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Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia

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Play it again, Sam?

Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia Kritik

Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia Kritik
1 Kommentar - 24.09.2019 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia" ist.

Bewertung: 4 / 5

Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia - ein extrem sperriger und trotzdem selten passender Titel - erzählt die kompromisslose Geschichte einer - im wahrsten Sinne des Wortes - Kopfjagd. Ein mexikanischer Grossgrundbesitzer/Kartellboss setzt ein Kopfgeld für den Kopf von Alfredo Garcia aus, weil dieser den Augapfel der Familie geschwängert hat. Das Problem ist, dass Niemand weiss, wo dieser Kerl sein soll. Nur ein abghalfterter Ex-Soldat und seine Freundin wissen, dass dieser bereits tot und machen sich auf den Weg, den bereits beerdigten Mann auszubuddeln, den Kopf abzutrennen und dem Gangsterboss zu bringen, um endlich ein irgendwie gutes Leben zu haben. Doch die Schergen des Gangsterbosses bekommen Wind vom Wissen der beiden und wollen natürlich das Kopfgeld selber einheimsen. Und damit wird eine unaufhaltsame Spirale der Gewalt in Gang gesetzt.

Tja, wie soll ich anfangen: Carte Blanche ist das Zauberwort. Carte Blanche bedeutet üblicherweise, dass ein extrem erfolgreicher Studio-Regisseur vom Studio einen Freibrief bekommt und den Film so drehen darf, wie er es für richtig hält. In der Regel drehen diese Regisseure dann Filme, die genauso kompromisslos sind, wie sie es für richtig halten, ohne Rücksicht auf irgendwas: Michael Cimino beispielsweise drehte Heavens Gate (der im Übrigen die gleiche Geschichte erzählt wie der ähnlich kompromisslose Leichen Pflastern Seinen Weg) und ruinierte sogar das Filmstudio, Bernardo Bertolucci drehte mit 1900 ein 5-Stunden-Epos, Park Chan-Wook drehte Sympathy for Mr Vengeance. Nicht immer sind diese Carte Blanche Filme solche besonderen Perlen der Filmgeschichte, aber wenn es Perlen sind, dann auch wirklich besondere. Eine ganz besondere Perle unter diesen besonders besonderen Perlen stellt allerdings Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia dar: In diesem Fall nämlich einen kompromisslosen Film ohne Rücksicht auf Verluste nämlich nicht nach einem unfassbaren Erfolg, sondern nachdem sein vorheriger Film vom Studio in seinen Augen komplett verschnippelt ins Kino kam. Pat Garret jagd Billy the Kid (übrigens trotzdem ein sehr sehenswerter Film mit einem der besten Filmsoundtracks aller Zeiten!) wurde in seinen Augen so derart vom Studio zerstört, dass er sich komplett zurück zog und einen einzigen Film komplett mal so drehen wollte, wie er es von vorne bis hinten selbst wollte. Und in einer Vita, in der es schon von solchen künstlerisch wertvollen Gewaltexzessen wie The Wild Bunch, Wer Gewalt Sät, Steiner - das Eiserne Kreuz nur so wimmelt, nimmt dieser vorliegende Film dann auch tatsächlich eine besondere Position ein.

Sam Peckingpah, der gerne mal Gesichten über gescheiterte - männliche - Existenzen erzählte - und dabei meistens die Frauen nicht gut wegkommen liess (dazu weiter unten etwas mehr), weshalb ihm sehr häufig eine gewisse Frauenfeindlichkeit untergejubelt wurde - erzählt hier die äußerst tragische Geschichte eines Mannes, der nach seinem Wehrdienst ganz unten angekommen ist, den es nach Mexiko verschlagen hat, der irgendwie traumatisiert vor sich hin vegetiert und plötzlich einen Silberstreif am Horizont erblickt. Peckingpah nimmt sich ausreichend Zeit diese zaghaften Knospen der Hoffnung zu säen und sie dann umso drastischer und fast schon irgendwie genüsslich zu zertrampeln. Aber das ist auch bitter notwendig, um die Fallhöhe zu etablieren und den Abstieg ins Herz der Dunkelheit trotz allem Irrsinns nachvollziehbar zu machen.

Während andere Regisseure, wenn sie irgendwelche Gewaltexzesse inszenieren auf möglichst plumpe Dramaturgie setzen oder einfach nur die Protagonisten im Blut schwimmen lassen ohne tieferen Sinn (Natural Born Killers, Perdita Durango, Doberman), setzt Peckingpah auf Melancholie und Verständnis. Im Grunde genommen könnte man diesen Film auch als eine typische HBO-Miniserie ansehen. HBO deshalb, weil die mittlerweile als Prototyp des White Male around 45 TV-Serienklassiker-Angebots angesehen werden, wo solche Perlen wie die Sopranos, Breaking Bad (ja, ich weiss, gehört nicht zu HBO!) etc eingeordnet werden.

Man kann kaum umhin, dem Film eine gewisse Todessehnsucht zu attestieren, die ihn zwar einerseits in die Gilde solcher melancholischer Todesballets wie The Wild Bunch transportieren, aber auch fatalistischere Züge annehmend. Ob das daran liegt, dass Peckingpah zum Zeitpunkt der Produktion schon deutlich drogenabhängig war oder ob es daran liegt, dass es wirklich sein persönlichster Film ist, mag ich nicht beantworten. Aber Fakt ist, dass nach wie vor sein Markenzeichen des Stakkatoschnitts perfekt funktioniert - ohne dass er solche Formen annimmt, wie noch beim Vorspann von The Getaway.

Und es ist - wie üblich bei ihm - auch nie genau erkennbar - wann er etwas verachtet oder liebt. Denn genau wie er die Frauen eigentlich liebt und selbst die, die er als Schlampen darstellt eigentlich (bis auf die eine in Getaway - und selbst das liesse sich mit dem Stockholm-Syndrom wegdiskutieren?) irgendwie vergöttert und nur deshalb so darstellt, weil sie in dieser fiesen Männerwelt überleben müssen, genauso ambivalent ist seine Beziehung zu Mexiko. Denn obwohl das Land und die Figuren verwahrlost sind, ist doch eine tiefe Zuneigung des Autoren Peckingpah hier spürbar.

Grundsätzlich ist der vorliegende Film kein Film für die Massen, doch kann man ihn ruhigen Gewissens als sehr gut einstufen. Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt. Er ist sehr meisterhaft in Szene gesetzt und auch sehr gut gespielt (Warren Oates war selten besser!) und er bringt das seltene Kunststück fertig, eine Person, die im Titel genannt wird, nicht aktiv werden zu lassen und trotzdem extrem prominent zu besetzen.

Eigentlich 9 Punkte, aber durch die wenige Massenkompatibilität dann doch eher nur 8 Punkte.

Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia Bewertung
Bewertung des Films
810

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1 Kommentar
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MobyDick : : Moviejones-Fan
24.09.2019 10:47 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Eigentlich war ja wegen meiner aktuellen Archer-Kritik ein 1970er Burt reynolds Klassiker auf dem Plan, aber auf Grund der "aktuellen Situation" - siehe die Rambo 5 Kritik wink - ist jetzt doch Alfredo Garcias Kopf dazwischen gehuscht :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
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