Bewertung: 4 / 5
Man mische Tim Burtons schräge Figuren- und visuelle Einfälle mit einer Abwandlung der Geschichte um Frankensteins Monster, angereichert um tragische Liebe und Außenseitertum und man bekommt "Edward mit den Scherenhänden". Besetzt mit zwei schon bekannten und weiter aufstrebenden Schauspielern, Johnny Depp und Winona Ryder, trug "Edward mit den Scherenhänden" sicherlich zur Karriere von Johnny Depp maßgeblich bei und festigte Burtons Ruf als einmaligen Filmemacher. Inhalt: Peg Bogg (Diane Wiest) fährt als Avon-Beraterin durch ihre kleinbürgerliche Vorstadtnachbarschaft. Ihre Touren sind nicht gerade erfolgreich und so beschließt sie kurzerhand, dem nahegelegenen Schloss auf dem Gipfel eines Hügels auf Suche nach Kundschaft einen Besuch abzustatten. Statt einer neuen Kundin findet sie dort Edward (Johnny Depp) ein künstlich geschaffener Mensch, der "nicht vollendet" ist: Statt Hände besitzt Edward Scheren und Messer. Aus Mitleid will Peg Edward ein neues Leben in der Gesellschaft ermöglichen und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, um ihm eine Famiie zu bieten. Dem naive Edward begegnet die Nachbarschaft mit Zurückhaltung. Auch Pegs Tochter Kim (Winona Ryder) ist zunächst nicht sehr von Edward angetan. Aber Edwards gutmütige Art und sein Talent, künstlerisch mit seinen Scheren umzugehen, machen ihn beliebt. Doch nicht bei jedem. Kims Freund Jim (Anthony Michael Hall) nutzt Edwards Naivität und Talent aus und bringt ihn mit der Poliziei in Konflikt. Schnell findet sich Edward Feindseligkeiten der Gemeinde ausgesetzt, die immer weiter führen ... Eigene Meinung: Eine klassische Frankensteingeschichte gepaart mir einer Version von "Die Schöne und das Biest", die in einer satirereichen Welt angesiedelt ist. Die Story von "Edward mit den Scherenhänden" ist auf Grund der bekannten Muster schon relativ leicht vorhersehbar. Die Tragik der Figuren wirkt zwar trotzdem, aber weniger über die Geschichte an sich. Der Satireteil ist jedoch bemerkenswert gut gelungen. Die Überzeichnung der Vorortmentalität, der Figuren und der reinen (bunten) Optik funktioniert allein schon von den Bildern her. Die Figuren, gerade die Nachbarinnen und Kims Vater, vermitteln dazu noch den satirischen Biss in Handlung und Dialog. Die Figur des Jim ist vielleicht ein wenig zu schablonenhaft geraten, was aber auch an Halls magerem Schauspiel liegen kann. Schauspielerisch ist Depp mehr als überzeugend, Wiest und Arkin sowie Baker glänzen daneben ebenfalls. Winona Ryder gefällt mit hingegen nicht 100%ig, sie spielt ein wenig zu eindimensional Kims Figur. Die Inszenierung ist gut gelungen, die Aussagen der Szenen wirken. Kamera ist präzise, weitgehend in Standardshots gehalten. Schnitt und Musik sind sehr gut, das Szenenbild ist besonder positiv hervorzuheben. Ein Blick auf das Schloss und man erkennt die Anspielungen der Geschichte und das es sich um einen Burtonfilm handelt. Eine Totale auf die Nachbarschaft und die überzeichnete Spießigkeit und Tratschkulisse wird deutlich. Insgesamt eine interessante Mischung aus Satire und Tragik, der vielleicht ein bisschen was fehlt, um ein ganz genialer Film zu werden. Etwas zu vorhersehbar und stoisch. Fazit: "Die Schöne und das Biest" a la Frankenstein mit einer guten Portion Gesellschaftssatire, überwiegend guter Cast, etwas vorhersehbar. 8/10 Punkte.
Edward mit den Scherenhänden Bewertung