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Bullhead

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Psychogramm eines Schicksals

Bullhead Kritik

Bullhead Kritik
0 Kommentare - 17.12.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Das männliche Sexualhormon Testosteron sorgt nicht nur für die Entwicklung der Geschlechtsorgane, sondern auch für Muskelaufbau. Diese Wirkung machen sich die Rinderzüchter im belgischen Oscarbeitrag Bullhead zunutze - die Tiere werden durch die Hormongabe massiger und damit lukrativer. Da Testosteron bei den Züchtern sehr gefragt ist, etablierte sich eine regelrechte Hormonmafia. Auch der grobschlächtige Jacky Vanmarsenille (Matthias Schoenaerts) pumpt seine Rinder mit Medikamenten auf. Sich selbst verabreicht er seit einem tragischen Unglück ebenfalls regelmäßig Testosteron-Injektionen. Was als verworrener Düster-Krimi beginnt, entwickelt sich schleichend zu einem bedrückenden Drama, das schließlich in einem emotionalen Show-down gipfelt.

Anfangs wird nicht so recht klar, was es mit Jacky, dem geheimnisvollen Diederik (Jeroen Perceval) und den Männern, die sich heimlich in dunklen Ecken treffen und über Rindfleisch und Hormone reden, auf sich hat. Zu zusammenhanglos führt Regisseur Michaël R. Roskam in seinem Leinwanddebüt die Charaktere ein, zu wenig erklärt er, was vor sich geht. Erst nach gut einem Drittel des Films wird klar, dass es sich um das große Geschäft mit Dopingmitteln für Rinder handelt und Jacky als Mittelsmann einsteigen soll.

Bedrohlich wirkt er, dieser muskulöse junge Mann, der im Arbeitsanzug über den Bauernhof läuft. Latente Aggression ist deutlich spürbar, seine Miene zeigt selten eine Regung - und wenn, dann ist es Wut. Auf sich selbst, das Leben, sein Schicksal. Jacky verlor im Kindesalter seine Hoden und ist seither abhängig von Testosteronspritzen. Sein damals bester Freund Diederik, inzwischen Informant der Polizei, konnte nur hilflos zusehen, als ein geistig Zurückgebliebener Jacky entmannte. Als die beiden Männer sich bei einem Deal zufällig wiedertreffen, kommen die schlimmen Erinnerungen aus Jackys Kindheit hoch. Er verliert sich mehr und mehr in einem Strudel aus Selbsthass und grenzenloser Frustration.

Durch die oftmals spärliche Ausleuchtung der Szenen ist es schwer, eine Beziehung zu den Figuren zu entwickeln: Die Gesichter liegen meist zur Hälfte im Schatten, die Mimik wird schwer deutbar. Jacky ruft zunächst Ablehnung hervor, bullig und unnahbar, wie er ist. Doch im Laufe der sich langsam und subtil entspinnenden Geschichte wird er zur tragischen Figur, die nicht anders kann, als sich selbst zu zerstören - mithilfe der Hormone, die ihn geschaffen haben.

Bullhead bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Christina Freko)

Bullhead Bewertung
Bewertung des Films
710

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