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Air Force One

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Air Force One Kritik

Air Force One Kritik

Air Force One Kritik
0 Kommentare - 09.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Air Force One" ist.

Bewertung: 3 / 5

Der amerikanische Präsident James Marshall (Harrison Ford) hat einen guten Lauf. Nicht nur beim Volk ist er beliebt, auch gelang es ihm den Diktator Ivan Radek (Jürgen Prochnow) festzunehmen. Auf einem Flug in der Präsidentenmaschine Air Force One, gelingt es einer Gruppe unter der Führung von Ivan Korshunov (Gary Oldman) das berühmte Flugzeug zu kapern. Nun muss der kampferprobte Präsident um sein Leben bangen und kämpfen.

Ein einsamer Streiter, der im Kampf für die Gerechtigkeit an allen Mitteln und Wegen bedarf, doch diese sich ihm niemals wirklich eröffnen. Auch das Verlangen nach Freiheit auf engstem Raum und das Dilemma, die Gefahr nicht gänzlich einschätzen zu können, gehören in das Hollywood-Kino spätestens seit Stirb langsam (1988). Wieder ist es ein Brite, doch wieder spielt er etwas gänzlich anderes und da steht schon wieder der ewige Kampf zwischen zwei großen und den wohl mächtigsten Nationen auf der Erde im Raum. Ein Produkt des Kalten Krieges, so könnte man Air Force One bezeichnen. Denn auch die Charakterisierung der Figuren schielt so ein wenig in diese Richtung. Doch so ganz minimalistisch ist das nicht, weil auch der von Gary Oldman verkörperte Ivan Korshunov tatsächlich mit einer Intensität verkörpert wird, wie es kaum einem zweiten hätte gelingen können. Da steht die Wut im Raum und trotzdem kommt es auf dieser Ebene selten zur Eskalation. Da ist ein Stolz, der von Amerikanern mit Füßen getreten wurde und dann ist da die Bestimmtheit, mit welcher Oldman durch das gesamte Flugzeug streift, die diesen Film zu seinem werden lassen.

Ach der Heilige Präsident, ja es ist eine Freude, einen Mann zu sehen, der klar für die Interessen des eigenen Landes und des eigenen Wohles agiert. Dann gewinnt man natürlich an Status. Und so blauäugig, wie der Präsident hier gezeichnet wird, daß erinnert schon ein wenig an die Interpretation des britischen Premierministers von Hugh Grant in Tatsächlich… Liebe (2003). So ganz makellos erscheint er zwar nicht, gerade wenn es zur Gegenüberstellung mit Oldmans Korshunov kommt. Aber immerhin ist er ein endlos liebender Familienvater, versteht sich bestens mit seinen Untergebenen und bittet darum, daß ihm ja keiner die Ergebnisse des letzten Spiels verrät. Es ist herrlich, weil es so naiv gezeichnet wird und die stärksten Momente dann wiederum in den Hintergrund rücken. Da gibt es durchaus systemische Kritik, und Korshunov wird dadurch auch nicht zur eindimensionalen Marionette erklärt. Das ist zwar schade, weil da mehr drin gewesen wäre. Auf der anderen Seite ist diese Art von Film auch sehr passend für die Zeit, in welcher er entstanden ist. Da steckte wohl eine große Depression im amerikanischen Volk und man verliert leicht den Überblick, welches Land nun wieder antagonistisch ist. So waren schließlich die USA auch nicht unwesentlich an der Bildung der Mudschahedin beteiligt.

