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Charade

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Charade Kritik

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Charade Kritik
0 Kommentare - 18.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Charade" ist.

Bewertung: 5 / 5

Die junge Regine Lampert (Audrey Hepburn) befindet sich mitten in einem Scheidungsprozess, als ihr Ehemann ermordet wird. Dieser scheint kurz vor seinem Tod alle Ersparnisse in Bares umgewandelt zu haben. Das Vermögen ist allerdings spurlos verschwunden. Peter Joshua (Cary Grant) ist sehr an dem Geld interessiert und gibt sich gegenüber Regina als Helfer aus. Diese wird inzwischen von einem Unbekannten bedroht. Als Joshuas Geschichte nach und nach weitere Lücken bekommt, wird Regina misstrauisch. Alle jedoch glaube, daß sie den Ort des Vermögens kennen muss, doch es ist nicht klar, ob das auch der Wahrheit entspricht.

Einen gelungenen Genremix zu schaffen, ist eine Tugend, die nur die größten Regisseure hinbekommen. Seien es Brian De Palma, Sergio Leone oder auch Bong Joon-ho. In ihren Werken geht es darum, gewisse Stigmen aus dem reinen Handwerk zu überkommen, um so ein großes, für sich stehendes Werk zu schaffen, daß sich damit auch so ein wenig der Wertung durch Außenstehende und den damit verbundenen Regeln entzieht. Im Endeffekt wirkt das Resultat dessen immer Kinderlicht und selbst wenn da eine riesige Arbeit hinter stecke, fällt das zunächst nur wenig auf. Im Jahr 1963, mit Charade einen Film, der ebenso ein wilder Genremix ist. Wenngleich sich das nicht über eine große Anzahl von Genres zieht, wie etwa bei Bong, ist es dennoch ein unglaublich erfrischendes Werk, daß sich hier präsentiert und auch über die Jahre hinweg, nichts von seinem Glanz verloren hat. Die eigentlich oft recht leichtfüßige Audrey Hepburn spielt hier die frisch verwitwete Regina Lamprecht, die gerade im Begriff war, sich auch amtlich von ihrem Mann scheiden lassen zu wollen. Doch da ist ihr etwas zuvorgekommen. Und selbst wenn sich ihre Trauer da in Grenzen halten dürfte, so entspinnt sich daraus doch die eigentlich wahre Tragödie. Was nun passiert ist, daß sie von mehreren, unbekannten Männern verfolgt wird, die alle ein Vermögen aus einem angeblichen Golddiebstahl haben wollen, den ihr Mann, mit besagten Männern begangen haben soll. Und dort zeigt sich schon die große Stärke von Charade. Denn einerseits ist der Film relativ leichtfüßig, indem er eben diese recht offene und überforderte Figur in den Mittelpunkt rückt, die dann von optimistischer Musik begleitet wird. Und dann wiederum wechselt das Werk in die schiere Angst und Bedrohung.

Und diese Angst und Bedrohung entstehen durch die Ungewissheit. Plötzlich treten da fremde Männer in ihr Leben. Auf einem Skiurlaub lernt sie dann den charmanten Peter Joshua kennen, der sich ihr als Freund offenbart. Doch ist er das wirklich? Ab diesem Zeitpunkt tritt Charade nicht mehr auf die Bremse und serviert eine Geschichte voller Verzwickungen, Wendungen und Gefahren, die aber dennoch vom cleveren Skript immer noch in einen logischen Kontext untergebracht werden können. Man versteht, was in der akuten Situation zwischen den Charakteren vorgeht. Man versteht, was sie tun und selbst, wenn man den Eindruck gewinnt, daß das noch nicht alles sein kann, so wirken die Akteure in den einzelnen Szenen durchaus immer noch glaubwürdig. Ein Grund, warum dem so ist, ist einfach mit dem Schauspiel aller Beteiligten in Verbindung zu bringen. Cary Grant zeigt unglaublich viele Facetten, einer Figur, die der Zuschauer bis zuletzt nie so richtig verstehen kann. Das kann etwas anstrengend sein, weil man sich als Zuschauer dabei durchaus auch verarscht vorkommen könnte. Doch dem ist nicht so. Viel mehr spiegelt das einen gewissen Zeitgeist, einer Gesellschaft, die zwischen Freund und Feind, Wahrheit und Lüge nicht mehr so ganz unterscheiden konnte. Nicht nur in Deutschland war man zu Zeiten der Mauer ja an den Punkt angelangt, daß man seinem Nachbar und seinen engsten nicht mehr vertrauen konnte, daß war eben auch global ein Problem. Und selbst wenn der Film darauf nicht unbedingt abzielen wollte oder vielleicht doch, so ist ein Kernthema von Charade die ständige Paranoia. Das erinnert dann zu Teilen auch ein wenig an Die drei Tage des Condor (1975).

