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Come on, Come on

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Come on, Come on Kritik

Come on, Come on Kritik

Come on, Come on Kritik
0 Kommentare - 03.04.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Come on, Come on" ist.
Come on, Come on

Bewertung: 3.5 / 5

Johnny (Joaquin Phoenix) arbeitet als Radiomoderator in New York. Vor langer Zeit hat er sich getrennt und lebt nun als Single vor sich hin. Eines Tages lädt seine Schwester Viv (Gaby Hoffman) ihren Sohn Jesse (Woody Norman) bei ihm ab und bittet ihn darum, sich um den Jungen zu kümmern. Daraufhin unternehmen Johnny und Jesse einen Roadtrip durch die Großstädte und lernen einander kennen.

Die Bedeutung des kindlichen Blickes auf die Welt, gehört zu den Dingen, bei welchem so ziemlich alle Erwachsenen, die sich in irgendeiner Form mit der Kindheit befassen, Probleme haben. Klar gab es gerade für die Adoleszenz durch John Hughes eine Hochphase und doch hat das Kind im Film immer gleich auch eine Funktion, die ganz banal daherkommt. Das Staunen ist es etwas bei Steven Spielberg, wenn er seine jungen Figuren in die Bedrohung des Jurassic Park (1993) entlässt. Dann ist es der neunmalkluge Charakter, der sich a-typisch verhält und dadurch einen Witz hervorruft. Ähnliche Töne schlägt auch Kevin – Allein zu Haus (1990) an, wenn es darum geht, das eigene Zuhause zu verteidigen. Solche Filme haben aber alle das gleiche Problem, oder besser gesagt die gleiche Aufgabe. Sie stehen und fallen mit der Auslegung der Kinderrolle. Come on, Come on berichtet nun von der gesellschaftlichen Einteilung klassischer Rollenmodelle und wirft die Frage auf, ob den Kindern nicht vielleicht auch mindestens genauso ernst genommen werden sollten, wie Erwachsene. Das an sich ist ein fabelhaftes Konzept, schließlich bleibt ja die Frage, warum denn eigentlich nur vermeintlich gereifte Menschen mehr zum Regieren und Verändern taugen, als es Kinder tun. Klar ließe sich das Argument entkräften, doch dann entfesselte man eine ewige Diskussion, die aber nicht Hauptthema von diesem Film ist.

Trailer zu Come on, Come on

In Come on, Come on betrachtet Regisseur Mike Mills ein zerrüttetes Verhältnis. Jesse, ist der Sohn von Viv und Paul. Paul ist psychisch instabil und muss umsorgt werden. Also lädt Viv ihren Sohn bei ihrem Bruder Johnny ab. Also treffen Johnny und Jesse aufeinander, was unweigerlich auch zu Problemen führt. Was hierbei ganz zentral ist, ist ein Generationenkonflikt, zwischen zwei Menschen, die sich eigentlich kaum kennen und im Normalfall auch so gut wie nichts miteinander zu tun hätten. In wirklich nicht besonders beredenswerten Momenten führt Jesse Johnny an seine Grenzen, weil dieses Kind einfach nicht dem entspricht, was sich Johnny unter Normalität vorstellt. Da kommt es dann zur verbalen Eskalation an einigen Stellen und dabei ist der Film mitunter ziemlich manipulativ. Denn die Wahrheit ist, daß Come on, Come on häufig über eine Ebene funktioniert, in welcher Menschen angesprochen werden, die vielleicht weniger mit Kindern zu tun haben. Natürlich kann ein Dialog sehr schwierig sein, daß steht außer Frage. An einigen Stellen legt der Film Jesse aber Dialoge und Gedankengänge in den Mund, die kein Kind fähig wäre, zu artikulieren. Da wird dann über ganz große Gefühle gesprochen, während man eigentlich in dem Alter nicht in der Lage ist, diese auf solch erwachsene Art und Weise zu definieren. Man könnte sogar behaupten, daß es die meisten Erwachsenen auch nicht sind. Daß soll philosophisch anmuten, wenn man endlose Standbilder anzoomt und immer wieder rührselig erklärt wird, was in diesem und jenem Moment in den Charakteren vor sich ging. Doch es ist auch von Anfang bis Ende völlig unglaubwürdig.

Es gibt so eine Mentalität, die aus einer falschen Begründung heraus agiert. Man stelle sich das unendliche Grauen vor und man würde darüber übereinkommen, daß Kinder vor diesem zu schützen seien. Häufig ist aber das Problem, daß das Grauen in solchen Fällen schon längst über diese Menschen hineingebrochen ist und wenn nicht, kommt es auch unweigerlich auf sie zu. In Come on, Come on ist das ähnlich, weil das Abladen des Kindes eigentlich schon serviert, daß Kinder und Erwachsene in dieser Welt nicht den gleichen Stand haben. Doch die Probleme verbinden sie und Nähe mit Distanz zu begründen ist ein Paradoxon, welches eigentlich nur Pädagogen erfüllen dürften. Denn es geht hier nicht darum, das Kind zu schützen, weil es die Dinge, die auf ihn abgeladen werden, nicht ertragen kann. Es geht eher darum, sich selber zu schützen, um nicht Dinge zu erklären, die man nicht erklären möchte. Daher kann dieser Film aus einer rein pädagogischen Sicht durchaus sinnvoll sein, weil er eben zeigt, wie viel Leben im Generationenkonflikt eigentlich steckt. Dennoch wirkt hier auch ein gewisser Seifenopern-Charme mit, weil die Konflikte zwischen Johnny und Jesse nie so wirklich zünden. Beispiel dafür wäre etwa das Verschwinden von Jesse im Supermarkt. Die Reaktion darauf, scheint eigentlich etwas übertrieben und wirkt indes konstruiert, weil sie auch nur nochmal untermauern soll, wie wenig Ahnung Johnny von Kindern hat.

