Bewertung: 4.5 / 5
Mit No Way Out - Gegen die Flammen liefert Joseph Kosinski (Tron - Legacy, Oblivion) den besten Film seiner Karriere ab und unterstreicht einmal mehr, welches Potential in ihm schlummert. Eine emotional bewegende Geschichte, die sich nicht auf spektakulären Bildern ausruht, sondern die Menschen in den Mittelpunkt rückt. Der emotionalen Wirkung, die der Film während seiner Laufzeit entfaltet, kann man sich als Zuschauer nur schwer entziehen und dies ist der Grund, warum man auch Tage nach dem Kinobesuch noch daran zurückdenkt.
No Way Out - Gegen die Flammen Kritik
Basierend auf wahren Begebenheiten wird die Geschichte der "Granite Mountain Hotshots" erzählt. Feuerwehrmann Eric Marsh (Josh Brolin) will seine Truppe zu offiziellen Hotshots ausbilden, einer Eingreiftruppe, die im Falle eines Waldbrands an vorderster Front kämpft. Zum 20-köpfigen Team stößt der junge Ex-Junkie Brandan McDonough (Miles Teller), dem Marsh die Chance geben will, etwas aus seinem Leben zu machen. Die Ausbildung ist hart und gefährlich und schnell zeigt sich, dass Brandon das Zeug zu einem guten Feuerwehrmann hat. Das Training zahlt sich aus und die Granite Mountain Hotshots werden die erste städtische Hotshot-Crew der USA.
Trailer zu No Way Out - Gegen die Flammen
Vergessen wir mal, was der deutsche Verleih mal wieder angestellt hat und No Way Out - Gegen die Flammen somit das Potential hat, in die Geschichte der verhunzten deutschen Filmtitel einzugehen. Kreativität sieht anders aus, aber es kommt zum Glück bei Filmen auf die inneren Werte an und die sind hier über jeden Zweifel erhaben. No Way Out - Gegen die Flammen zeigt einmal mehr, dass man nicht immer nur zu den Übermenschen in Comicverfilmungen aufblicken muss, sondern die tatsächlichen Superhelden ganz andere sind und mitten unter uns weilen. Es ist eine Danksagung an die Männer und Frauen, die tagtäglich für andere Menschen ihr Leben riskieren. Dabei dürfte der Begriff Hotshot hierzulande nur Wenigen ein Begriff sein, handelt es sich dabei nicht um klassische Feuerwehrleute, die mit Wasser Brände löschen, sondern um jene, die mit Äxten und Gegenfeuern versuchen, außer Kontrolle geratene Waldbrände an vorderster Front zu löschen.
Dabei gibt es kaum Filme, mit denen man No Way Out - Gegen die Flammen vergleichen kann. In vielen Filmen spielen Feuerwehrleute eine Rolle, aber zentral sind sie nur selten. Backdraft - Männer, die durchs Feuer gehen oder Im Feuer wären noch naheliegend, aber setzen den Fokus deutlich stärker auf Action und Pathos, während Filme wie Flammendes Inferno Feuer als dramaturgisches Mittel einsetzen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Beruf gab es bisher noch nicht, ohne in den Bereich Dokumentation abzudriften, und hier setzt No Way Out - Gegen die Flammen an. Das Yarnell Hill Fire gab den Ausschlag dafür, dass Joseph Kosinski die Geschichte der Granite Mountain Hotshots erzählen wollte. Dabei ist ihm anzumerken, dass ihm die menschliche Komponente unglaublich wichtig ist. Dies ist keine Geschichte über das Feuer, auch wenn dieser teuflische Funke im Film sehr viel Platz einnimmt, es ist eine Geschichte über Feuerwehrleute, ihre Familien und ihr gesamtes Umfeld.
Kosinski bleibt sich dabei an vielen Stellen treu und schafft es immer wieder, mit beeindruckenden Bildern den Zuschauer zu fesseln, doch im Gegensatz zu seinen früheren Werken bleiben diese Bilder nicht kalt und unantastbar. Sie fügen sich in das Gesamtwerk ein, denn das erzählerische Fundament, welches sich über mehrere Jahre im Leben der Granite Mountain Hotshots erstreckt, ist dieses Mal unglaublich robust. Das liegt auch an dem sensationellen Cast, den Kosinski zusammentrommeln konnte. Im Zentrum stehen dabei Josh Brolin und Miles Teller, der erfahrene Anführer und der Rookie. Gerade Brolin legt eine unglaubliche Leinwandpräsenz an den Tag und schafft es, zur prägenden Figur des Films zu werden, während Teller erneut zeigt, wie wandlungsfähig er ist. Doch auch wenn die Feuerwehrleute Dreh- und Angelpunkt sind, widmet Kosinski viel Zeit den äußeren Umständen.
So kommen vor allem die Familien der Protagonisten nicht zu kurz, es sind Geschichten, wie sie das Leben schreibt, Geschichten über Menschen, die zusammenhalten. Es sind Geschichten, die bewegen. Hier glänzt vor allem das Zusammenspiel zwischen Jennifer Connelly und Brolin, bei dem auch exemplarisch gezeigt wird, welche Opfer Feuerwehrleute und ihre Familien ganz real bringen müssen. Es wäre dabei leicht gewesen für Kosinski, den Film in typischem US-Pathos zu ertränken und vereinzelt kommt natürlich eine Floskel über Heldenmut durch, aber die gesamte Geschichte wird erstaunlich nüchtern und augenscheinlich undramatisch erzählt. Doch genau diese ruhige Erzählweise ist der Grund, weswegen der Film mit zunehmender Laufzeit so eine emotionale Wucht entfaltet. Im Zusammenspiel mit den fantastischen darstellerischen Leistungen ist hier ein echtes Meisterwerk gelungen.
No Way Out - Gegen die Flammen erschien bereits 2017 in den USA und brauchte lange, bis er den Weg zu uns fand. Rückblickend ist es skandalös, dass dieser Film bei der diesjährigen Oscarverleihung so übergangen wurde. Eine Nominierung in einigen Kategorien wäre das Mindeste gewesen, um ihm den nötigen Respekt zu zollen. Da dies ausblieb, kann an der Stelle nur der Aufruf erfolgen, unbedingt ins Kino zu gehen. Denn dieser Film begeistert, bewegt und bleibt selbst Tage nach dem Kinobesuch noch im Gedächtnis.