Der Film zeigt auf, wie nahe eigentlich die geopolitischen Gräueltaten noch beieinander liegen und warum Figuren in sehr kalte und abweisende, entmenschlichte Art und Weise abtauchen. Die Figuren sind auf den Profit aus. Dabei gelingt es Donen auch immer wieder Gefühlen und harten Themen einen Raum zu geben, ohne daß ihm das Werk komplett aus den Händen gleiten würde. Das Kapital ist hier mehr wert als es die Menschen sind. Und an anderer Stelle zeigt der Film eine extrem gelungene Beerdigungssequenz, die an Schwarzhumorigkeit nicht mehr zu überbieten ist. Warum dieser Spagat letztlich gelingt, ist nicht klar, doch daß er funktioniert, liegt auf der Hand. Zu Hepburn und Grant gesellen sich mit Walter Matthau, James Coburn und George Kennedy echte Größen dazu. Besonders Matthau weiß hier zu überzeugen, in einer für ihn doch eher untypischen Rolle. Derweil geht auch das Spiel von Coburn und Kennedy über bloßes Präsenzspiel hinaus. Coburn verkörpert hier einen so brachial brutalen Mann, daß es einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Auch Kennedy kann überzeugen und es zeigt sich, daß die inneren und clever indoktrinierten Konflikte der Gaunertruppe zu dem Höhepunkt des gesamten Films werden. Wem ist zu trauen? Eine bis zum Schluss nicht enden wollende Frage, die der Film sehr geschickt konstruiert, ohne daß man Fühlen würde, daß es sich um Konstrukt handelt.

Darüber hinaus lässt sich sagen, daß Charade vor allem ein Dialogstarkes Werk ist, daß sich immer wieder darin gefällt, daß sich die Charaktere in Wortgefechten bekriegen. Das die Chemie zwischen Hepburn und Grant dazu so phänomenal ist, sorgt unterdessen auch dafür, daß man das Gesehen abkaufen kann. Irgendwie knistert es da und es steht für diese Zeit erstaunlich wenig Sexismus oder das Ausleben von irgendwelchen peinlichen Rollenbildern im Vordergrund. Daß Hepburns Figur sich mitten in deiner Intrige findet und zunächst ein Spielball von Verschwörung ist, macht dann auch nichts, weil die Figur im Verlauf der Geschichte ganz stark an ihren Aufgaben wächst. Wenngleich es da ein oder zwei Ausnahmen gibt. Mal ist sie vorlaut, mal ängstlich, mal verzaubert und mal entgeistert. Eben ein richtiger Mensch. Unterdessen wird das Spiel von einer gnadenlos antreibenden Musik von Henry Mancini untermalt, die ebenso für gute Laune sorgt.

Mit Charade hat Stanley Donen den Zuschauer vollkommen in der Hand und liefert einen wilden Genremix, der durch großartiges Schauspiel, ein cleveres Drehbuch, wunderbare Musik und seinen schwermütigen Kern zu einem bemerkenswerten Werk geworden ist. Es passiert alles so schnell und trotzdem kann man nachvollziehen, was da passiert und sogar die Figuren sind in all ihrem Treiben logisch und begründbar, wodurch ein rundum gelungenes Werk entstanden ist.

Charade Bewertung
Bewertung des Films
1010

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