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Eine Leiche zum Dessert

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Eine Leiche zum Dessert Kritik

Eine Leiche zum Dessert Kritik

Eine Leiche zum Dessert Kritik
0 Kommentare - 10.02.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Eine Leiche zum Dessert" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der geheimnisvolle Millionär Lionel Twain (Truman Capote) versammelt die größten Detektive der Welt auf seinem Anwesen. Darunter Sidney Wang (Peter Sellers), Dick Charleston (David Nicekn), Milo Perrier (James Coco), Jessica Marbles (Elsa Lanchester) und Sam Diamond (Peter Falk). Bei einem gemeinsamen Abendessen werden sie von dem blinden Butler Jamesir Bensonmum (Alec Guinness) und der taubstummen Köchin Yetta (Nacny Walker) bewirtet. Als der Gastgeber Twain vor ihnen erscheint, erzählt er ihnen, dass es um Punkt Mitternacht zu einem Mord kommen wird und derjenige, der das Verbrechen löst, eine Million Dollar erhalten wird.

Dunkle Gassen, Informanten, messerscharfe Gedanken, pure Kraft, exzentrische Charaktere, noble Herkunft, raue Fasern, intellektuelle Gedankengänge, Einsamkeit, Schlagfertigkeit und vieles weiteres beschreiben den Kriminalfilm. Da gibt es nicht die eine Epoche, in welcher er stattfindet, sondern es ist eine ganze Reihe an Ideen und Stigmata, die sich über die Jahrzehnte entwickelt und weitergedacht worden sind. Da reiht sich der Morast und gleichsam die Sucht nach dem Voyeurismus des Endes. Daß daß Genre dann natürlich ein leichtes Opfer für eine Analyse oder Parodie sein kann, verwundert nicht. Schließlich wirken einige Dinge daran oft so sinnbefreit, wie die Suche nach dem Motiv. Der Film spricht das gekonnt in einigen Momenten an und lässt zwischen den Zeilen wirklich viel über die Abgründe der Menschheit aufscheinen. Was bringt den Menschen dazu, sich mit dem Tod zu befassen? Was bringt den Mensch dazu, sich mit dem Nachvollziehen des Todes zu befassen? Das sind Fragen, denen man sich nie stellt. Man erachtet das wohl an Nobel und wenngleich das nicht so zentral ist, wie etwa die Tatsache, daß die Figuren alle Karikaturen klassischer Detektive darstellen. Nicht jede dieser Karikaturen ist zeitgemäß und auch das sogenannte Yellow-Facing ist aus heutiger Sicht vielleicht etwas unglücklich.

Wenn große Ermittler aufeinandertreffen, dann treffen auch die Egos aufeinander. Die großen Stalltüren, die auch Schauspieler, aber auch manche Filmfigur haben, sind es, die die Figuren in ihrem Narzissmus sehr gut beschreiben. Ob ein abgeklärter, knallharter, der im Sinne von Humphrey Bogart seinen Hut und Mantel bis tief ins Gesicht trägt, wird dann mit dem genauen Gegenteil konfrontiert. Da steht dann im Raum, ob es nicht auch sein kann, daß dieser Macher-Mann homosexuelle Tendenzen aufweist. Und hier zeigt sich das Drehbuch erstmals als clever, weil der Film gekonnt mit Stereotypen spielt, provoziert und damit ein Thema aufgreift, daß sich im heutigen Kino immer wiederfindet, wenn man von sogenannter toxischer Männlichkeit spricht. Nun ist Neil Simons Drehbuch vielleicht nicht so clever, wie etwa Billy Wilders Manche mögen’s heiß (1959), weil auch nicht gänzlich mit Rollenbildern gebrochen wird. Doch der Wille ist da. Und das, daß nicht gänzlich in Eine Leiche zum Dessert funktioniert, liegt primär daran, daß der Film sich nicht traut, auch ganz mit den Stereotypen der Weiblichkeit zu jener Zeit zu sprechen. Die Rollen, die Eileen Brennan und vor allem Maggie Smith verkörpern, bedienen doch eher männliche Perspektiven, denen es so ein wenig an Weitsichtigkeit fehlt. Nun ist das natürlich in einer Komödie nicht das Kernelement und seichter sind sie zumeist auch, doch man merkt schon, daß dieser Film dann an einigen Stellen ein Produkt seiner Zeit ist.

