Bewertung: 1.5 / 5
Nachdem ich für Dirty Dancing eine Spasskritik geschrieben habe, und es mir wirklich Spass gemacht hat, die ganze Sache weniger ernst zu nehmen, dachte ich mir, ich mache mit dem filmtechnisch dunklen Jahrzehnt der 1980er einfach mal weiter und krame ein weiteres Machwerk aus, stellvertretend für ein ganzes Genre. Also auch hier, wer Stallone, Norris und Schwarzenegger ernsthaft und vor allen Dingen unreflektiert gut findet, der möge einen Bogen um das nun folgende Pamphlet machen, das in keinster Weise jemanden angreifen will.
Eine darwinistische Sekte, irgendwo zwischen fanatischen Mördern und Charles Manson Anhängern angesiedelt, wird von der 1-Mann Armee Stallone platt gemacht. Der Höhepunkt des Films ist eine unbeholfene, "romantische" Unterhaltung über Pommes mit Ketchup und Mayo zwischen Stallone und Brigitte Nielsen.
Mehr muss man über diesen Film wirklich nicht wissen. Der Film ist extrem erfolgreich, weil er auf dem Höhepunkt der "Muskelbepackter-Hohlbratz-mit-gutem-Herzen-macht-die-Bösen-platt"-Ära Hollywoods rauskommt. In etwa zeitgleich macht der damalige Dauerrivale Stallonbes beispielsweise mit dem City Hai - ja damals waren irgendwelche City Raubtiere wohl in - mit einem Mafia-Clan mal kurz kurzen Prozess. Und das nachdem er den Clan erst mal gefühlt 1,5 Std. infiltriert, Beweise sammelt usw., bis er irgendwann relativ unmotiviert zur Knarre greift und alle einfach erschiesst, das aber zu mächtig geiler Mucke. So ähnlich läuft es auch bei Cobra ab: Stallone ist erstmal daran interessiert, eine Zeugin zu beschützen, stolpert von einem wirklich dümmlichen Dialog zum nächsten, nur um dann am Ende mit allen kurzen Prozess zu machen. Dabei hat er - im krassen Unterschied zu Schwarzenegger, der sich ja wirklich Mühe gibt, seine Rolle mit Schauspiel - irgendwelcher Art - zu füllen, offensichtlich gar keinen großen Bock auf diesen Film. Man wartet eigentlich auch vergeblich die ganze Zeit darauf, dass der 1980er Pop-Song "I wear my Sunglasses at Night" eingespielt wird, aber nein, selbst dies wird einem vermiest. Was Stallone in seinen etwas späteren Filmen noch perfektionieren wird - nämlich das ironische Unterwandern von einigen Erwartungen - ist hier noch nicht zu erwarten.
Er steht zusammen mit dem Hai stellvertretend für eine recht kurze Ära in Hollywood, wo geglaubt wurde, alles könne mit Muskelkraft gelöst werden, so im Stile: "Papa, was ist eigentlich 5+3?" - "Warte, ich hau die Zahlen platt!"
Keinerlei richtige Lösungsansätze, keine tiefgreifende Story, markige Muskelbepackte Männer mit knochentrockenen Onelinern, die einfach mal sinnbefreit durch die Gegend töten. Und um die Fallhöhe zu minimieren, werden diese Männer auch noch zu Einzelgängern degradiert, so dass, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie mal verlieren, kein Verwandter mit ihnen mitleidet.
Sicher, in diese Ära fallen solche Klassiker wie Predator, Terminator, Conan, Rambo, Running Man, Total Recall aber dann auch solche Gurken wie City Cobra, City Hai, Over the Top, Phantom Commando. Und das ist besonders schade, da man ganz genau sehen kann, dass alle diese vier Filme durchaus das Zeug dazu gehabt haben, was wirklich großartiges zu werden.
Und obwohl, das damals allesamt Blockbuster waren, sie sind ehrlich gesagt, scheisse gealtert, und nicht umsonst kamen mit Bruce Willis und Nicolas Cage relativ schnell die Normalo-Action-Helden in die Spur.
Also was haben wir: Ein Gockel mit Sonnenbrille, Elvis-Tolle, Zahnstocher im Mund tötet im Vorbeigehen eine ganze Sekte. S-P-A-N-N-E-N-D!
Festhalten, jetzt die Wertung:
Im Gegensatz zu Dirty Dancing, dem ich trotz Verriss zugestandt, dass er sein Publikum abholt und wirklich gut ist, ist Cobra (und auch Hai) tatsächlich eine Gurke, eine nicht wahrgenommene Chance, und damit - so klar muss man leider sein - schlecht:
3 Punkte (was sich im Übrigen in etwa mit der Metacritic Wertung deckt, was für mich derzeit der einzige halbwegs zutreffende aggregierte Wertungsindikator ist )
P.S.: Leider nicht ganz so spassig geraten, wie mein Dirty Dancing Review, aber dafür habe ich auf die obligatorischen Tiraden gegen den deutlich wahrnehmbaren faschistoiden Unterton verzichtet, um ja niemandem auf die Füße zu treten ;-)