Bewertung: 5 / 5
[i]I remember when, I remember, I remember, when I lost my mind![/i]
Wenn es alleine ein Trailer schafft, ein Lied auf ein neues Niveau zu heben, dann kann dieser wohl als großartig gelten. Gnarls Barkleys "Crazy" ist schon seit Längerem und wird für mich wohl auf längere Zeit noch mit Birdman verbunden sein. Danke dafür! Schade, dass es der Song nicht auch in den Film geschafft hat, es hätte wirklich perfekt gepasst.
Im Fall von Birdman kann man gar nicht anders, als sich den Lobehymnen anzuschließen! In allen Belangen fantastisch ausgearbeitet. Wo soll man da anfangen?
Vielleicht mit dem, was mir zuerst aufgefallen ist: die Kameraarbeit. Emmanuel Lubezki ist zweifelsohne der begabteste Kameramann, den das Filmgeschäft zurzeit aufzuweisen hat. Den ersten Schnitt im Film sieht man erst am Ende, der Wahnsinn! Im finalen Abschnitt der Handlung gibt es passenderweise einen Dialog, in dem das Wort "Superrealismus" fällt. So ähnlich verhält es sich mit der Kameraarbeit. Aufgrund der durchgehenden und ruhigen Bilder entfaltet Birdman eine tolle Sogwirkung, als Zuschauer wird man automatisch in die Handlung einbezogen. Das Theater mit seinen engen Räumen und verwinkelten Fluren verstärkt diesen Effekt zusätzlich - sehr atmosphärisch!
Weiter gehts mit den Schauspielern: durch die Bank weg großartig besetzt. Michael Keaton, Edward Norton, Emma Stone, Zack Galifianakis, ... Eigentlich müsste man hier alle Schauspieler erwähnen. Das Setting der Geschichte bringt die Schauspieler und Charaktere zwangsweise in Kontakt. Daraus entstehen entweder dramatische oder humorvolle Momente, welche die verschiedenen Charaktere nach und nach ausleuchten. Dank des nuancierten Spiels der Darsteller wirken die (inneren) Konflikte und Charaterentwicklungen zudem vollkommen authentisch. Vieles an Herz und Sympathie erlangen Geschichte und Figuren darüberhinaus durch den eingebauten Humor. Die Dialoge sind herrlich geschrieben worden, spontane Situationskomik tut ihr Übriges.
Um die diversen Themen zu beschreiben, welche Birdman behandelt, müsste man schon sehr weit ausholen. Da ist von Familiendrama, Beziehungsdrama, Drogenproblematik,... alles mögliche dabei. Kern und Hauptintention bildet für mich jedoch klar Iñárritus Kritik am aktuellen Blockbusterkino, welches vor allem von Superheldenverfilmungen überschwemmt wird. Iñárritu macht gar keinen Hehl daraus, was er von solchen Filmen auf intelektueller Ebene hält ("[i]kultureller Völkermord[/i]"). Marvel, Disney und Transformers erhalten sogar explizite Anspielungen im Film.
Darüberhinaus nimmt Birdman storytechnisch einen besonderen Stellenwert im Vergleich zu anderen Filmen ein, weil er mit einer zweifachen Metaebene arbeitet (ob unfreiwillig oder nicht, sei mal dahingestellt). Die erste ergibt sich klar aus der normalen Handlung, in der sich der von Keaton gespielte Riggan Thompson mit seiner Ex-Filmrolle Birdman herumschlagen muss. Um die zweite Metaebene zu erkennen, benötigt man schon etwas an Hintergrundwissen. Zum Einen sind die Parallelen zwischen Riggan Thompson und Michael Keatons Filmkarriere frappierend und zum Anderen erhält die Geschichte durch Iñárritus Clinch mit Robert Downey Jr. nochmal an zusätzlicher Brisanz.
Über das Ende und Riggans Schicksal kann natürlich viel spekuliert werden, schließlich bietet Iñárritu genug an Interpretationsspielraum an. Aber das ist ja grade der Reiz der Geschichte. Man weiß als Zuschauer nie so genau, was Riggans wahres Wesen ausmacht. So ganz habe ich da auch noch nicht durchgeblickt^^
[url=http://www.quora.com/Birdman-2014-movie/What-happens-at-the-end-of-Birdman] Hier [/url] habe ich jedenfalls eine interessante Interpreation gefunden.
Zum Schluss noch ein Wort zu der Musikuntermalung:
So einfach kann es gehen! Einerseits improvisiert klingendes Schlagzeuggetrommel und andererseits emotionales Klavierspiel. Diese zwei verschiedenen Stile passen sich nicht nur perfekt der Handlung an (Humor oder Dramatik) sondern werden auch direkt in das Filmgeschehen miteinbezogen. Top!
[b]Fazit:[/b] Birdman ist das geworden, was ich mir gewünscht habe. Eine andersartige und erfrischende Auseinandersetzung mit der Thematik der Superheldenverfilmungen. Wobei man Iñárritu, der Geschichte und den Schauspielern nicht gerecht wird, wenn man sie nur drauf herunterbricht. Denn in Wirklichkeit ist Birdman um Einiges mehr. Von daher spreche ich eine klare Empfehlung an alle Filmliebhaber aus und vergebe [b]10/10 Punkten[/b] bzw. [b]5/5 Hüten[/b]!
Birdman Bewertung