Bewertung: 2.5 / 5
Sarah (Robin Tunney) ist suizidgefährdet und beginnt ein neues Leben in Los Angeles. An ihrer neuen Schule findet sie kaum Anschluss an neue Menschen, bis auf Nancy (Fairuza Balk), Bonnie (Neve Campbell) und Rochelle (Rachel True). Die drei Damen nehmen sie in ihren Bund auf und werden an der Schule als Hexen tituliert. Nun soll Sarah das vierte Mitglied dieses Hexenclubs werden. Und tatsächlich verfügt Sarah über magische Kräfte und gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen, entwickelt die Gruppe magische Fähigkeiten.
Die 1990er Jahre waren schon eine eigenartige Zeit. Klar, das in den Raum zu stellen ist ungefähr so substantiell wie ein Glückskeks-Spruch und dennoch kann man das ja untermauern. Was so auffällig an den 1990er Jahren ist, daß Kinofilme, gerade solche für Jugendliche, auch irgendwo einen sehr seltsamen Drang zur Melodramatik hatten und sich häufig tonal glichen. Wenngleich die Parallelen zwischen Scream – Schrei! (1996), Eiskalte Engel (1999), Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast (1997) und Der Hexenclub erst einmal sicherlich nur ganz oberflächlich gegeben sind, so kann man doch einen gewissen Stil in allen Filmen erkennen. Es liegt eine schwere, eine bedeutende Schwere in der Liebe. Wenn Figuren sich hier verlieben, dann wirkt alles endgültig. Wenn der Zuschauer daran erinnert werden soll, wie groß der Herzschmerz ist, dann bekommt er einen unsäglichen Pop-Song um die Ohren gehauen und wenn man stilistisch etwas darin erkennen kann, dann ist es der Versuch der MTV-Optik vergangener Tage zu entfliehen und einen Kontrast aus Pseudo-Poesie zu erstellen. All diese Filme haben offenkundig wenig gemeinsam und dennoch fühlen sie sich aus mal mehr, mal weniger greifbaren Gründen gleich an. Daher kann man schon sagen, daß auch Der Hexenclub irgendwo ein Paradebeispiel für einen Teenie-Film seiner Zeit ist. Vielleicht ob der Thematik, vielleicht ob der Stilistik und dann muss man fragen, ob er denn auch noch in unsere Zeit passt.
Erzählt wird die Geschichte vierer Außenseiter. Schule halt. Der Alltag ist klar. Die Jugendlichen Klischees und es geht um Liebe, Herzschmerz und so weiter und so fort. Gleichzeit bekommt ein Thema einen hohen Stellenwert, daß tatsächlich recht frisch und originell wirkt. Da geht es dann um Rassismus gegenüber der dunkelhäutigen Rochelle Zimmermann, ausgeführt durch das It-Girl und Superblondine Laura Lizzie. Nun folgt also die Rache, denn Rochelle wird im Verlauf der Geschichte zu einer Hexe und dann kommt es irgendwie dazu, daß die andere junge Frau eben ein wenig entstellt wird. Gollum jedenfalls würde sich freuen. Das ist insofern spannend, als daß man Rassismus doch eher weniger an Schulen finden wird, oder dort für alltäglich hält, als in anderen Bereichen des Lebens. Denn junge Menschen sind ja auch noch ins Positive beeinflussbar. Und so ähnlich ergeht es auch den anderen Damen um Rochelle herum. Zum ersten Mal in ihrem Leben erlangen sie macht. Und da alle als Außenseiterinnen gewisse Strukturen des Ausschlusses und des Mobbings, wie auch schwere Schicksalsschläge erfahren haben, beginnen sie sich nun zu rächen. Erstaunlich ist hierbei, wie a-moralisch Der Hexenclub dort wird. Da gibt es dann einen seltsamen Ziehvater, der das Händchen mal am falschen Ort bei seiner neueren Tochter hat und dann muss man ihn halt verzaubern. Nun ist das sicherlich eine begründete Rache, aber es bleibt eine Rache im Sinne der a-moral.
Insofern hat Der Hexenclub in dieser Hinsicht einiges zu sagen. Wobei er sich im weiteren Verlauf immer weiter verliert. Nicht nur bleiben die Gründe für die letzten Endes überirdische Macht etwas schwammig, auch die Figuren verlieren sich in der nun erlangten Macht und werden nach und nach zu dem, was sie eigentlich verachten. Die a-moralischen Ideen werden also konsequent von Anfang bis Ende durchgeführt. Allerdings ist der generelle Erzählrhythmus dadurch gestört, daß der Film niemals zu irgendwelchen originellen Ideen kommt. Mitunter wird das sogar regelrecht langweilig, wenn man im Sinne einer Seifenoper teils unglaublich schlechte Dialoge über Liebe und Romantik ins Zentrum rückt. Und dann ist auch klar, daß nicht viel mehr passieren wird, als daß sich irgendwelche Teenager bekämpfen. Natürlich hat das alles einen gewissen Appeal und dennoch wirkt es aus heutiger Sicht eher etwas zum Fremdschämen, als wirklich unterhaltsam. Man ist auch nicht überrascht, daß man in den 1990er Jahren solche Filme mochte und insofern ist Der Hexenclub ja dennoch ein wichtiger Film. Immerhin bietet er einen interessanten Spiegel seiner Zeit. Allerdings ist das halt auch am Ende des Tages einfach kein guter Film, weil er sehr auf seine ganz eigenwillige Inszenierung und Inhalte setzt.
Dem Okkultismus verfallen und dann irgendwelche Absonderlichkeiten in die Welt zu tragen, scheint dieser Tage nun auch nicht mehr so schwer zu glauben. Der Hexenclub fühlt sich dahingehend etwas albern an, aber natürlich ist das im Genre dieses Teen-Horrors auch angebracht. Denn man hat eben ein Thema, was ohnehin albern ist und unterfüttert es mit albernen Wegen sich für recht schlimme und ekelerregende Dinge zu rächen. Dadurch wirkt der Film wie ein Zwiespalt in Filmform.
Ein Kind seiner Zeit kann man Der Hexenclub nennen. Ein Film, der etwas seltsam anmutet und irgendwie Themen behandeln will, die sich mit dem übergeordneten Narrativ beißen. Das ist gut gespielt und passt auch in die Zeit, aus der es kommt. Aber irgendwann, ist es auch zu viel des Guten.
