Bewertung: 1.5 / 5
30 Jahre ist es her, dass The Crow - Die Krähe mit Brandon Lee in der Hauptrolle erschienen ist. Da ist doch eigentlich genug Zeit verstrichen, um mal wieder ein Remake zu produzieren. Dachte sich zumindest Hollywood, dessen Einfallsreichtum und neue Stoffe sich zunehmend gegen null bewegen. Stattdessen lebt das Kino von Sequels, Prequels, Spin-Offs und Remakes. Dabei ist gerade der Film auf Remakes alter Stoffe weniger angewiesen als beispielsweise das sich rasant entwickelnde Medium Videospiel. Dennoch haben wir nichts gegen Remakes alter Filme, solange sie gut sind. The Crow hingegen zeigt erneut, wie man es nicht macht.
The Crow - Kritik
Vorab eine Information zu mir: Ich habe das Original nie gesehen. Daher gefällt mir The Crow wahrscheinlich nochmal etwas besser als allen, die The Crow - Die Krähe gesehen haben und jetzt diesen Film im Kino ertragen müssen. Aber erstmal ein paar Worte zur komplexen Handlung des Films.
Trailer zu The Crow
Der traumatisierte Eric Draven (Bill Skarsgård) trifft in einer Entzugsklinik auf Shelly Webster (FKA Twigs) und verliebt sich sogleich unsterblich in sie. Als die beiden Seelenverwandten der Klinik entkommen, werden sie von den Dämonen ihrer Vergangenheit eingeholt und verlieren beide ihr Leben. Eric erwacht in einer Art Zwischendimension und trifft auf einen alten Mann, der ihm die Chance gibt seine Geliebte und sich selbst zurück ins Leben zu bringen. Dafür muss er mit seinen neu gewonnenen Fähigkeiten ihre Mörder zur Strecke bringen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben.
Na gut, so komplex scheint die Handlung doch nicht zu sein, aber die braucht es auch nicht zwingend, solange die erzählte Geschichte es wert ist erzählt zu werden. Leider mangelt es der an sich schon simplen Handlung an allem, dass sie interessant machen könnte. Ein Bösewicht mit nachvollziehbarem Motiv? Fehlanzeige. Eine glaubwürdige Liebesgeschichte? Fehlanzeige. Eine emotional mitreißende Geschichte? Fehlanzeige. Gute Action? Fehlan ... Moment so schlecht war die gar nicht.
Aber gehen wir Krähe für Krähe durch. Ein Film der sich so stark um die Liebe zweier Figuren zentriert, die sogar Einfluss auf Eric Draven’s Fähigkeiten hat, muss diese auch glaubwürdig erzählen. Eric und Shelly treffen sich in einer Entzugsklinik und versuchen sich mit ein paar sehr merkwürdigen Flirts näherzukommen. Nach ihrer unglaubwürdig einfachen Flucht aus der Anstalt finden sie sich in einer Bleibe wieder, wo es dann auch gleich richtig zur Sache geht. Ein paar Montagen und schnulzige Dialoge später sollen die beiden dann schon Seelenverwandte sein. Als Zuschauer spüre ich davon leider nicht viel, da die Chemie zwischen den beiden so gut funktioniert, wie es ihre schrecklichen Dialoge tun. Der sonst so düstere und zynische The Crow bringt mit seinen miesen Dialogen immerhin einen gewissen Humor in den Film, der dem Streifen ansonsten fernzubleiben scheint.
Der Bösewicht in Form von Vincent Roeg (Danny Huston) könnte austauschbarer nicht sein. Er tötet Unschuldige Menschen, damit er vom Teufel unsterbliches Leben erhält. Das ist sein Motiv. Warum ihm nach über 100 Jahren das ewige Leben noch so wichtig ist und er den Schmerz des Tötens Unschuldiger dafür in Kauf nimmt, behält der Charakter für sich. Wenn er seinen Opfern ins Ohr flüstert, damit diese Selbstmord begehen, ist wieder einer dieser ungewollt lustigen Momente erreicht, die den Film fast selbst wie ein Witz wirken lassen.
Konterkariert werden dieser Humor und die schwachsinnigen Dialoge mit sehr blutiger und brutaler Action. Diese ist zwar an keiner Stelle besonders herausragend gefilmt oder inszeniert, doch hält sie einen wach und gibt The Crow zumindest etwas Sehenswertes. Ebenfalls lohnt es sich Bill Skarsgård hervorzuheben. Der Typ ist einfach immer cool, egal ob in seiner Rolle als Bösewicht in John Wick - Kapitel 4 oder als Rachekrähe in The Crow. Insbesondere in Verbindung mit dem Soundtrack, verpasst er dem Film den Stil, den er braucht, um kein Totalschaden zu sein.
Lässt man sich als Zuschauer auf diesen leicht düsteren Vibe des Streifens, der Musik und Bill Skarsgård ein, hat man hier wenigstens ab der Hälfte der Laufzeit von 112 Minuten etwas Spaß. Damit ist der Film auch gute 20 Minuten zu lang. Genau wie Venom - Let There Be Carnage gewinnt ein schlechter Film durch eine kurze Laufzeit, denn dann ist das Elend wenigstens kurzweilig.
Fazit
The Crow reiht sich in die Ruhmeshalle der schlechten Remakes ein, die es auch nicht schaffen Neulinge, wie mich zu begeistern. Die fehlende emotionale Bindung an die beiden "Seelenverwandten" lässt einen selbst als kalte, gefühllose Krähe zurück und die Dialoge machen den Film ungewollt lustig, wo er doch so düster sein möchte. Lediglich Bill Skarsgård und die mit ihm einhergehende blutige und explizite Action rettet den Film auf ein ertragbares Level. Kenner des Originals können der Wertung hingegen einen ganzen Hut abziehen und sich einen anderen Film für ihren nächsten Kinobesuch aussuchen. Abschließend bleibe ich mit der Frage zurück, was die Krähen mit der ganzen Geschichte zu tun haben, wo sie für den Film doch so obsolet sind.
Wiederschauwert: 0%