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End of Watch

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End of Watch Kritik

End of Watch Kritik

End of Watch Kritik
0 Kommentare - 20.11.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "End of Watch" ist.
End of Watch

Bewertung: 3.5 / 5

In LA fahren die beiden Polizisten Mike Zavala (Michael Peña) und Brian Taylor (Jake Gyllenhaal) seit Jahren gemeinsam Streife. Mittlerweile sind die besten Freunde und Zavala zudem noch Vater geworden. Seit Monaten filmt Zavala ihre Einsätze mit einem Camcorder und auch sein Privatleben wird gefilmt. Bei einem ganz normalen Einsatz kommt es plötzlich beinahe zu einer Katastrophe und die beiden geraten in eine Schießerei.

In Werken über die Exikutive geht es meist um große Themen der Moral. Nach den Erkenntnissen der Weltgeschichte fällt es Künstlerinnen und Künstlern nämlich oft schwer, die ausführende Gewalt als das Gute und Rechtschaffende anzusehen, den eventuell ein naiver Blick auf jene Polizisten vermitteln will. Seine Hochzeit hatte das Genre wohl zwischen den 1970er und 1990er Jahren, wo es den Noir so ein wenig ablöste. Doch aus heutiger Sicht, scheinen Filme über Polizisten – wenn überhaupt – nur noch mit ironischer Komponente stattzufinden und nur noch vereinzelt gemacht zu werden. Mit End of Watch lieferte David Ayer dann einen Film, der sich in gewisser Weise in einem ungemütlichen Zeitgeist widerspiegeln sollte. Denn das Werk, welches vor allem den Found Footage-Charakter zu sich hat und sich damit versucht von etwaigen Genre-Konkurrenten zu emanzipieren, lässt den Zuschauer gerade wegen dieses Gimmicks ein wenig ratlos zurück. Nun ist Found Footage erstmal etwas, was einen dokumentarischen Charakter zu sich hat. Im Prinzip ein minimaler Bruch mit der vierten Wand, weil die Beteiligten sich bewusst sind, daß sie gerade gefilmt werden. Auf einer anderen Ebene macht dieser Umstand aber vielleicht auch etwas mit dem Zuschauer und so nimmt ein Found Footage Film Videospieleske Züge an, indem der Zuschauer ein sehr dynamisches Verhältnis zum Werk bekommt, ohne aber eingreifen zu können. Das kann interessant sein, aber genauso manipulativ ist es auch.

Denn in End of Watch wird der Zuschauer eben an die grausamsten Orte von Los Angeles geführt. Beobachtet Häuserkämpfe, Razzien, Festnahmen und pure Gewalt. Dabei klammert das Drehbuch von David Ayer nun wirklich kein einziges Cop- und Verbrecher-Klischee aus. Es wird bedrohlich, jeder hat eine Waffe und ständig müssen diese Polizisten darum bangen, eine weitere Nacht zu überleben. Daß sie das trotz dessen so gelassen hinnehmen und während ihrer Streifzüge eigentlich über klischiertes und banales Zeug aus ihrem Privatleben reden, ist dann wiederum eben auch gängiges Copfilm-Klischee, sorgt aber dafür, daß der Zuschauer spielend leicht eine Bindung zu den Figuren aufbauen kann. Gleichzeitig ist dieser Umstand aber auch den beiden Hauptdarstellern Jake Gyllenhaal und Michael Peña zu verdanken, deren Chemie einfach funktioniert. Dabei streut Ayers Drehbuch auch sehr gut clevere Dialoge ein, die die Tatsache, daß die beiden eine längere Freundschaft miteinander hegen, wirklich authentisch machen. Das was sie bereden ist natürlich Hollywoodklischee und verleiht den Figuren einen Edelprolcharme. Aber was, die beiden dabei durchaus spannend macht, ist, daß sie vom reinen Habitus auch auf der anderen Seite zu finden sein könnte. Nun wirkt das Werk erstmal gar nicht so durchdacht, weil man sehr episodisch viele Klischees zeichnet, doch wenn man die Figuren und den Umstand ihres sozialen Standes mal genauer durchleuchtet, wird klar, daß hier eigentlich fast gleichgesinnte – also aus ähnlichen Verhältnissen stammende Individuen – gegeneinander ausgespielt werden.

