Bewertung: 3 / 5
Matthias Schweighöfer lieferte uns nun auf Netflix mit Army of Thieves sein eigenes Prequel zu seinem Dieter-Charakter in Zack Snyders ebenfalls Netflix-Film Army of the Dead ab, und führte auch selbst Regie dabei. Seine Figur spaltete bereits im Zombie-Actioner, spielt er sich mit seiner Hintergrundgeschichte mehr ins Herz der Fans des Originals?
Army of Thieves Kritik
Dieter (Schweighöfer) lernt man zu Beginn als auf den ersten Blick gewöhnlichen Kleinstadt-Banker mit jedoch skurrilem Safeknacker-Hobby kennen, bis ihn eine mysteriöse Frau anwirbt. Er soll sich einem ebenso mysteriösen Team bestehend aus Interpols meistgesuchten Kriminellen anschließen und einige der legendärsten und am schwersten zu knackenden Tresore Europas öffnen.
Trailer zu Army of Thieves
So klar die Mission in der Story von Army of Thieves hier rüberkommt, ist sie zu Beginn jedoch noch nicht. Denn Schweighöfers Charakter wird eine ganze Weile im Dunkeln gelassen, warum die mysteriöse Anwerberin Gwen (Nathalie Emmanuel) so viel Interesse an ihm und seinem schrägen Hobby hat. Und so muss er sich scheinbar spielerisch erst einmal vor einer Army of Safeknacker bezüglich seiner Fähigkeiten beweisen, der einzige Moment, wo der Film den Titel mal abgesehen von der bloßen Titel-Referenz an das Original auch annähernd verdient.
Die Armee der Diebe entpuppt sich nämlich rasch als Fünfer-Squad, inklusive Schweighöfers Safeknacker, entsprechend wäre "Squad of Thieves" vielleicht der bessere Titel gewesen. Denn dass natürlich nicht nur die vorgestellte Squad, sondern auch andere seit Ewigkeiten hinter den legendärsten Tresoren Europas her sind, steht im Hintergrund: der gesamte Film dreht sich ab der ernsthaften Rekrutierung um Gwens Squad und das sie verfolgende Interpol.
Genau genommen geht es um vier wortwörtlich sagenumwobene Tresore in Army of Thieves, so dass die verschiedenen Settings einen der Reize des Prequels ausmacht. Bekanntlich spielt die Geschichte zu Beginn der Zombieapokalypse, von der Europa vorerst noch verschont bleibt. Jedoch bekommt die Squad und somit der Zuschauer mit, was in den USA passiert, doch dies bleibt über den ganzen Film hinweg eher ein Randgeschehen. Die Verbindungen sind - zum Teil etwas albern visionär - zwar da, gegen Ende werden diese dann auch fester gezurrt als Brückenschlag, doch mehr auch nicht.
Für die Dieter-Figur wurde eine passende Mysterystory um die Tresore aufgesetzt, bei der Richard Wagners "Ring der Nibelungen" eine zentrale Rolle spielt, ein weiterer Faktor, der die Safeknacker-Story von Army of Thieves spannend gestaltet. Das klingt alles cool, und doch wirkt der arg komödiantische Hauptcharakter für diese eigentlich coole Mystery-Story im Verlauf zu banal, um richtig mitzufiebern. Der Weg vom Niemand zum besten Safeknacker namens Dieter ist weder Fisch noch Fleisch - mal nimmt er sich zu ernst, mal nicht ernst genug.
Emmanuel spielt ihn wie auch alle anderen Hauptdarsteller mit ihrer Performance und Ernsthaftigkeit locker an die Wand, was die Entwicklung ihrer Beziehung zu Schweighöfers Charakter absurd hanebüchen wirken lässt, auch wenn sich Schweighöfer redlich Mühe gibt, seiner Figur mehr Charme und Tiefe zu verleihen. Ähnlich wie in Army of the Dead verkümmern die anderen Kriminellen der Squad, IT-Nerd Korina (Ruby O´Fee), Brad als Mann fürs Grobe (Stuart Martin) und Fahrer Rolph (Guz Khan), zu puren Randgestalten und Erfüllern bestimmter Storyfunktionen.
Das kennt man zwar schon aus Army of the Dead, wo sie prima reingepasst hätten, in Army of Thieves auch entsprechend ähnlich überzeichnet comichaft vorgestellt werden, doch in diese neue Bankräuber-Abenteuergeschichte wollen sie dennoch nicht so recht passen, dafür bekommen sie dann doch zu wenig Raum. Schade, denn sie alle zeigen durchaus Kult-Potenzial.
Und so ist Army of Thieves letztlich einerseits eine zum Original passend oberflächliche, aber solide Originstory mit auch im Look und Charakter-Stil so manchen Referenzen. Doch der eigentlich kultige Gehalt der Mystery um die Tresore, die Dieter-Figur wie auch die Beziehungsgeflechte des Prequels verrutschen dabei ab und an doch zu sehr in Bedeutungslosigkeit oder ins zu albern Komödiantische. Als One-Watcher passend zum Universum des Originals mal eine Sichtung wert, mehr aber auch nicht.
Wiederschauwert: 20%