Bewertung: 3 / 5
Dracula Untold ist ein Film mit solch riesigem Potenzial, dass es einen fast schon wütend macht, dass man daraus so wenig gemacht hat. Klar, die Origin des berühmtesten Vampirs aller Zeiten versucht eindeutig auf der Schiene der Superhelden-Verfilmungen mitzufahren, was ja schon der Eingangssatz erahnen lässt. Aber warum nicht? Immerhin ist Dracula ja auch im Comic-Bereich ein bekannter Widersacher.
So stört es nicht mal, dass wir CGI-Schlachten haben und Vlad III. den Vampirirsmus quasi als Supersoldaten-Serum nutzt. Denn Dracula an sich, wird überragend von Luke Evans dargestellt. Man nimmt ihm den Fürsten genauso ab wie den verzweifelten Menschen als auch den Vampir. Leider bleibt einem nur Luke Evans in Erinnerung, da alle anderen Figuren austauschbar sind und keine Charaktertiefe haben.
Hier muss man ganz klar sagen, dass 92 Minuten nicht reichen für einen Film, der richtig gemacht ein echter Epos hätte sein können. Denn neben Luke Evans stimmt auch der Look. Transylvanien sieht toll aus, die Armeen der Osmanen (nein ich möchte nicht Türken schreiben) sind impressionant und selbst die zuvor angesprochen "Superkräfte" passen. In 92 Minuten muss man jedoch durch die Handlung rasen, welche im Endeffekt nur 3 Tage überspannt. Schon das Intro bekommen wir in animierter Kurzfassung spendiert - dies alleine hätte einen kompletten Film umspannen können. Dann passiert alles ganz schnell, eine neue Vampirregel wird etabliert um schnell genug bisschen Superhelden-Action zu servieren. Hier sterben dann Menschen auf beiden Seiten...egal. Die Osmanen sind halt Erobrerer, die Transylvanier kennen wir nicht. Schlussendlich kommt es noch zu einem persönlichen Konflikt, der in einem Nebensatz erläutert wird und auch verpufft.
Hier wäre soviel möglich gewesen, auch wenn man dem Film zu Gute halten muss, dass er wenigstens versucht sich an geschichtliche Begebenheiten zu halten.
Trailer zu Dracula Untold
Hier haben wir jedoch ein weiteres Problem und zwar Dracula selbst. Davon abgesehen, dass die Romanfigur als Vampir böse sein muss und es bis heute nicht sicher ist, dass Vlad III, tatsächlich die Inspirationsquelle für Stoker war, so serviert man uns hier einen strahlenden Helden. Konflikte werden angedeutet, das Monster akzeptiert da er der Retter Europas ist. Die Fallhöhe des Vampirs, der alles aus gutem Grund macht wird nur angedeutet und das persönliche Drama verpufft ebenfalls. Selbst die Geschichten des Pfählers werden angedeutet und ins korrekte Licht gerückt. Vor allem das Ende lässt dann Dracula als größten Helden unter allen Monstern erscheinen, was einfach nicht wirklich passen will. Motivation und Charakterentwicklung passen, aber warum man sich nicht traut am Ende dann wirklich das Monster, was der Vampir durch seine Blutgier halt ist, zu zeigen, bleibt die große Frage. Vor allem da sicherlich weitere Teile geplant waren wie ein Zeitsprung andeutet. So bleibt Dracula nicht mal ein toller Antiheld. Das darf gerne so sein, trotzdem darf man nicht vergessen, dass man hier ne Origin-Story erzählen, quasi ein Dracula Begins, wollte.
Oder wäre es tatsächlich später mal zu einem Universals Dark Avengers-Film gekommen? Keine Ahnung, denn die Mumie war so gesehen ja der echte Start ins Dark Universe. So gefiel mir Dracula Untold trotzdem deutlich besser, was auch am Setting und der Hauptfigur liegt. Echten Horror gab es wie bei der Mumie jedoch auch hier nicht. Zwar gab es einige brutalere Szenen, das gesamte historische Setting ist düsterer gehalten, aber ansonsten verfolgt man doch konsequenter den Superhelden-Weg. Wie erwähnt funktioniert auch dies besser als bei der Mumie, wo gleich mehrere Genres durch den Fleischwolf gedreht wurde,.
Es bleibt ein Film mit riesigem Potenzial und der Frage, was wäre wenn man noch ne halbe Stunde dran gehangen hätte.