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Cruella

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Cruella Kritik

Cruella Kritik

Cruella Kritik
0 Kommentare - 10.12.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Cruella" ist.
Cruella

Bewertung: 3.5 / 5

Im London der 1970er Jahre wächst die junge Estella (Emma Stone) mit einem Talent fürs Modeschöpfen auf. Doch da sie als Waise völlig mittellos ist, bleiben ihr diese Kreise verschlossen. Zusammen mit den Amateur-Dieben Horace (Paul Walter Hauser) und Jasper (Joel Fry) streift sie durch London und begeht kleinere Verbrechen, bis sich ihr die Möglichkeit ergibt für einen aufstrebenden Rockstar Kleidung zu entwickeln.

Postmodern. Ein Wort, daß zum Diskutieren verleitet, weil es anzuzweifeln ist, daß es überhaupt eine sogenannte Post-Moderne gibt. Weit ab der eigentlichen Debatte schleicht sich dieser Begriff immer wieder auch in Bereiche, in denen er vermeintlich nichts zu suchen hat und vielleicht auch nicht so eindeutig definiert wird. Eben Postmodern. Einem nicht enden wollendem Trend der letzten Dekaden folgend hat sich das Kino verändert. Die eigentlich simple Dramenlehre, die die Vorlage für jedes Werk bildete, war zu einfach und so unternahm man nach und nach den Versuch, daß Böse zu definieren. Doch auch damit war es nicht genug, denn das böse braucht auch eine Geschichte, weil Filme, die besonders konservativ angehaucht sind, eben nicht wollen, daß sich der Zuschauer auf die vermeintlich falsche Seite des Gesetzes schlägt. So darf man einer Cruella de Vil nur dann folgen, wenn sie neben dem, was sie eigentlich so böse macht, auch eine ordentlich tragische Hintergrund-Geschichte serviert bekommt. Und so ist es eben gekommen. Die Tragik dessen liegt, wie durch den Fokus auf das weibliche Geschlecht aber hier nicht in einem Vater-Komplex. Dieser ist den Herren vorbehalten. Und so umsorgt der Film die Psyche seiner Hauptfigur und damit den Edelkitsch für den Zuschauer mit eben jenem Pendant für die Weibchen. Dem Mama-Komplex. Das freut Freud und das Familien-Unternehmen Disney kann sich auf die Fahne schreiben die eigene Firmenideologie und den Lehrauftrag erfüllt zu haben. Was sind wir nicht glücklich.

Trailer zu Cruella

Zugegeben. Ein wenig gemein ist das schon, sich zynisch über Cruella zu unterhalten. Der Film folgt eben modernen Trends und ist ein Trend-Produkt durch und durch. An sich ist das keine fürchterlich komplexe Geschichte, die der Film da auftischt. So ein wenig im Stile von Der Teufel trägt Prada (2006), Deadpool (2016) und Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn (2020) serviert der Film ein Szenario um ein vermeintliches Mauerblümchen, daß durch irgendeinen Zufall genau an den richtigen Ort gerät, den es auszurauben gilt. Denn das ist es ja, was Cruella, Horace und Jasper, also böse Menschen eben tun. Der gesamte Film ist dabei in eine Hochglanz-Ästhetik gepackt worden, die zwischen unglaublich intensiven Farben, vielen Kleidern und schönen Orten wechselt. Im Zusammenspiel mit der Erzählerin aus der vierten Wand und dem schwarzen Humor, der der gesamten Geschichte beiwohnt, kann man da auch unweigerlich den Stil von Craig Gillespie erkennen. Denn bereits zuvor bewies er in I, Tonya (2017) ein Händchen für schwierige, sarkastische und farbenfrohe Geschichten über eine unterdrückte Frau. Das hat alles einen gewissen Charme, weil die Figuren allesamt auch etwas überdreht und eben cartoonesk daherkommen. Zwar ist Emma Stones Spiel nicht so unnahbar und ungreifbar, wie ihr Pendant aus 101 Dalmatiner (1961), aber trotzdem funktioniert sie als überdrehte Protagonistin. Ähnlich wie auch Emma Thompson, Joel Fry und Paul Walter Hauser ideal besetzt wurden. Man merkt aber allen Beteiligten und insbesondere Stone und Thompson an, daß sie einen großen Spaß daran hatten, diese Figuren zum Leben zu erwecken. Ein Umstand, der sich auch stark auf den Zuschauer überträgt.