Natürlich sind die Verbrecher meist Migranten, die mit Menschen, Waffen und anderen Dingen handeln. Eben das klischierte Bild. Und selbst wenn End of Watch nicht genau offenlegt, warum dem so ist, so ist doch klar, daß Ayer hier eine systemische Analyse an den Tag legt. Besonders vor dem Hintergrund des Finales ist das überdeutlich. An der Stelle muss ich auch einen Spoiler einbauen, weil der gesamte Film damit seine Botschaft vermittelt. Wenn man den Film also vor dem Hintergrund betrachtet, daß die soziale Unterschicht gegen Polizisten aus der sozialen Unterschicht vorgeht, dann hat daß System die Individuen gegeneinander ausgespielt. Natürlich heißt das nicht, daß nicht jeder einzelne auch für sein eigenes Handeln verantwortlich ist. Doch wenn man sich dann das Finale anschaut, indem ein weißer und ein hispanischer Polizist in eine Schießerei geraten, die dann nur der weiße Polizist überlebt, dann ist deutlich, wem die Welt letztlich gehört. Natürlich wird der Mann auch verwundet und erleidet ein Trauma. Doch das eigentliche Opfer ist dann wieder ein Einwanderer. Ayer kostet dieses Finale auch gekonnt aus, indem der Film den Zuschauer lange an der Nase herumführt. Vor dem Hintergrund der Stadt der Engel ist dem gesamten Spiel natürlich eine weitere metaphorische Ebene hinzuzuführen, weil Los Angeles eben als Metapher auf die pervertierte Form des Kapitalismus immer gut funktioniert.

Unterdessen signalisiert der Film auch deutlich, daß das Übertreten von Grenzen für das Überleben auf diesen Straßen unabdingbar ist. Wenngleich hier ein weiteres Klischee bedient wird, so zieht der Film den Großteil seiner Faszination nicht zuletzt auch daraus, daß diese Polizisten nicht wirklich auf der „guten Seite“ zu finden sind. Ein Umstand, der ebenso auch aus dem New Hollywood-Kino stammen könnte und die Figuren dabei eben doch interessant macht. Klar vereint sie auch eine latent homoerotische Männerfreundschaft, die durch den inflationären Gebrauch von Kinderreihen überspielt wird, aber das aufzuarbeiten braucht mal als nur ein paar kluge Worte. Indessen sieht der Zuschauer dabei zu, wie willkürlich teilweise – wenn auch im Endeffekt berechtigt – Häuser betreten werden, Informationen unter größtem Druck erhalten. Dann wiederum gibt es aber auch eben die Kehrseite der Anti-Moral, indem die Figuren von verschiedensten Parteien, teils mit schweren Waffen beschossen werden. Die Spannung, die daraus entsteht, ist vor allem durch die immer wechselnde Stimmung und Tonalität begründet. Sie ist in sich logisch, weil das Funkgerät im Auto der Beiden sie immer zu neuen Orten ruft. Da ist dann nichts mehr von den strahlenden Lichtern Los Angeles zu sehen, sondern nur noch Dunkelheit und grauenhafte Gestalten, die keinen Spaß verstehen. Dieser Revierkampf ist unter anderem auch deshalb spannend, weil es da einfach eben gewisse Menschen gibt, vor denen sich das Gesetz scheut, sich mit ihnen anzulegen.

Da ist also kein Platz für Ehrlichkeit. Ein Umstand, den der ein oder andere Polizist auf diesem Revier noch feststellen muss. Da werden teilweise Menschen auf das übelste entstellt oder ermordet, sodass die Frage, warum man einen solchen Job macht, immer berechtigter wird. Und wie man dann noch sauber bleibt, wäre dann die nächste Frage. Ein weiterer Grund, warum man all das so authentisch findet, liegt neben Gyllenhaal und Peña auch im restlichen Cast. Sowohl Frank Grillo, Natalie Martinez, Anna Kendrick und David Harbour spielen hier gekonnt auf. Die Damen sind dann zwar mehr für den emotionalen Anker verantwortlich und verdeutlichen, was es zu verlieren gibt, dennoch sind Frauen im Film nicht nur untätig, sodass man das durchaus einfach so stehen lassen kann.

Von unglaublicher Intensität getragen, liefert End of Watch einen tiefen Einblick in die Abgründe der Menschen. Dabei wird die Geschichte zwar zur Nebensache erklärt und auch das Gimmick kommt nicht ohne Manipulation aus, auf der anderen Seite liegt der große Reiz auch in der Hektik und der Unwissenheit darüber, wie das nur weitergehen wird. Gyllenhaal und Peña fesseln, weil sie zwischen den Gefühlsregungen klischierter Dialoge auch einen ständigen Wechsel der Emotionen abliefern, der das Werk nahbar und ehrlich macht.

End of Watch Bewertung
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