Bewertung: 3.5 / 5
Erst einmal möchte ich eine leichte Spoilerwarnung abgeben, da ich ein paar kleinere Sachen aus der Story erwähne. Außerdem verzichte ich auf eine Inhaltsangabe.
Nach knapp 11 Jahren & 21 Filmen gibt es nun das große Finale der Infinity-Saga. Das besondere an solchen Filmen ist, dass im Grunde alles möglich sein kann. Somit saß ich 3 Stunden lang gebannt im Kinosessel um zu schauen wie man die Verstorbenen zurückbringt, ob es beim 2. Versuch klappt Thanos zu besiegen & welche Opfer dafür gebracht werden müssen.
Trailer zu Avengers - Endgame
Und was soll ich sagen? Der Film war in einigen Aspekten anders als ich gedacht hatte. Sowohl positiv als auch negativ. Dann mal los:
Endgame unterscheidet sich sehr von Infinity War. Er ist ruhig, was ohnehin ungewöhnlich ist, speziell für einen Avengers-Film. Nur am Ende wird nochmal alles an Action rausgeholt was geht.
Thanos hatte zudem nicht viel Screentime. Einerseits kam es dem Film zugute, da man sich wieder auf die Avengers konzentrierte. Außerdem hätte es womöglich nur eine inhaltliche Wiederholung von Infinity War gegeben wenn Thanos die ganze Zeit involviert worden wäre. Andererseits fehlt Endgame dadurch komplett die Wucht & Emotionalität von ebenjenem Film & kann sie zu keiner Zeit aufbauen. Das liegt auch daran, dass man die düstere Atmosphäre aus dem Vorgänger weitestgehend weggelassen & dafür wieder mehr auf Humor gesetzt hat. Kann man mögen, mir war es allerdings zu viel.
Allerdings konnte der Film auf andere Art punkten. Er erzählt davon wie die Avengers mit einer Situation umgehen, in der sie als Verlierer vom Platz gegangen sind. Manche haben sich völlig aufgegeben, andere bauen sich was Neues auf, wieder andere hoffen darauf, dass sich das Leben zum Besseren wendet. Das war interessant anzusehen & gern hätte man dafür sogar noch etwas mehr Zeit aufbringen können um den Zuschauer emotional zu binden. Jedoch hat dieser Aspekt mit Thor einen negativen Ausreißer. Sicherlich sollte er der gebrochene Held sein, der sich am Sieg von Thanos die Schuld gibt. Letztlich hatte er in meinen Augen durch die Darstellung die Grenze zur Witzfigur erreicht.
Schön fand ich es, dass die Avengers + Ant-Man an der Lösung gearbeitet haben & nicht Captain Marvel. Ich geb zu, ich kenne die Comics nicht. Eventuell war ich deswegen so naiv & hab gedacht sie kommt & regelt alles allein. Letztlich war sie nicht bedeutend für die Zeitreisen, hatte dafür am Ende ihren Moment, wobei ihr & den Zuschauern da die Grenzen aufgezeigt wurden. Somit war auch bei ihr die Team-Arbeit vonnöten. Allerdings wurde es dabei mit der „Frauenpower-Szene“ so lächerlich, dass es fast einer Parodie glich. Nur der Teil auf Vormir war noch alberner, weil unsäglich in die Länge gezogen.
Positiv hervorzuheben ist, dass Ant-Man & Hawkeye besondere Rollen einnehmen konnten als Ausgleich dafür, dass sie in Infinity War nicht dabei waren. Ich komm zwar mit Ant-Man nicht zurecht, aber dass er nicht in jeder Szene als Trottel gezeigt wurde, fand ich angenehm.
Die große Stärke aber auch Schwäche des Films liegt meines Erachtens in den Zeitreisen. Das schöne ist, es kommt zu einer Art „Best of“ der früheren Filme. Dadurch konnte man noch einmal viele bekannte Gesichter sehen, es gab weitere Details zu den bereits gesehenen Geschichten & das ein oder andere besondere Zusammentreffen. Sowas gehört für mich einfach dazu & war eine schöne Weise einige Momente Revue passieren zu lassen. Andererseits kam während dieser Zeit - die immerhin wenigstens die Hälfte der Handlung ausgemacht hat - nicht wirklich Spannung auf, da man nicht das Gefühl hatte, es könnte für die Helden trotz eingebauter Hindernisse heikel werden. Dafür lief es zu locker. Darüber konnte ich jedoch noch hinwegsehen, da endlich mal wieder die alten Recken in Aktion waren. Gerade die neuen Charaktere wie Doctor Strange, Ant-Man & auch Captain Marvel kommen für mich nicht an Iron Man, Captain America & an den früheren Thor mit ihrer Ausstrahlung ran. Und da mir die alten Avengers in den letzten Jahren zu kurz kamen, hat es mir einfach gefallen ihnen zuzusehen.
Demgegenüber steht wiederum die Logik der Zeitreisen. Vielleicht muss ich mir den Film noch einmal anschauen, aber mir erschließen sich einfach viele Dinge nicht.Wahrscheinlich könnte ich darüber eine ganze Abhandlung schreiben, aber das würde dann den Rahmen sprengen bzw. lassen sich Spoiler nicht vermeiden. Möglicherweise denke ich auch zu viel darüber nach oder denke nicht genug nach. Wie geschrieben, eventuell fällt mir bei der 2. Sichtung noch etwas auf, dass mir eine Erklärung liefert. So ist es für mich erst einmal ein Minuspunkt, weil es mich stört wenn ich etwas nicht verstehe.
Der Finalkampf hatte ein paar tolle Szenen (speziell die Verbindung mit Cap & Thor) war jedoch logischerweise zu überbordend & zu allgemein gehalten mit allen Helden, als dass man mit großen Überraschungen hätte rechnen können. Dafür wurde einfach kein Raum geboten. Auch hier fand ich es in IW gelungener, da trotz der Massenschlachten noch Platz für Einzelkämpfe blieben, die durchaus spannend gehalten wurden. Optisch war die Schlacht trotzdem schön anzusehen.
Insgesamt ist Endgame ein guter Abschluss. Infinity War wäre mir als Finale allerdings lieber gewesen. Endgame erreicht in keinem Moment die Wucht, Spannung, Emotionalität, Atmosphäre, den nötigen ernsten Ton & die Konsequenz vom Vorgänger. Von der Erwartung, dass alles möglich ist, blieb am Ende nicht viel übrig. Natürlich hatte man in Infinity War nur deswegen viele Helden ausradiert, weil sie in Endgame wiederkommen durften. Andererseits war in IW trotzdem das Gefühl vorhanden, es könne alles passieren. Das gab es leider in Endgame nicht obwohl der Gegner derselbe war & er auch ohne die Steine die Macht hatte, die Avengers zu Brei zu schlagen. Letztlich ist das eingetreten, was schon längst spekuliert wurde, nicht mehr & nicht weniger. Das Finale ist trotzdem in Ordnung, aber es bleibt das Wissen, es hätte emotionaler, packender & überraschender sein können. Trotzdem bietet Endgame die Avengers, die nach langer Zeit wieder zusammenarbeiten, einen starken Gegner & eine schöne Art des Rückblicks. Zudem besitzt der Film für mich mit dem Anfang eine der besten Szenen im MCU. Man wusste natürlich genau was passieren wird. Dennoch fand ich den Beginn in seiner ganzen Nüchternheit sehr stark erzählt.
Alles in Allem kann man Endgame - auch wenn weitere Filme folgen werden - als Finale einer über 10 Jahre bestehenden Filmreihe sehen.