
Bewertung: 4 / 5
Neben Neo ist John Wick die Rolle seines Lebens. Und es ist auch in diesem vierten Abenteuer schön, Keanu Reeves in Aktion zu erleben. Zwar braucht die aktuelle Episode etwas, um in Schwung zu kommen und vielleicht wäre eine knackige Laufzeit besser gewesen, dennoch nimmt der Film ab der Mitte so viel Fahrt auf und bietet so viele abgedrehte Actionszenen, dass einem die Kinnlade konstant unten hängt. Wer auf gut gemachte Action steht, die nicht aus dem Computer stammt und wo man die Leidenschaft der Macher in jedem Moment spürt, der kommt an diesem vierten Teil auf keinen Fall vorbei!
John Wick - Kapitel 4 Kritik
John Wick (Keanu Reeves) hat einen langen Weg hinter sich, seit sein Auto geklaut und sein Hund getötet wurde. Der einstige Rachefeldzug endete über drei Filme hinweg im Krieg gegen die ganze Unterwelt, der Suche nach Absolution, mündete in Verrat - und dabei will Wick doch nur eine Sache, all das hinter sich lassen. Um das jedoch zu erreichen, muss er es einmal mehr mit der Führungsriege der Unterwelt aufnehmen, wo ein neuer mächtiger Gegner, Marquis de Gramont (Bill Skarsgård), auf ihn wartet, der alles daran setzt, Wick umzubringen...
Trailer zu John Wick - Kapitel 4
John Wick meldet sich zurück und mit 169 Minuten ist John Wick - Kapitel 4 nicht nur der längste Teil der Reihe, sondern so manche:r Zuschauer:in fragt sich sicherlich zu Recht, ist das nicht etwas zu viel des Guten? Die Gründe für die lange Laufzeit dürften dabei in der coronabedingten Entwicklung liegen. So wurde ursprünglich mit John Wick - Kapitel 4 auch indirekt John Wick - Kapitel 5 geplant, sogar von einem Back-to-Back-Dreh war die Rede. Aus dieser Idee wurde nichts und stattdessen erwartet uns ein überlanges John Wick - Kapitel 4.
Es ist also anzunehmen, dass Ideen, die damals auf zwei potenzielle Teile aufgeteilt werden sollten, hier kombiniert wurden und zum vorliegenden Ergebnis führten. Dafür spricht auch, dass wir zuletzt hörten, dass wir auf einen fünften Teil wohl noch eine Weile wegen Ideenfindung warten müssen, auch wenn man sicherlich nicht unendlich viel Zeit vergehen lassen kann, geht der gute Mister Reeves doch stramm auf die 60 zu.
Doch will man überhaupt noch einen fünften Teil, nachdem 2013 wohl kaum jemand damit gerechnet hatte, dass aus diesem eigentlich unscheinbaren Actionfilm eine derart erfolgreiche Reihe wird? Durchaus, denn John Wick - Kapitel 4 zeigt über weite Strecken, was Regisseur Chad Stahelski und Keanu Reeves für ein erstaunlich funktionierendes Duo sind. Wir möchten das Lob jedoch nicht vorwegnehmen, denn zu Beginn erbt der aktuelle Teil durchaus eine Reihe von Problemen, die bereits in John Wick - Kapitel 3 ihren Anfang nahmen.
So ist, war, die Geschichte über Auftragskiller, ein Rachefeldzug und eine mit Ehrenkodexen versehene Unterwelt gerade in den ersten beiden Filmen spannend. Die Balance aus absurder Handlung und Action stimmte. Zwar konnte dann im dritten Teil die Action noch besser ausgearbeitet werden, jedoch scheiterte der Versuch, die Handlung mit immer neuen Ebenen zu überhöhen. Auch traten über einige Actionszenen zunehmend Ermüdungserscheinungen auf, denn trotz wunderbarer Ideen lief eine Anzahl von Kämpfen auf ähnlich gelagerte Schussgefechte hinaus.
An dieser Stelle schwächelt auch John Wick - Kapitel 4 zu Beginn. Der starke Fokus auf noch mehr Handlung und Dialoge soll zwar für Ruhe zwischen den Actioneinlagen sorgen, deren Spannungsfaktor hält sich aber die meiste Zeit dann doch in Grenzen. Hinzu kommt vor allem zu Beginn, dass wir zwar recht schnell in die Action gleiten, diese ihren retortenhaften Charme hingegen nicht leugnen kann. Wer sich vor dieser vierten Episode noch einmal alle drei Vorgänger angeschaut hat, wird zu Beginn wahrscheinlich ein Gefühl der Ermüdung verspüren.
Dennoch bleibt festzuhalten, auch wenn die gezeigte Action im John Wick-Kosmos bereits bekannt ist, sind selbst diese Wiederholungen unglaublich gut gemacht, wovon sich andere Filme mehr als eine Scheibe abschneiden können. Denn wie in den bisherigen Teilen fällt auch bei John Wick - Kapitel 4 auf, wie packend echte Action sein kann, die nicht mit Computerbombast überladen ist, sondern handgemacht und gut durchchoreografiert wurde. Speziell die Kameraarbeit kann man nicht genug loben, wirkt jede Actionszene wie aus einem Guss, durchgeplant bis ins Detail und ohne wilde Schnitte, denen der Zuschauer schwer folgen kann.
Ab der Mitte dreht John Wick - Kapitel 4 richtig auf und diese Phase ist es auch, die den meisten Zuschauern im Gedächtnis bleiben dürfte. Was hier von den Machern an Ideen aufgefahren wird, ist kreativ, wild, ambitioniert und hat es in der Form einfach noch nicht gegeben. Selbst wenn die Handlung langweilen sollte, wer auf die Details achtet und einmal hinterfragt, wie das alles gemacht wurde, wird vor allem bei einer zweiten Sichtung manche Szenen erst recht zu schätzen wissen. Achtet einfach einmal darauf, wie lange manche Takes dauern, welche Kamerafahrten stattfinden und was alles auf dem Bildschirm passiert und vergleicht dies dann mit anderen Produktionen.
Getragen wird John Wick - Kapitel 4 dieses Mal aber nicht nur allein von Keanu Reeves, denn in der vierten Episode schwächelt die Figur sogar ein wenig, da die Charakterzeichnung bereits im letzten Teil dezent verändert wurde und sich dies hier fortsetzt. Es sind auch Neuzugänge, die richtig glänzen dürfen. Allen voran Donnie Yen, der als asiatisches Kampfurgestein noch heute beweist, was für ein Ausnahmetalent er ist und schon immer war. Aber auch Bill Skarsgård als John Wicks Gegenspieler glänzt in seiner Rolle und schafft es, eine bedrohliche Präsenz zu entwickeln, die vorherige Gegenspieler alt aussehen lässt.
Und damit wäre auch schon alles zu John Wick - Kapitel 4 gesagt. Auch diese vierte Episode ist ein Fest für Fans guter Action und trotz der etwas zu langen Laufzeit werden alle mehr als belohnt für ihr Sitzfleisch.
Wiederschauwert: 90 %
