Bewertung: 4 / 5
Knapp 15 Jahre ist es her, dass wir begeistert von einem Projekt an Bord der Demeter gehört haben, dem schicksalsträchtigen, verdammten Schiff, das den König aller Blutsauger nach London transportieren sollte. Mehrere Jahre vergingen, es sah nicht gut aus für den Film, doch mitten in der Pandemie hieß es plötzlich, das Projekt sei im Kasten! Etwas zweifelnd fanden wir uns dennoch beim Pressetermin ein und stellten fest, dass Die letzte Fahrt der Demeter einer der solidesten Horrorfilme der letzten Jahre ist!
Die letzte Fahrt der Demeter Kritik
Es soll üblicher Transport über das Mittelmeer bis hin nach England werden, wo das Schiff Demeter nach mehrwöchiger Fahrt vierzig Kisten aus Südeuropa zu löschen hat. Doch die Crew um Kapitän Eliot (Liam Cunningham) ahnt nicht, dass ein unheilvolles Grauen im Bauch des Schiffes ruht, von den Seeleuten unerkannt und unbekannt, das sich des Nachts der Seeleute bemächtigt. Der Schiffsarzt Clemens (Corey Hawkins, Straight Outta Compton), mehr zufällig an Bord, gibt sein Bestes, die Verletzten zu retten, doch gegen das tödliche Wüten hat auch er keine Chance. Und so droht die Demeter als Geisterschiff auf dem Ozean zu enden...
Trailer zu Die letzte Fahrt der Demeter
Es war der 5. Mai 2009, als wir das erste Mal über ein Projekt an Bord der Demeter berichtet haben. Eine Ewigkeit für uns, nur ein Wimpernschlag für Untote. Damals noch mit Regisseur Marcus Nispel gehandelt, später David Slade bzw. Neil Marshall, enterte dann der norwegische Filmemacher André Øvredal das Schiff, der hinter Trollhunter und The Autopsy of Jane Doe steht. Lange Zeit sah es so aus, als ob das Projekt unterginge, schließlich hieß es auch mal, dass Noomi Rapace, Ben Kingsley oder Viggo Mortensen an Bord sein würden, doch weit gefehlt. Liam Cunningham, David Dastmalchian (Oppenheimer) und Corey Hawkins waren es schließlich, wobei die Besetzung die mit den Jahren entstandenen und nachvollziehbaren Zweifel noch nicht ganz ausräumen konnte.
2002 von Bragi F. Schut (Escape Room 1+2) geschrieben, basiert Die letzte Fahrt der Demeter auf dem Kapitel "The Captain´s Log" aus Bram Stokers berühmtem Dracula-Roman. Erzählt wird die beängstigende Geschichte des Handelsschiffes Demeter, das nicht deklarierte Holzkisten von den Karpaten nach London transportieren soll und deren Crew an Bord unheilvoll zu Tode kommt - also so ähnlich wie Alien, nur mit Vampir. 1992 in Bram Stokers Dracula kurz angedeutet, ist die Überfahrt nun also Thema eines ganzen Films - und sendet die richtigen Impulse.
Regisseur André Øvredal gelang ein wirklich stimmiger Horrorfilm, der in vielen Momenten Draculafans glücklich macht und sogar das stiefmütterlich behandelte Genre der Filme auf hoher See bereichert. Die letzte Fahrt der Demeter setzt die richtigen Akzente, ist beängstigend, niemals blutleer und überrascht mit seinem konsequenten Blutzoll, der vor nichts und niemandem haltmacht. Die Schauspieler, allen voran Cunningham, Hawkins und Dastmalchian hauchen ihren Rollen Authentizität ein und man fiebert bei diesem Kammerspiel mit.
Auch die Trickeffekte sind sauber und für ein Projekt dieser Klasse deutlich ansprechender als vieles, was man z.B. immer wieder aus dem Hause Disney sieht, wo ein deutlich höheres Budget für CGI-Effekte zur Verfügung steht. Apropos, Computereffekte: An dieser Stelle ist ein Wort zu Dracula nötig, der ja nun mal schlecht gecastet werden konnte. Irgendwo zwischen Nosferatu und Gary Oldmans Blutsauger angesiedelt, versprüht das Wesen in mehreren Szenen Todesangst an Bord und ist "sympathisch" designt.
Die letzte Fahrt der Demeter setzt auf ein beängstigendes Setting, Schnelligkeit sowie Konsequenz, und verzichtet wohltuend auf übertriebene Jump Scares. Hier findet man sich wirklich an Bord eines verdammten Schiffes wieder. Wenn eine lange Produktionszeit stets heißen würde, dass etwas Gutes dabei herauskommt: Wir sind dabei! Satte 4 Hüte gibt es von uns dafür, und wir möchten den Film allen Dracula-, Horror- und Schiffsfilmfans nur wärmstens ans Herz legen.
Wiederschauwert: 90 %