Bewertung: 3 / 5
Paradoxien, die funktionieren, sind etwas Feines. Doch gelingt das auch The Cloverfield Paradox? Keine Frage, das Knallbonbon zum Super Bowl mit der überraschenden Filmankündigung bei Netflix hat ganz sicher dafür gesorgt, dass sich die Kunden des Streamgiganten den dritten Film des Cloverfield-Franchises bereits angeschaut haben, nachdem der Unterkiefer wieder hochgeklappt ist. Und sicher hat auch mancher Nichtkunde gegrübelt, ob es nicht doch langsam Zeit wird, sich für Netflix zu entscheiden. Bezüglich Marketing hat Netflix alles richtig gemacht, scheint es, oder kann das Ganze doch noch nach hinten losgehen? Denn wie es bei Knallbonbons so ist, sind sie nicht besonders nachhaltig. Einen Massenproduzenten muss das nicht stören, der Kinofan dagegen sieht es vielleicht etwas anders - es geht immerhin um einen Film eines kultigen Kino-Franchises, der dem Surprise-Spektakel aber nicht so ganz gerecht werden kann.
The Cloverfield Paradox Kritik
Die zuvor inoffizielle Synopsis traf es schon ganz recht, es geht in The Cloverfield Paradox tatsächlich um Astronauten auf einer US-Raumstation, die nach einem Unfall mit einem Teilchenbeschleuniger entsetzt feststellen müssen, dass die Erde verschwunden ist. Auch korrekt: Eine weitere Raumstation kommt noch ins Spiel, mittels des seltsamen Auftauchens einer Fremden auf der Station. Und "seltsam" ist hier gehörig untertrieben. Nach dem Unfall steht jedenfalls alles Kopf, und ein schräges oder auch horribles Ereignis jagt das nächste, mit zum Teil tödlichen Folgen...
Trailer zu The Cloverfield Paradox
Ähnlich wie schon 10 Cloverfield Lane ist das neue wieder von J.J. Abrams produzierte Werk eine ganz eigene Geschichte mit einem eigenen Ton und Stil, die aber noch etwas deutlicher im gleichen Universum spielt. War die erste Fortsetzung mit Alien und Prometheus vergleichbar, könnte man die zweite jedoch nicht als Alien - Covenant bezeichnen, da eine Spin-off-Figur fehlt. Was sie aber gemein haben, ist eine Art Rahmen um die Vorgänger zu ziehen, der einem gefallen kann - oder aber aufgrund seiner losen Banalität auch nicht.
The Cloverfield Paradox ist kein schlechter Film, das Werk von Julius Onah ist spannend, hat lauter coole Wendungen, gute Darsteller, und schön schräge Ideen. Dazu eine ordentliche Prise SciFi-Thrill und -Grusel, den man so nicht vorhersieht. Die Effekte sind größtenteils gut, immerhin ist es ein Ex-Paramount-Film, der eigentlich im Kino landen sollte - bis er zu teuer wurde, um einen Flop zu riskieren. Das Problem ist zweierlei: Zum einen ist der dritte Teil auf die Dauer ein zu referenzieller Film inklusive Franchise-Selbstreferenz, um als originell dastehen zu können. Das Ganze ist zwar äußerst unterhaltsam und auch mal auf coole Weise witzig, doch so konsequent durchgezogen fragt man sich, ob es noch ein Cloverfield-Film ist, mal abgesehen von der Selbstreferenz.
Zum anderen sind die Wendungen in den kleineren Abschnitten von The Cloverfield Paradox zwar cool, aber bezüglich mancher Basiselemente der Story wieder so enttäuschend vorhersehbar, dass das Ganze zu einem Showdown und Schluss führt, bei dem mancher sich ein "Och nö, echt jetzt?" denken wird. Auch wenn es durchaus nett gedacht ist, Motivationen erklärt, und der Schluss den erwähnten losen banalen Rahmen dann so richtig fest zurrt. Klingt paradox, funktioniert aber in dem Fall, wenn man die Vorgänger gut in Erinnerung hat. Trotzdem funktioniert das Paradoxon für uns nicht so recht, weil es etwas zu schlicht offene Fragen vom Tisch wischt, und die vielleicht angedachte Selbstironie manchmal zu sehr in eine ungewollt wirkende Selbstparodie abrutscht.
Schade ist auch, dass man, selbst wenn man den losen Rahmen schluckt, nur enttäuscht sein kann, wie wenig dieser wiederum ausgeschöpft wird, so abwechslungsreich die Ereignisse auch sind. Das Logikverständnis muss man bei all dem auf jeden Fall zu Hause lassen, wenn man zumindest Spaß an diesem Referenzfilm haben will als Warm-Up für einen kommenden und eher als dritten Teil akzeptablen Film. Immerhin: Neben Referenzen geht The Cloverfield Paradox so sehr mit der Zeit als Streamfilm mit zwar wieder mysteriösem, aber beschleunigtem Marketing und schnell konsumierbarem wie auch vergessbarem Gehalt, dass er als paradoxer Zerrspiegel zum Auftakt von 2008 nun zehn Jahre später doch ins Cloverfield-Franchise passt. Die nur lose Franchiseverbindung gehört ja zum Programm, ob das einem aber reicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.