Und wer, wenn nicht Harrison Ford hätte seiner Zeit einen charismatischen US-Präsidenten verkörpern können. Die Rolle zählt jetzt nicht unbedingt zu den ausdrucksstärksten Wandlungen von Ford. Und so bleibt er zumeist eben ein Präsident, der das beste für seine Heimat will, der sich nicht einschüchtern lässt und der seine Familie liebt. Dann erklärt der Film noch halbwegs clever, warum denn Fords Figur eigentlich auch in der Lage ist, sich mit so vielen Terroristen anzulegen. Ein richtiger Mustermann wird hier geformt und man baut dann halt eine Verbindung zu ihm auf, weil er abseits seiner unerreichbaren Sphären natürlich auch mehr ein Kumpel und guter Vater ist. Und wenn dann James Marshall tatsächlich die Kontrolle über die Situation verliert, ist es vor allem Vize-Präsidentin Kathryn Bennett, die hier das Ruder in die Hand nimmt. So richtig scheint das Militär das der Figur von Glenn Close nicht zuzutrauen und so entstehen dadurch, tatsächlich die interessanten Momente in dem Film, die tatsächlich auch das Machtspiel in diesen Kreisen in den Fokus legen. Ähnlich wie Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986) ein Militär-Propagandastreifen ist, der tatsächlich gut gemacht ist, ist Air Force One mindestens ein Präsidenten-Propagandastreifen, der ebenso gut gemacht ist.

Denn die Suspense, die Actionsequenzen und das Charisma, daß die Hauptfigur besitzt, sorgen dafür, daß man den Film auch getrost als hirnlose Actionunterhaltung abtun könnte. Denn wie sich der Präsident in der namensgebenden Maschine versteckt und zum Gegenschlag ausholt, ist recht gut geraten, weil die Geschichte auch auf einem engen Raum stattfindet, sodass der gesamte Film natürlich auch nicht wirklich die Möglichkeit zur Flucht bereithält. Man kann an anderer Stelle natürlich auch von Glück reden, daß Präsidenten im heutigen Kino nicht mehr allzu oft in wirklich gut gemachten Filmen Platzfinden. Klar belebte Iron Man 3 (2013) dieses Kuriosum nochmal zum Leben. Und vor allem die Has Fallen-Filme um Gerad Butler wirken wie aus der Zeit gefallene Propaganda-Filme der trashigen Phase des späten 1980er- bis 1990er-Kinos.

Eine Geschichte wie diese dient vermutlich nur einem Zweck. Auch wenn man Petersen nicht darauf reduzieren möchte, so ist die Geschichte doch so simpel gehalten, daß es eigentlich zu Beginn, das Ende schon abzusehen ist. Da gibt es dann eine Geiselnahme, etwas Druck wird aufgebaut, die Charaktere geraten an ihre Grenzen und letzten Endes rettet ein Held, wie er im Buche steht, den Tag. Viel Raum für tiefgreifende Charakterstudien bleibt da sicherlich und das ist auch gar nicht der Anspruch, den Air Force One hat. Vielleicht macht ihn das aber auch so kurzweilig und erträglich. Wobei es natürlich ein wenig gemein ist, denn der gesamte Film ist durch die Bank weg hochwertig produziert. Da ist diese pathetische Musik, da sind die Figuren, da sind Actionsequenzen und das fügt sich in dem Gesamtbild dann zu einem wirklich soliden Actionfilm. Warum dieser Film nun doch ein wenig die Zeit überdauerte, ist dann wirklich ein Mysterium. Denn so aussagekräftig, oder wirklich beeindruckend ist nichts davon. Dennoch ist es schön zu sehen, daß die Konfliktparteien einem so von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Denn nur so schafft ein Film auch wirklich eine Fallhöhe.

Viel Pathos, Patriotismus und förmliche Beweihräucherung machten Air Force One seiner Zeit berühmt. Ähnlich berühmt wurde der Film aber durch die Inszenierung der engen Gänge und des durchaus spannenden Ambientes. Dann wiederum ist der Schurke, der hier eindringlich verkörpert wird. Darauß entsteht moderater Pathos, der von einer großartigen Musik untermalt wird. Es gibt auch in diesem Segment wahrlich schlimmeres und Werke, die einem mehr zum Kopfschütteln bringen.

Air Force One Bewertung
Bewertung des Films
610

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