Davon abgesehen versteht sich der Film auch mehr als Hommage und Parodie auf die Literaturwelt. Daß die Charaktere dabei immer wieder auf ihre äußeren Merkmale und das offenkundige reduziert werden, ist nicht schlimm, weil sich Komödien eben da auf einer oberflächlichen Ebene abspielen. Da werden dann sehr sexuelle Witze auf Kosten von älteren Damen gemacht. Oder auch der grenzenlose Verfolgungswahn und Narzissmus der einzelnen Figuren vorgeführt. Besonders an dem Ermittler Sam Diamond lässt sich das gut erkennen. Aber auch die anderen Ermittler bekommen da ihr Fett weg. Gerade wenn es zur Auflösung kommt, persifliert der Film so gekonnt die üblichen Querelen und Klischees von Kriminalfilmen, indem ein sehr selbstbewusster Ermittler erklärt, wie er auf die Lösung des ganzen Dilemmas gekommen ist. Daß diese Erzählung, samt des Entgegenhaltens des schurkischen Masterplans dann in ein dialogisches Chaos münden, ist das, was Eine Leiche zum Dessert so atemberaubend macht. Die Schauspieler sind dabei so gut gewählt, weil sie nie mit den Figuren und all den Absurditäten brechen. So etwa, wenn sie sich von Raum zu Raum bewegen und dann hinter ein großes Geheimnis geraten, nach welchem die Menschen, die sie gerade noch sahen, einfach verschwanden. Doch die eigentliche Stärke des Films liegt dabei nicht in dem Gezeigten, sondern in der Konzipierung. So machen sich Krimis einen Spaß daraus, den Zuschauer in ihrem Konstrukt stöbern zu lassen. Falsche Fährten werden da gelegt und nach und nach kristallisieren sich die wahren Beweggründe der Figuren heraus. Und dieser Film ist einerseits so gekonnt darin, seine Figuren wahrlich in diesen Themen zu erklären und gleichsam aber auch die teils absurd verkomplizierten Handlungen und Zusammenhänge der Geschichte aufs Korn zu nehmen. Plötzlich spielt da die Familie eine Rolle und beim Zuschauer eröffnet sich hier aber kein „Aha“ sondern ein „Hä“. Es ist für den Zuschauer schlicht unmöglich, die gesamte Geschichte ob ihrer Sinnhaftigkeit zu entwirren und daraus zieht der Film gekonnt seinen Reiz.

Gekonnt greift der Film dabei die Marotten der literarischen, wie filmischen Vorbilder um, trinkende Detektive, die Fluchen, Menschen, die zu viel essen, denen das logische Denken erschwert ist, die kaum einen richtigen Satz vonstatten bringen oder auch das erhabene und über die Masse gestellte einiger Figuren werden hier perfekt ins Kreuzfeuer genommen. Dabei offenbart der Film, wie unperfekt diese Helden sind und gleichsam auch, daß einige von ihnen vielleicht nicht immer so richtig gehandelt haben. Es ist ein Offenlegen falscher Helden, aber auch ein Loblied an den unperfekten Menschen, der seine Fehler ausbalancieren kann. Die Wahl eines Truman Capotes in einer Nebenrolle bekommt sogar nochmal doppelten Boden, indem dieser Mann mit seinem Roman „Kaltblütig“ natürlich die komplette Realität in den Thriller geholt hat. Daß er es ist, der dann das quere Denken dieser Kulturen, Charaktere aufdeckt, die irgendwie auf eine Lösung kommen oder auch nicht, ist an Genialität gar nicht mehr zu überbieten. Das Ganze wird von großartigen Slapstickeinlagen immer wieder untermalt.

Ein etwas altmodisches, aber sehr böses Werk, das sich zwischen Albernheiten und gekonnten Spitzen auf ein ständig wandelndes Genre bewegt, ist Eine Leiche zum Dessert. Dabei sind es vor allem die Schauspieler, besser gesagt der All-Star-Cast, der dieses Werk so enorm unterhaltsam macht. Ob das nun wirklich Sinn ergibt und man das wirklich nachvollziehen kann, darf man anzweifeln, dennoch sind gerade parodistischen Einlagen um Klischees mehr als nur sehenswert.

Eine Leiche zum Dessert Bewertung
Bewertung des Films
810

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