die Polizei oder gar das Militär so gar nicht dafür, dass ständig jemand in einem Anzug wie Iron Man durch die Stadt fliegt? Es sind solche Dinge und noch viele weitere Kleinigkeiten, die einen fragen lassen, wie man so eine Serie, in der so vieles nicht zusammenpasst, drei Jahre in der Entwicklung haben konnte und diese Dinge niemandem jemals aufgefallen sind.
Wir könnten noch weitermachen, weitere negative Punkte auflisten. Doch lohnt es sich, noch mehr Zeit mit dieser Serie zu verbringen? Nein. Wir schließen jetzt diese Review ab und werden Ironheart anschließend vermutlich sehr schnell vergessen und nie mehr daran denken. Die größte Überraschung am Ende für uns wäre, wenn Riri tatsächlich noch einmal im MCU auftauchen würde.
Fazit
Sicher möchte niemand eine schlechte Serie produzieren und veröffentlichen, doch warum man in drei Jahren nichts Besseres als diese sechs Episoden zustande bringen konnte, schockiert dann doch ein wenig. Ironheart ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Eine Serie, die niemand benötigt, nach der niemand gefragt hat, die nichts zum MCU beiträgt, die keinen Spaß macht und die sehr schnell in Vergessenheit geraten dürfte.
Mit Riri Williams bekommen wir hier eine Hauptfigur serviert, die aufgrund ihrer Arroganz, Hochnäsigkeit und Egoismus wohl die unsympathischste Figur im ganzen MCU und vermutlich auch darüber hinaus ist. Eine Figur, die alles dafür tut, dass sie einem egal ist und die scheinbar auch nicht möchte, dass man auch nur irgendeine Form von Sympathie für sie empfindet. Und die bis zum Ende auch genauso bleibt.
Marvel Studios hätte diese Serie in den Giftschrank packen sollen. Vor allem im Vergleich mit so vielen anderen Serien der aktuellen Zeit fällt Ironheart vom Niveau her in allen Belangen ziemlich ab. War so etwas wie Andor ein Fünf-Sterne-Menü, haben wir hier mit Ironheart ein verpacktes abgelaufenes Sandwich von der Raststätte. Guten Appetit.
