Anzeige
Anzeige
Anzeige

Der Dummschwätzer

Kritik Details Trailer News
Der Dummschwätzer Kritik

Der Dummschwätzer Kritik

Der Dummschwätzer Kritik
0 Kommentare - 24.03.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Dummschwätzer" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Der erfolgreiche Rechtsanwalt Fletcher Reed (Jim Carrey) ist privat nicht gerade so erfolgreich. Der geschiedene Vater hat das Problem, kaum Zeit für seinen Sohn Max (Justin Cooper) zu haben und vergisst deshalb auch dessen Geburtstag. Nun wünscht sich Max, daß sein Vater einen Tag lang nicht lügen kann, was sich prompt in die Tat umsetzt. Doch dummerweise hat Reed bald eine sehr wichtige Verhandlung, in welcher er auf seine Fähigkeiten zurückgreifen muss.

Menschen brauchen Grenzen. Das Entscheiden in einer Situation ist immer dem Umstand eines erlernten Musters oder einer Bewältigungsstrategie geschuldet und Menschen brauchen Regeln, um zu verstehen, welche Grenzen man nicht übertreten sollte, um seine eigene Position nicht zu verschlechtern. Diese Moral, die da gepredigt wird, hat sicherlich in vielen Belangen eine Daseinsberechtigung, schließlich gibt es Normen, bei denen ein Großteil der Bevölkerung sagen würde, daß das die Grenze ist. Doch Normen wandeln sich, Werte wandeln und all das, was nun zählt, daß kann in ein paar Jahren, Monaten, Wochen, Tagen, Stunden oder Momenten vorbei sein. Der Mensch unterliegt immer der Vorstellung, daß seine Moral die richtige ist. Das ist nicht problematisch, solange kein anderer dabei zu Schaden kommt. Schwieriger wird es, wenn ein System diese Normen diktiert und von Anbeginn an, keine Überlegung nach Änderungen im Raum steht. Ganz eindringlich kann man das Vertreten von Normen und Werten in Filmen über den familiären Konservatismus sehen, in denen es Figuren gibt, die immer etwas lernen müssen. Nun funktioniert eine Heldenreise nicht ohne. Doch gerade in Familienwerken wie Der Dummschwätzer geht es darum, daß sich ein Charakter anpassen muss, weil sein Verhalten nicht dem entspricht, wie man es eben zu halten hat.

Dieser Film ist klassischer Familienkitsch, daß kann man nicht abstreiten. Wir haben einen machthungrigen Workaholic-Anwalt, der seine Familie vernachlässigt und insgesamt auch nicht die freundlichste Kreatur auf Erden darstellt. Ein klassisches Feindbild der politischen Linken eben. Und ohne dem gänzlich widersprechen zu wollen, fragt man sich doch, ob das Kino der richtige Platz ist, um über Moral und Belehrungen zu sprechen. Zum einen stimmt es, daß man einen politischen Wandel am ehesten in den Kreisen erreichen sollte, die auch Macht haben. Anwälte gelten ja nicht nur in Deutschland zu den einflussreichsten Menschen auf dem Planeten. Insofern ist die Idee als solche nicht völlig falsch. Doch gleichsam müssen Charaktere auch ihre A-Moral halten dürfen, zumindest zu großen Teilen. Denn nur so kann die Kunst auch alle Grenzen sprengen. Nun ist ein Film vielleicht augenscheinlich erstmal kein Werk für eine politische Debatte, sondern sollte an seinen handwerklichen Komponenten gemessen werden. Und da fällt auf, daß Carrey, der wohl hier sehr viele Witze improvisierte, nicht immer dort landet, wo er mit seiner Pointe hinwollte. Und so kommt dieser Anwalt ab und an so rüber, als würde er nur schreien, um eine Wirkung durch Lautstärke zu erzielen. Lautstärke ist Macht, daß ist wohl hinlänglich bekannt. Und während es durchaus Komödien gibt, die unerträglich sind, ist dieser Film zwar auch kein Meisterwerk, aber dennoch in den meisten Momenten in Ordnung.

