Bewertung: 3.5 / 5
Mit The Northman schafft Robert Eggers ein bildgewaltiges Epos, welches ruhige und intensive Momente zu einem absolut fesselnden Drama verbindet. Die Geschichte ist im Kern einfach gehalten, dadurch für die Mehrzahl der Zuschauer greifbar, und die Inszenierung schafft den Spagat zwischen künstlerischer Freiheit und historischer Genauigkeit, um glaubwürdig zu vermitteln, dass es sich hier nicht um ein Fantasyabenteuer handelt.
The Northman-Kritik
In The Northman wird eine klassische Rachegeschichte erzählt. Bereits in jungen Jahren muss Amleth (Alexander Skarsgård) miterleben, wie sein Vater von dessen Bruder Fjölnir (Claes Bang) brutal ermordet wird, der daraufhin seine Mutter Gudrún (Nicole Kidman) zur Frau nimmt. Amleth flieht und die folgenden Jahre sitzt der Zorn tief in ihm. Als er von einer Seherin an die Vergangenheit erinnert wird, macht er sich auf den Weg, um Rache zu nehmen und sein Schicksal zu erfüllen. Doch Rache hat viele Gesichter, aber für Amleth kann sie nur in blutiger Gewalt münden..
Trailer zu The Northman
Mit The Northman meldet sich Regisseur Robert Eggers eindrucksvoll zurück und inszeniert ein bildgewaltiges Historiendrama, welches es geschickt vermag, sowohl Realismus und Übersinnlichkeit miteinander zu verschmelzen. Gezeigt wird eine Welt der Wikinger, die dreckig ist, Gewalt allgegenwärtig und das Ziel eines Kriegers einzig und allein ein ruhmreicher Tod sein kann.
In dieser Welt steht einzig und allein die Rache im Mittelpunkt, Amleths Wut und Zorn treiben ihn an, und die Kamera ist dabei, wenn er in Kämpfen wütet, so abscheulich die Szenen auch immer wieder sind. Der Durst nach Rache verengt das Sichtfeld, führt zu einem Tunnelblick und verführt auch den Zuschauer, denn abseits der dargestellten Mission muss man seine Informationen aus der Landschaft und gezeigten Szenen abseits des Bildfokus ziehen, denn wie diese Welt geschaffen ist und was andere Figuren außer Amleth antreibt und definiert, bleiben dem Zuschauer weitgehend verschlossen. So bleiben dann auch selbst interessante Figuren wie die von Anya Taylor-Joy gespielte Olga eher blass.
Es ist der geradlinige Rachefeldzug, auf den man sich als Zuschauer bei The Northman einlassen sollte und muss. Womit man sich automatisch arrangieren muss, ist, dass der Film dadurch auf keinen Fall ein Film für die breite Masse ist. Die Erzählweise ist streckenweise sehr ruhig, fast schon langsam, nimmt dann aber immer wieder Fahrt auf und der Gewaltgrad ist an vielen Stellen nicht zu unterschätzen. Aber den Anspruch, jedem zu gefallen, hat The Northman auch nicht. Historisch mag es keine absolut akkurate Porträtierung der Wikingerzeit sein, aber man versucht dem Zuschauer möglichst detailgetreu, diese raue Welt von einst nahezubringen. Sie ist eindrücklich, überzeugend und fesselnd. In diesem Konglomerat aus verschiedensten Facetten geben die Darsteller und Darstellerinnen das Beste. Nicht immer perfekt, aber stets überzeugend.
The Northman wird nicht jedem gefallen und das ist auch gut so, denn die Zielgruppe ist allein durch den Regisseur klar umrissen. Wer sich sowieso schon zu den Fans von Robert Eggers´ Stil zählt, wird mit The Northman sehr zufrieden sein. Wer sich vom Thema und dem Genre angesprochen fühlt, sollte ebenfalls ein Ticket lösen, um mit großer Wahrscheinlichkeit positiv überrascht zu werden.