AnzeigeN
AnzeigeN

8mm - 8 Millimeter

Kritik Details Trailer News
8mm – Acht Millimeter Kritik

8mm - 8 Millimeter Kritik

8mm - 8 Millimeter Kritik
0 Kommentare - 10.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "8mm - 8 Millimeter" ist.

Bewertung: 4 / 5

Tom Welles (Nicolas Cage) ist Spezialist für Technik. Als er von der Witwe eines Industriellen engagiert wird, um den Inhalt des Safes ihres verstorbenen Mannes zu untersuchen, findet er ein Videoband. Dort drauf befindet sich ein sogenannter Snuff-Film, der die Ermordung eines jungen Mädchens zeichnet. Um die Wahrheit aufzudecken, muss Welles zusammen mit dem Pornoladen-Angestellten Max California (Joaquin Phoenix) in die Unterwelt der Stadt eintauchen.

Joel Schuchmacher und Nicolas Cage sind zwei Künstler, die zusammen eine Kombination ergeben, mit der man rechnen muss. Viel wird über ersteren gesprochen, der abseits seiner künstlerischen Fehltritte Batman Forver (1995) und Batman & Robin (1997) eigentlich so viel zu bieten hatte und so ein ähnliches Phänomen trifft auch auf Nicolas Cage zu. Aus der Not heraus, die eigenen Rechnungen bezahlen zu können, mauserte sich Nicolas Cage eben über die Jahre zum Star für etliche B- und C-Movies, über deren Qualität man maximal aus einem Guilty Pleasure-Verständnis heraus im positiven Sinne sprechen würde. Wenngleich Cage natürlich auch immer noch mal das ein oder andere unbestreitbare Werk in die Welt trägt. Da sind sie nun, die zwei geschunden Persönlichkeiten und irgendwie unverständlich virtuos in ihrem Schaffen. Ein Beleg dafür liefert der Thriller 8mm – Acht Millimeter. Zugegeben, daß sehen nicht alle so und so muss man sich an der Stelle wohl auch gut rechtfertigen, warum man dieses Werk denn soviel besser sieht, als es vielleicht der Durchschnitt tut. Tatsache ist, daß der Film seine Probleme hat. Aber nicht in den Segmenten der Inszenierung oder des Schauspiels. Das große Problem ist die Moral. Eine Geschichte, die so eindeutig und grauenhaft schrecklich ist wie diese, verleitet uns als emotionsgesteuerte Wesen Dinge zu legitimieren, deren Ausführung man eigentlich nicht für gutheißen kann. Sicherlich ist die breite Gesellschaft für gewisse Themen sensibilisiert und das ein oder andere gebrochene Genick ist leichter zu verdauen. Doch so richtig nachdenken und darüber werten will man letzten Endes auch gar nicht.

Ein großer Pluspunkt ist tatsächlich, daß von Andrew Kevin Walker verfasste Drehbuch. Ein Mann, der mit Sieben (1995) einen ebenso atmosphärisch dichten Thriller schrieb und mit Sleepy Hollow (1999) und absolut meisterhafte Geschichte mithilfe von Tim Burton auf die Leinwand brachte. Das sind Bretter, wie man neudeutsch so gerne sagt und daher liegt – Achtung: Brillante Überleitung – die Messlatte an 8mm – Acht Millimeter auch so hoch. Und man kann sagen, daß sich das inhaltlich auf jeden Fall gelohnt hat. Die Geschichte scheint bis ins kleinste Detail nachvollziehbar zu sein. Zumindest von der reinen Handlung her. Auf den anderen Punkt kommen wir aber noch zu sprechen. Die Welt, die sich da offenbart ist so dreckig und rau, daß man jederzeit gebannt an dieser Figur von Nicolas Cage klebt. Man weiß nie so genau, was einen nun erwartet, wo das hinführen soll. Das wird auch gleich zu Beginn klar, wenn ein wirklich grauenhaftes Video die Nerven seiner Zuschauer strapaziert. Wann sieht man sowas schon mal? Glücklicherweise die meisten Menschen wohl eher nie. Und das ist auch gar nicht voyeuristisch gemeint. Der Film ist in dieser Hinsicht auch kein bisschen voyeuristisch, sondern einfach knallhart. Man muss bei dem Film aber tatsächlich immer wieder aufpassen, wie man ihn deutet. Denn das Drehbuch lässt genug Spielraum, sich in einem Pauschalurteil über etwaige Industrien und Instanzen zu verlieren. Nun ist das aber wohl nicht so. Ich bin an der Stelle aber auch kein Experte, sondern schildere hier nur meine subjektiven Eindrücke.