Triumphal wird der Film vor allem dann, wenn sein Hauptdarsteller agiert. So wirkt Joaquin Phoenix in der Rolle des überforderten Teilzeitvaters großartig, weil er auch das transportieren kann, was das Konzept von ihm abverlangt. Sei es die Lethargie und fast schon depressive Grundhaltung, die seine Figur ausmacht, aber auch die Freude, die er im Umgang mit dem Kind empfinden kann. Ohnehin wirkt dieser Film vor allem mit leisen Tönen am besten. Wenn der Zuschauer nach und nach mehr über die Hintergründe und eigene Geschichte von Johnny erfährt, wird deutlich, wie viel da schlummert. Auch im direkten Austausch mit der eigenen Schwester ist das Werk dabei am spannendsten, weil hier immer wieder Dinge angedeutet und nach und nach aufgedröselt werden. Dabei wirkt das konservative Konzept der Familie hier auch nicht so blauäugig, wie man es vielleicht von eben diesem gewohnt wäre. In den meisten Momenten gelingt tatsächlich eine komplette Dekonstruktion, ohne, daß diese sich bewusst in den Vordergrund drängen würde. Das passt auch ziemlich gut, mit dem restlichen Film zusammen, das als sehr psychologisch-meditatives Werk daherkommt.

Inmitten des Trubels der Großstadt, ist es dann die Empathie, die die Figuren ausstrahlen, die sie so einander näherbringen. Es geht im pädagogischen Sinne nicht darum, Dinge von vorne hereinzukönnen. Schließlich gibt es auch keine wissenschaftlich fundierten Meinungen zum Vatersein. Klar ist aber, daß das ständige Versuchen und das Interesse am Gegenüber auch rüberkommt. Und insofern hat man auch immer eine ehrliche Reaktion, weil diese Verstellung, die erwachsene Menschen ausüben können, Kindern bedingt durch ihre noch nicht voll ausgereifte Identität, einfach fehlt. Das heißt Kinder sind ehrlich, nicht in dem Sinne, daß die immer die Wahrheit sprechen. Aber ihre Körpersprache sagt die Wahrheit. Und das bringt dieser Film gekonnt zum Ausdruck. Dann wiederum führen gerade diese Aspekte zu einer Sinnsuche der beiden Charaktere. Für das Kind bedeutet die Sinnsuche der Umgang mit Problemen, während Johnny seinen Platz in der Gesellschaft sucht und nun lange nicht mehr weiß, wer er eigentlich ist. Seit dem Ende seiner eigenen Ehe hat er sich von dem Leben weiter und weiter entfernt. Im Verlauf des Filmes blickt er nun optimistischer in die Welt.

Und darin liegt auch die Aufgabe des Filmes. Denn immer wieder berichten Kinder als Teil von Johnnys Reportage von einer ungewissen Zukunft und Welt. Häufig werden sie ja gar nicht gefragt. Was damit aber gesagt wird, zeigt, wie ernst Mills die Kinder nun doch nimmt. Denn die Ängste und Probleme unterscheiden sich kaum von den Ängsten und Problemen Erwachsener. Ohnehin scheint der Regisseur auch darauf hinauszuwollen, daß Kinder nun mal ein Wörtchen mitzureden hätten. Schließlich sind es gerade auch diese, die unter den Folgen des Klimawandels, der Rohstoffknappheit, des Artensterbens und so ziemlich allem leiden werden, was die Boomer-Generation in den Sand gesetzt hat. Damit soll es zu einem Wachrütteln kommen und wenn man das so betrachtet, dann wirken diese Konflikte im Film fast schon irrelevant und wie eine Zeitverschwendung vor dem Hintergrund der Zukunft.

Come on, Come on ist ein extrem sperriges Werk. Der Film legt sehr viel Wert auf Momente und das Ausdehnen dieser. Klar ist, daß damit sehr viel zwischen den Zeilen passiert. Als reines Werk über einen Generationenkonflikt wirkt es dennoch nicht vollends, weil manche Figur dafür zu weit weg vom Alltag fungiert, während es seine Probleme artikuliert. Schauspielerisch ist das dennoch große Klasse und kann auch unter der Oberfläche zu weitläufigen Diskussionen anregen.

Come on, Come on Bewertung
Bewertung des Films
710

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