Über Jim Carrey als Hauptdarsteller lässt sich eine Menge sagen. Carreys Darstellungen, etwa in Werken wie Dumm und Dümmer (1994), Batman Forever (1995), Die Truman Show (1998), oder auch Der Grinch (2000) haben alle etwas gemeinsam, wie es auch dieser Film hat. Carrey ist jemand, der eigentlich keine Menschen spielt, sondern Zeichentrickfiguren aus irgendwelchen Cartoons. Das eint ihn wohl mit Nicolas Cage, wenngleich Cage natürlich eher in anderen Genres vertreten ist. In Der Dummschwätzer geht es viel um Lügen und vor allem darum, dabei erwischt zu werden. Carrey versucht hier gar nicht erst, eine halbwegs nahbare Darstellung abzuliefern. Da steht dieser Anwalt plötzlich in einem Aufzug, mit einer Frau, die ein relativ weites Dekolleté trägt und plötzlich fängt Carrey an von der Mama zu reden und Kussmünder zu formen. Natürlich ist diese Art von Witz, sofern man das witzig findet, in Zeiten nach MeToo sicherlich nicht mehr möglich. Wenngleich dieser vielleicht auch nicht sonderlich gut ist, so sprengt dieser Film in gewisser Weise damit auch den Rahmen und kann insofern vielleicht sogar als künstlerisch wertvoll gelten. Die Prämisse, auf dem das alles fußt, ist dann ein Kinderwunsch, nach welchem die Hauptfigur einen Tag lang gezwungen ist, die Wahrheit zu sagen. Nun zeigen sich hier einige Thesen und Gedanken über die Welt, die natürlich auch relativ klischiert anmuten, doch damit spielen Komödien ja immer. Zum einen wäre da der Gedanke, daß Anwälte einfach Lügner sind. Und um Erfolg zu haben, in der Berufswelt, muss man lügen. Das System, daß hier gezeigt wird, ist keineswegs nur an einer Stelle kaputt. Man könnte das meinen, weil man nur diese Perspektive bekommt. Aber, daß man diesen Zustand billigend in Kauf nimmt, zeigt eben auch viel über den Zustand der Zivilgesellschaft.

Darüber hinaus transportiert der Film auch den Gedanken, daß Kinder rein und gut sein. Immerhin will der eigene Sohn, selbstlos wie er ist, nur einen guten Vater, der nicht lügt. Gerade in der Vater-Sohn-Dynamik, wie aber auch im gesamten Plot lässt sich hier ganz gut der Arnold Schwarzenegger-Film Versprochen ist versprochen (1996) erkennen. Wenn man ganz böse wäre, könnte man aber auch sagen, daß der Grund, warum der Vater hier überhaupt in eine solche Situation gerät, ein naiver Kindertraum ist. Doch erstaunlich ist ja, daß sich diese Ideologie, die Der Dummschwätzer vertritt, mit einer anderen beißt, die sonst von konservativen Werten auch immer gedeckt wird. Dann in solchen Filmen prügeln sich eigentlich immer genau die richtigen, um es mal salopp auszudrücken. Denn dadurch, daß der Film den Konflikt zwischen Familie und Kapital eröffnet, zeigt er auch die letzte Instanz auf, die noch unter dem Schutz des Kapitals steht. Eben auch so lange, bis diese sich bekriegen. Schließlich reden sich Menschen, sofern sie eine Familie haben, ja auch häufig ein, sie arbeiten, um die Zukunft der Kinder und der Familie zu schützen. Diese moralische Überlegenheit ist natürlich selten etwas, was wirklich clever ist. Und wirklich clever ist auch dieser Film nicht. Aber es ist ein Zustand, der wenigstens ein wenig Rebellion erlaubt, der ganz marginal doch dann etwas an den Gegebenheiten findet, daß es zu ändern gilt.

Wer über teils wirklich schlechte Witze hinwegsehen kann, der findet in Der Dummschwätzer einen großartig aufgelegten Jim Carrey, der so richtig freidrehen darf. Dagegen stinken sowohl Skript als auch der restliche Cast ab und auch rein ideologisch, vertritt dieser Film nicht unbedingt die klügsten und fortschrittlichsten Gedankengänge. Und dennoch kennt er eine Grenze, die wichtig ist und dahingehend doch etwas Hoffnung spendet, sodass man das Werk auch nicht gänzlich verteufeln kann.

Der Dummschwätzer Bewertung
Bewertung des Films
510

Weitere spannende Kritiken

Kung Fu Panda 4 Kritik

Kung Fu Panda 4 Kritik

Poster Bild
Kritik vom 17.03.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Po (Jack Black) soll auf Anweisung seines Meisters Shifu (Dustin Hoffman) einen neuen Drachenkrieger als Nachfolger auswählen. Er selbst soll nämlich die Rolle des spirituellen Führers einnehmen. Doch Po ist noch nicht bereit die Rolle des Drachenkriegers aufzugeben, in der er sich so...
Kritik lesen »

Wolverine - Weg des Kriegers Kritik

Userkritik von Raven13

Poster Bild
Kritik vom 16.03.2024 von Raven13 - 2 Kommentare
Diese Kritik ist spoilerfrei! "Wolverine: Weg des Kriegers" ist in meinen Augen der verkannteste Film der X-Men-Reihe. Den niedrigen IMBD-Wertungsspiegel des Films kann ich absolut nicht nachvollziehen. Für mich einer der besten Filme der gesamten X-Men-Filmreihe. Die Handlung spielt nach &bd...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Horizont erweitern

Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY