Bewertung: 3.5 / 5
Steven Spielberg, der in den vergangenen Jahren vorrangig ernste und in der Historie verankerte Stoffe verfilmt hat, bleibt seinem Weg auch mit Die Verlegerin treu. Mit Meryl Streep und Tom Hanks hat er gleich zwei Filmgrößen in markanten Rollen besetzt, wobei es um nichts Geringeres als einen Pressescoop aus den siebziger Jahren geht. Dieser erschütterte einst die ganze USA und wurde von Spielberg mit viel Liebe fürs Detail umgesetzt.
Die Verlegerin Kritik
Der Vietnamkrieg, in den die USA 1965 aktiv eintraten, war ein unbarmherziger, verlustreicher Konflikt, dem breite Teile der US-Bevölkerung ablehnend gegenüberstanden. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Verluste, traumatisierter Veteranen und moralischer Fragen, die nach und nach aufkamen. In diese aufgeheizte Stimmung platze 1971 die Veröffentlichung der sogenannten "Pentagon-Papiere", zuerst teilweise durch die New York Times und später ausführlicher durch die Washington Post. Deren Verlegerin Katharine "Kay" Graham (Streep) und ihr Vize Ben Bradley (Hanks) standen vor der schwierigen Entscheidung, die Aufklärung der amerikanischen Bevölkerung über alles zu stellen und die Gründe des Krieges offenzulegen - oder aber sich rigoros gegen die Regierung zu positionieren und mit der Herausgabe das ganze Unternehmen zu gefährden, und nicht zuletzt sich selbst...
Trailer zu Die Verlegerin
Unvorstellbar, dass es noch gar nicht so lange her ist, aber Tageszeitungen, einst die Blutbahnen der schnellen Informationsweitergabe, sind heutzutage durch andere Medienformen nahezu ersetzt worden. Zu Beginn der 70er Jahre aber erlebten sie weiter ihre schier unzerstörbare Vormachtstellung und so ist es nur nachvollziehbar, wenn hochrangige Politiker gerne bestimmte Scoops unterbinden wollten. So auch in den USA, wo vor über vierzig Jahren die Veröffentlichung der sogenannten "Pentagon-Papiere" einen Skandal auslösten, da die amerikanische Bevölkerung über den Vietnamkrieg teils gravierend belogen worden war.
Menschen verdienen es, die Wahrheit zu erfahren, und so handelten einst die Vertreter der New York Times und kurz darauf der Washington Post. In Zeiten von Fake News ermutigend zu sehen, wenn sich Journalisten derart den Tatsachen verschreiben - und im Grunde wird all jenen, insbesondere aber den Entscheidern bezüglich der Pentagon-Papiere ein Denkmal gesetzt. Zwar mag es ein weitläufiges Berufsethos sein, doch ist das Vorgehen wie in Die Verlegerin keine Selbstverständlichkeit, gerade wenn drastische Strafen drohen, wie in diesem Fall abzusehen.
Spielberg erzählt die bewegende Geschichte mit routiniertem Fingerspitzengefühl, der sich auf seine Schauspieler einmal mehr verlassen kann. Eine Streep weiß, wie man eine Rolle beherrscht, ein Hanks sucht und findet das Dominante wie auch das Komische in seinen Figuren und gibt mit seiner Kollegin ein wahrhaft schlagkräftiges Team ab. Ein solcher Film kann aber nicht nur von ein, zwei Personen abhängig sein und so wie ein Scoop eine spannende Quelle braucht, so sind auch hier Journalisten gefragt, die das ganze Gebilde erst stützen. Mit Bob Odenkirk als Ben Bagdikian und Matthew Rhys als Whistleblower Daniel Ellsberg (wobei Rhys wie eine junge Version von Odenkirk wirkt) sowie all den anderen Darstellern ist das Casting rundherum gelungen und macht die ganze Historie erst richtig lebendig.
Ein überdurchschnittlicher Film, der weitgehend spannend inszeniert ist, auch wenn in manchen Momenten das Ganze ein wenig zäh wirkt und Spielbergs Perfektionismus mit dem ganzen Detailreichtum im Mittelteil etwas ermüdet. Der deutsche Titel Die Verlegerin mag etwas spröde daherkommen, fokussiert sich aber im Gegensatz zu "The Post" besonders auf die Rolle der Verlegerin Kay Graham, die mit ihrer Entscheidung einst Mut und Weitsicht bewies. Über allem aber lagert stets ein Hauch von Nostalgie, wenn Druckerpressen fast wie vor Jahrhunderten bestückt werden (Gutenberg sei Dank), Massen an Zeitschriftenstapeln vorbeirauschen und man förmlich die Druckerschwärze riecht. Spielberg versprüht Liebe für das gedruckte Wort und setzt mit seinem Film ein deutliches Statement für mehr Authentizität und Ehrlichkeit.