Der historische Kontext, in dem Cruella verhaftet ist, ist ebenso spannend. Zwar wird mit Zeitsprüngen und dergleichen gearbeitet und man kann nie exakt sagen, wo man nun ist. Doch ist davon auszugehen, daß der Film – ebenso wie der Zeichentrickfilm um die Dalmatiner – in den 1960er bzw. 1970er Jahren verhaftet ist. Das merkt man an der Mode, daß merkt man an dem vermeintlich grotesken Auftreten von Cruella, die hier als Punk zu verstehen ist. Während andere Disney-Werke sicherlich den Charakter verraten würden und so in einer Art umgänglichen Beziehung verlieren würden, ist dieser Film eher darauf bedacht, daß ambivalente und rebellische der Figur immer wieder in den Fokus zu rücken und auch nie zu verlieren. Der Film arbeitet der Film mit Forshadowing-Symbolik, die mal mehr mal weniger subtil eingestreut wird. Zwar wird angedeutet, daß Cruellas Hass auf Dalmatiner hier irgendwo herrührt, doch daß ist eben subtil gehalten und nicht nach dem Motto: „Oh, ich wurde mal von einem Dalmatiner gebissen, jetzt bringe ich sie alle um.“ Zumal das dem Original auch nicht gerecht würde. Der Film arbeitet sich dabei gekonnt an der High Society-Welt ab und findet ein wenig Humor beziehungsweise eine Prise Ironie für das gesamte Modeschöpfen und die Dekadenz der Superreichen.

Nach der Januskopf-Symbolik wird Cruella, beziehungsweise Estella immer wieder als gespaltene Persönlichkeit inszeniert. Wenn Cruella Auftritt, dann ist die Figur dominant, böse und hat die gesamte Situation im Griff. Das Gegenteil trifft auf das Mauerblümchen Estella zu. Nun ist eine solche Persönlichkeit, die auch im Film immer mal wieder als gespalten, beziehungsweise psychisch angekratzt tituliert wird natürlich spannend. Der Film verkauft das nicht unbedingt immer als lustig, weil es auch stark infrage gestellt wird, ob man diese Cruella auf die Welt loslässt, oder eben nicht. Der Film gibt sich dem Bösen, was eigentlich nur rebellisch und konstruktiv ist aber hin. Auch hier steht Leichtfüßigkeit über Drama. Eine Kunst, die im Blockbuster durch Dilettanten wie Rian Johnson und Taika Waititi verlorengegangen ist. Alles habe eine vermeintliche Schwere, weil es ja auch so tiefgründig ist. Nein, Cruella ist nicht tiefgründig. Natürlich hat er dramatische Momente, doch es geht hier darum, einen waschechten Blockbuster auch Blockbuster sein zu lassen. Unterdessen ist ebenso spannend, daß der Film sich die Klischees unzähliger, ermüdender Hollywoodfilme nimmt und sie nicht auf die herkömmliche, einfache und konservative Weise in Szene setzt. Die Mutter ist das wichtigste, die Mutter ist heilig, Lebensspender und so weiter und so fort. Falsch! Selbst zu einer Dekonstruktion der Elternverhältnisse kann es, zwar auch durch klischierte Muster, in einem Disney-Werk kommen. Vielleicht ist das der Einfluss von Star Wars und Konsorten, aber man kann daran durchaus Gefallen finden, weil es für Disney-Verhältnisse schon anders ist.

Der Versuch eine Ikone zu schaffen gelingt in Cruella sicherlich nicht, auch ist das Werk viel zu belanglos, um überhaupt zu den großen Klassikern unserer Zeit und kommender Zeiten gehören zu können. Gleichsam ist der Film bedingt durch den starken Cast, die viel zu gute Regie und den Wagemut sich ein wenig von alten Mustern abzuwenden, durchaus interessant und zumindest unterhaltsam.

Cruella Bewertung
Bewertung des Films
710

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