Bewertung: 2.5 / 5
Vin Diesel ist wieder in seinem Element und darf einen toughen, kernigen Helden, nein, Superhelden spielen. Die Filmrolle, in der er sich scheinbar auch in seinem wahren Leben sieht, ist ihm dabei durchaus auf den Leib geschrieben. Einige Ideen erinnern an Universal Soldier, dennoch bietet Bloodshot noch genug eigenständiges Potential, welches aber leider beim Versuch, einen Actionfilm für alle zu machen, nicht mal ansatzweise genutzt wird. So bleibt am Ende eine passable Comicverfilmung, die es aber in dem überfüllten Markt zu keinem Zeitpunkt schafft, eigene prägende Akzente zu setzen. Nur was für Fans.
Bloodshot Kritik
Ray Garrison (Vin Diesel) ist Soldat wie er im Buche steht, doch in seinem letzten Gefecht musste er den Löffel abgeben. Dank der RST Corporation kann er erneut durchstarten, denn die verwandelt seinen leblosen Körper in den Superhelden Bloodshot: Nanotechnologie und andere Wundertechniken machen es möglich und Ray zu einer unaufhaltsamen Kampfmaschine. Doch gibt es einen Haken an der Sache, denn so ganz ohne Hintergedanken wurde diese Reanimation nicht vollzogen. Und so hat es die RST ganz beiläufig eingerichtet, Rays Verstand, seine Erinnerungen und seinen Körper fremdsteuern zu können. Beim Versuch, den Tod seiner Frau zu rächen, muss Ray sehr schnell herausfinden, dass er nicht allem, was er glaubt zu wissen, trauen kann - und möglicherweise nicht einmal sich selbst...
Trailer zu Bloodshot
Basierend auf der in den frühen 90ern zum ersten Mal aufgetauchten Comicreihe, erinnert der Plot von Bloodshot auf den ersten Blick frappierend an einen Actionfilm von Roland Emmerich. Ein toter Soldat, der ins Leben zurückgeholt wird und dank der Wunderwelt der Technik erneut seinem Handwerk nachgehen kann? Klingt nicht nur ein wenig nach Universal Soldier. Wer nun in den frühen 90ern bei wem geklaut hat, sei erst einmal dahingestellt und wer heute zu diesem Film gehyped ins Kino rennt, dürfte sowieso wenig Berührungspunkte mit dem zitierten Actionfilm gehabt haben. Dennoch wäre ein wenig mehr Kreativität bei der Auswahl des Stoffes wünschenswert gewesen, vor allem wenn man schon in einen solch übersättigten Markt wie den der Comicverfilmungen vorstößt.
Und noch eine Sache stößt bei Bloodshot ein wenig sauer auf. Nach dem jüngsten Erfolg von härteren Actionfilmen wie der John Wick-Reihe, Angel Has Fallen und Bad Boys for Life war die Hoffnung da, erneut eine Comicverfilmung härterer Gangart zu erleben und damit auch Vin Diesel in einem kernigeren Film, so wie einst in seinen frühen Schauspieltagen. Doch an Superhelden für Erwachsene traut man sich nicht so recht ran und will wohl auch nicht Diesels Hauptfangruppe von pubertierenden Fans mit so einem Film annihilieren. Gewalt daher ja, aber nur bis zu einem gewissen und in Anbetracht des Titels und der Möglichkeiten zu geringen Härtegrads. Somit bleibt im Kern erst einmal wieder nur eine Superheldenoriginstory, die auf bekannten Motiven versucht, einen Helden abseits von Marvel und DC zu etablieren.
Vin Diesel ist dabei durchaus gut gewählt für die Hauptrolle und er konnte sich seinen Wunsch erfüllen, endlich auch mal ein echter Superheld zu sein. Zwar macht es inzwischen keinen Unterschied mehr, denn selbst seine erfolgreichste Rolle als Dom Toretto ist schon längst über das Superheldendasein hinaus und nähert sich bereits Sphären an, die selbst Captain America und Co. fremd sind. Doch dies nur am Rande, was zählt ist die passende Besetzung, die dann nur an einer mangelhaften Umsetzung scheitert. Zu oft erlebt das Ganze, und das liegt eben nicht nur daran, dass der Ausgangspunkt irgendwie vertraut klingt. Ähnlich wie beim Remake von RoboCop wird zu wenig aus der Grundidee gemacht. Gerade die Fremdkontrolle ist ein Thema, welches extrem interessanten Spielraum bietet, aber nur als Plottreiber benutzt wird, ohne sich tiefer mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei ist gerade die Frage, ob man sich selbst und seiner Wahrnehmung trauen kann, ein irre spannendes Pflaster.
Auch das magere Budget von unter 50 Mio. $ sieht man dem Film letztlich an, nicht zuletzt deswegen ist es unverständlich, warum nicht versucht wurde, über eine härtere Gangart und interessantere Themen sich aus der Masse an Comicverfilmungen abzuheben. Gleichzeitig hat das Budget aber auch den netten Nebeneffekt, dass eben nicht jede Szene wie aus dem Computer entsprungen wirkt und damit die Künstlichkeit, mit denen moderne Blockbuster zu kämpfen haben, begrenzt wird.
Der Versuch, allein auf Diesel zu setzen, könnte nach hinten losgehen, denn im Gegensatz zu seinem inzwischen nicht mehr ganz so buddymäßigen Schauspielkollegen Dwayne Johnson hat es Diesel seit Jahren nicht geschafft, mit Filmen abseits der Fast & Furious-Reihe erfolgreich zu sein. Und so bleibt abzuwarten, ob Bloodshot trotz seiner moderaten Unkosten ein Erfolg wird, denn letztlich ist es nur ein weiterer Superheldenfilm, der seine unterhaltsamen Momente hat, aber den Zuschauer auch nicht wirklich zufriedenstellt. Zu groß ist inzwischen die Vielfalt und zu wenig Neues wird geboten.