Die Welt, um die es geht, ist die Pornoindustrie. Ein Geschäftszweig, der ja immer etwas kritisch zu betrachten ist. Zum einen, weil es nicht die eine Pornoindustrie gibt, sondern da Sub-Industrien an ihrer ganz eigenen Vorstellung von Lust-Filmchen arbeiten und auch das Spektrum an Einzelschicksalen und Meinungen da weit auseinandergehen kann. Wie man die Pornoindustrie zu verstehen hat, daß versuchte ja auch schon der Skandalfilm Pleasure (2021) zu ergründen. Ob man damit einen großen Überblick auf die Industrie und auch ihre Probleme bekommt, daß darf auch jeder für sich selbst entscheiden. Richtig wissen werden es wohl nur die wenigsten. In diesem Film von Joel Schuhmacher geht es aber immer wieder um diese Abgründe, Dinge, die man eigentlich nicht sehen möchte, werden hier zum Auslöser einer absolut trostlosen Geschichte. Und das reizt Schuhmacher auch zu jedem Zeitpunkt aus. Er nutzt diese Welt, die man sich eben sehr grauenhaft vorstellt, weil auch die Prämisse von Beginn an keine besonders rosige war. Das ist stellenweise sogar regelrecht bitter und schwer zu verdauen, weil der Regisseur da immer wieder an der Schmerzgrenze des erträglichen bleibt. Wie ein Hund, der sich auf ein Bein seines Herrchens fixiert hat, lässt Schuchmacher den Zuschauer nicht mehr los und man ist sich eben ob der gesamten Tristesse nicht mal sicher, ob es ein glückliches Ende geben kann. Und auch nach dem Ende des Films hat man insgesamt eher den Eindruck, man hätte sich das lauentechnisch doch lieber sparen sollen, weil man selbst mit der Auflösung des Thrillers nie so ganz Zufriedenheit erfahren wird. Dafür ist die Geschichte eben einfach auch zu hart.

Man wirft dem Werk leider auch zu Unrecht vor, daß es kein reizvoller Film sei. Ok, blöd formuliert. Ja, daß ist nicht Unrechtens. Aber es ist eben auch von Anfang an klar, daß das nicht der Anspruch ist, den 8mm – Acht Millimeter an den Tag legt. Das reizvolle ist hier die Konfrontation mit der Schmerzgrenze. Aber nicht mit jener, die der Toture-Porn um Filme wie Saw (2004) dem Zuschauer entlocken will, sondern indessen, daß das, was gezeigt wird in die Magengrube geht. Es ist eine große Enttäuschung und erinnert in seiner Drastik doch eher dem skandinavischen Film, als wirklich einem Hollywood-Thriller. Das schöne ist aber, daß Nicolas Cage hier atemberaubend funktioniert. Der Mann, der sonst eher für das unerwartete steht – Fans von Con Air (1997) werden wissen, was ich meine – ist hier so verbissen, so bemüht und völlig schockiert, von den Ereignissen, daß es wohl eine von Cages nahbarsten schauspielerischen Leistungen überhaupt und damit auch eine seine besten insgesamt ist. Man hat immer wieder den Eindruck, als würde dieser Mann den Schmerz der gesamten Welt auf seinen Schultern tragen, weil er sich so tief in die Unterwelt begibt, sodass von Fröhlichkeit nichts übrig bleiben kann. Ähnlich berauschend ist auch Joaquin Phoenix als eine Art temporärer Sidekick. Er ist grundlegend sympathisch und wirkt hier im Film vielleicht sogar am menschlichsten, weil er irgendwie das gute und optimistische, zumindest ein Stück weit in dieser grauenhaften Welt verkörpert.

Etwas störend und gar irritierend ist hingegen die Musik von Mychael Danna. Sein Score passt relativ häufig nicht zu dem, was gezeigt wird und wirkt indes zu experimentell. Das sorgt dann hin und wieder sogar für den ein oder anderen Lacher. Das wird aber dann wieder vom überzeugenden Cast aufgefangen. Neben Cage und Phoenix ist auch der restliche Cast ziemlich sehenswert und so sind James Gandolfini und auch Peter Stormare sehr überzeugend und schrecklich diabolisch in ihrem Schaffen. Ebenso atemberaubend ist, daß der Film nicht versucht das böse in den Figuren zu entmystifizieren. Daraus wird sogar ein Schlüßelmoment im gesamten Film und an der Stelle hat der Film bewiesen, daß er nicht nur unangenehm sein kann, sondern dabei auch extrem mit der Moralfrage spielt.

In der Wertung durch die Außenwelt wird 8mm – Acht Millimeter wohl nie ein Film sein, der in den Olymp so vieler Meisterwerke aufsteigen kann. Dazu ist er aber auch wirklich nicht gut genug. Doch die dichte Atmosphäre und die Suche nach dem Sinn in der Sinnlosigkeit machen das Werk alle mal beredenswert. Ebenso verhelfen die Schauspieler dem Film dabei nicht in der Versenkung billiger Thriller zu verschwinden und Cage ist hier einfach in Topform.

8mm - 8 Millimeter Bewertung
Bewertung des Films
810

Weitere spannende Kritiken

Black Panther Kritik

Black Panther Kritik

Poster Bild
Kritik vom 28.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
TChalla (Chadwick Boseman) kehrt nach dem Tod seines Vaters zurück in seine Heimat Wakanda. Dort soll er, der Black Panther, nun auch den Thron seines Vaters besteigen. Das technologisch hoch entwickelte Land lebt abgeschottet von der Welt. Eines Tages will der Söldner Erik Stevens (Michae...
Kritik lesen »

Thor - Tag der Entscheidung Kritik

Thor: Tag der Entscheidung Kritik

Poster Bild
Kritik vom 28.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) ist weitab von seiner Heimat Asgard. Er wird von dem mächtigen Wesen Surtur (Clancy Brown) gefangengehalten, der ihm offenbart, daß Ragnarök – das Ende der Welt – bevorsteht. Unterdessen kehrt die erbarmungslose Hela (Cate Blanchett) ...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeN